Trauer um Grünen-Politiker "Machs gut, Ströbi"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist verstorben. Mehrere Parteifreunde drücken bei t-online ihre Trauer aus.
Die Grünen trauern um Partei-Urgestein Hans-Christian Ströbele. "Ein Querkopf und Freigeist ist von uns gegangen", sagt Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) t-online. "Hans-Christian Ströbele war Grüner und Parlamentarier durch und durch. Er war gradlinig, aufrichtig und hartnäckig. Die Politik war sein Leben."
Ströbele starb am Montag im Alter von 83 Jahren, wie sein Rechtsanwalt Johannes Eisenberg nun mitteilte. "Hans-Christian war ein Anwalt der Straße, da für die Menschen", sagt Göring-Eckardt. "Sein Antrieb war die Verteidigung der Bürgerrechte, gegen jede staatliche Obrigkeit."
"Ein feiner Kerl, integer und treu"
Der frühere RAF-Anwalt Ströbele, dessen Markenzeichen ein roter Schal, leuchtend weiße Haare und sein Fahrrad waren, war 2002 als erster Grüner per Direktmandat im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg in den Bundestag gewählt worden und ging damit in die Parteigeschichte ein. Ströbele hatte die Grünen mitgegründet und saß 21 Jahre lang im Bundestag.
"Hans-Christian Ströbele war ein feiner Kerl, integer und treu", sagt Göring-Eckardt. "In unseren Herzen bleibt er unverwechselbar: Mach’s gut, Ströbi!" Die Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger sagte t-online: "Hans-Christian war für so viele über Jahrzehnte in der Partei Identifikation, Inspiration und Freund. Es ist unfassbar traurig und wir werden ihn, seine kritischen und aufrichtigen Worte zutiefst vermissen. Ohne ihn und sein Wirken wäre die grüne Geschichte eine andere und sein Werk und seine Art werden auch weiter in der Zukunft strahlen."
Grünen-Politiker Anton Hofreiter sagte t-online: "Hans-Christian Ströbele war ein besonderer Mensch und Politiker." Wenige Abgeordnete seien mit ihrem Mandat so ernsthaft umgegangen wie er. "Ich habe mich oft bei Abstimmungen im Bundestag eng mit ihm beraten – vor allem bei Gewissensfragen wie Militäreinsätzen, bei denen auch ich nicht immer mit der Fraktionsmehrheit gestimmt habe. Ich werde ihn sehr vermissen."
Künast: "Er hatte immer einen grünen Faden"
Ex-Grünen-Fraktionschefin Renate Künast hat Ströbele Ende der Siebzigerjahre in Berlin kennengelernt; sie hat mit ihm und anderen gemeinsam die Alternative Liste gegründet. "Die Nachricht von seinem Tod stimmt mich sehr traurig", sagte sie t-online: "Seine Beharrlichkeit und seine Klarheit haben mich immer beeindruckt. Er war kompromisslos und hat immer hinterfragt."
Das sei oft "anstrengend" gewesen, erinnert sich Künast, die seit 2002 im Bundestag sitzt: "Aber jede Partei braucht einen, der die Gegenfrage stellt." Ströbele habe immer den Finger in die Wunde gelegt: "Er hatte immer einen grünen Faden, war immer extrem gut informiert. Er war einer, der in Zeiten der Stürme stehen konnte." Persönlich habe sie ihn immer "als offenen, integren und auch fröhlichen Menschen" erlebt: "Er wird fehlen."
Auch die Grüne Jugend trauert um Ströbele. "Wir sind geschockt und traurig über den Tod von Hans-Christian Ströbele", sagt Grüne-Jugend-Chef Timon Dzienus t-online. "Er war ein unbeirrbarer Kämpfer für Frieden, Freiheit und eine gerechte Welt – und darüber hinaus ein richtig feiner Mensch. Er ist sich und seinen Werten und Idealen immer treu geblieben und war für uns und viele andere junge Menschen damit stets ein Vorbild." Sein konsequenter Einsatz für Bürgerrechte werde nicht nur in der Grünen Partei fehlen. "Die Lücke, die er hinterlässt, ist gewaltig."
- Eigene Recherche