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"NoCovid"-Wissenschaftler: Politik handelt gegen Willen der Mehrheit


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NoCovid-Wissenschaftler warnen
"Politisches Handeln desorientiert und entkoppelt"


25.03.2021Lesedauer: 2 Min.
Warten auf bessere Zeiten? – Die Verfechter einer "NoCovid"-Strategie erklären, wir könnten schon weiter sein, wenn nicht zu früh gelockert worden wäre, als die Instrumente zum Schutz noch fehlten. (Symbolfoto)Vergrößern des Bildes
Warten auf bessere Zeiten? – Die Verfechter einer "NoCovid"-Strategie erklären, wir könnten schon weiter sein, wenn nicht zu früh gelockert worden wäre, als die Instrumente zum Schutz noch fehlten. (Symbolfoto) (Quelle: Arne Dedert/dpa)
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Die Corona-Fallzahlen in Deutschland steigen deutlich. Wie wirksam gegengesteuert werden kann, darüber wird gestritten. Nun rechnen Wissenschaftler,

Sie hatten eindringlich gemahnt, nicht zu früh zu lockern, weil dann die nächste Welle kommt. Jetzt steigen die Zahlen drastisch: Anklagend und enttäuscht meldet sich eine Gruppe von Wissenschaftlern, die die "NoCovid"-Strategie zur deutlichen Senkung der Fallzahlen empfohlen hatte. So sollte Deutschland nicht von Lockdown zu Lockdown rutschen. Sie appellieren erneut: "Es braucht dringend einen Kurswechsel!"

Die Wissenschaftler werden deutlich: Die Politik handele gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung, heißt es in einer Stellungnahme: Überwiegend seien die Menschen gegen ungeschützte Öffnungen bei steigenden Infektionen, sie verlangten mehr Maßnahmen zur Eindämmung.

14 Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen

Das Statement kommt von der "NoCovid"-Gruppe, die sich aus 14 Wissenschaftlern zusammensetzt. Unter den Experten aus verschiedenen Gebieten sind Virologin Melanie Brinkmann, Infektionsforscher Michael Meyer-Hermann, aber auch der Ökonom und Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, der Physiker Dirk Brockmann vom RKI und Markus Baier, Präsident des Bayerischen Hausärzteverbands.

Ihre Bestandsaufnahme ist vernichtend: "Weder gibt es ein definiertes Ziel noch eine klare Strategie der Pandemiebekämpfung. Wichtige Eindämmungsinstrumente werden nach wie vor nicht wirksam eingesetzt: Kontaktnachverfolgung, Teststrategie und Impfungen." Nächster Vorwurf: "Die politischen Debatten wirken teilweise uninformiert, das politische Handeln erscheint desorientiert und entkoppelt von der Position der Bevölkerungsmehrheit." Jetzt sei die geplante Osterruhe gestrichen und andere Schritte, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bringen, fehlten.

Aktuell "wachsende Besorgnis"

Was aktuell passiert, sehen die Wissenschaftler "mit wachsender Besorgnis". Sie kritisieren heftig, dass nach dem Infektionsschutzgesetz gültige Grenzwerte ignoriert und gefasste Beschlüsse aufgeweicht wurden – und dass nun auch darüber gesprochen wird, Inzidenzen weniger Beachtung zu schenken. Ihre Begründung: Ist die Inzidenz hoch, füllen sich auch weiterhin automatisch Krankenhausbetten mit schweren Covid-19-Fällen.

Was wollen die Forscher also? Sie sprechen aktuell nicht von "NoCovid", das Ziel erscheint auch derzeit weit weg. Sie sagen aber: "Übergeordnetes Ziel aller Maßnahmen sollte es sein, den R-Wert unter 1 zu drücken und dort zu halten." Damit würden die Infektionszahlen kontinuierlich sinken. Nur so sei eine nachhaltige und strukturierte Öffnungsperspektive möglich. Nach einem Jahr Pandemie werde die auch dringend gebraucht: Der müden Bevölkerung müsse ein deutliches Ziel gezeigt werden, das Sinn stiftet.

Ziel sind "grüne Zone"

Bedeutet das strengen Lockdown? Nicht unbedingt, sagen sie. "Die Bevölkerung braucht klare Empfehlungen, wie private Kontakte sicher stattfinden können – im Idealfall draußen, mit Abstand, Maske und nach negativem Schnelltest". Ihre Vorstellungen decken sich zum Teil mit dem, was in Modellstädten Ziel ist und versprochen wird: Öffnen bei konsequentem Testen und noch besserer und gezielterer Kontaktnachverfolgung.

Wo die Zahlen unten sind, soll es grüne Zonen mit mehr Freiheiten geben, die besonders geschützt werden. Entsprechende Gegenden mit so niedriger Inzidenz gebe es. Die Wissenschaftler betonen auch, dass Schulen und Kitas höchste Priorität haben müssten – allerdings unter größtmöglichem gesundheitlichen Schutz der Kinder und Jugendlichen, ihrer Familien sowie der in den Einrichtungen Beschäftigten.

Die Wissenschaftler raten auch, den Abstand zur zweiten Impfdosis zu verlängern, damit schnell mehr Menschen die erste, bereits einen gewissen Schutz bietende Impfung schnell erhalten können.

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