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Angela Merkel im RTL-Interview: "In diesen Zeiten kann ich schlecht abschalten"


Interview bei RTL und ntv
Merkel: "In diesen Zeiten kann ich schlecht abschalten"

Von t-online, sje

Aktualisiert am 04.02.2021Lesedauer: 4 Min.
Angela Merkel: Die Bundeskanzlerin gibt bereits ihr zweites Fernsehinterview in dieser Woche.Vergrößern des BildesAngela Merkel: Die Bundeskanzlerin gibt bereits ihr zweites Fernsehinterview in dieser Woche. (Quelle: Sandra Steins/Bundesregierung/reuters)

Eigentlich gibt die Bundeskanzlerin äußerst selten Interviews. Am Donnerstag trat sie jedoch erneut vor die Kamera. Das Thema: wieder die Corona-Pandemie. Merkel wird dabei ungewöhnlich persönlich.

Am Dienstag gab Bundeskanzlerin Angela Merkel eines ihrer seltenen Interviews in der ARD. Nun folgte gleich das nächste: 15 Minuten Sondersendung am Donnerstag bei RTL und ntv. Die Fragen der Moderatoren Frauke Ludowig und Nikolaus Blome drehten sich, ähnlich wie in der ARD, um die Corona-Pandemie.

"Ich sehe ein leichtes Licht am Ende des Tunnels, aber es ist eine unglaublich schwere Zeit", sagte Merkel. Der Scheitelpunkt der zweiten Welle sei überschritten. Die Infektionszahlen gingen deutlich herunter, es kämen zunehmend Impfungen. Allerdings seien Zielwerte noch nicht erreicht.

Wie gerne würde ich auch was Gutes verkünden

Merkel wurde in dem Interview ungewöhnlich persönlich. Die Lage beschäftigte sie viel: "In diesen Zeiten kann ich schlecht abschalten". Sie denke viel nach, sei als Bundeskanzlerin sowieso immer im Dienst und spreche viel mit Experten. "Ich denke natürlich auch viel nach, abends, morgens." Auch nachts würde sie manchmal aufwachen. Gefragt nach ihrem Haarschnitt verwies sie auf ihre Assistentin. Und: "Damit, dass man langsam grau wird, damit muss man dann leben."

Merkel verwies auf die Gefahr durch Mutationen des Virus. Sie warb erneut um Verständnis für ihre Politik. Sie müsse immer wieder "harte Entscheidungen" treffen. "Und wie gerne würde ich auch was Gutes verkünden. Aber es hat ja keinen Sinn, wir dürfen ja auch keine falschen Hoffnungen wecken, und deshalb versuche ich, immer realistisch zu sein." Am besten wäre es, die Fälle so weit zu drücken, "dass wir wirklich Spielraum zum Öffnen haben", so die Kanzlerin.

Bund und Länder wollen am 10. Februar über ihr weiteres Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Bei ihren Beratungen am 19. Januar hatten sie beschlossen, den Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie bis Mitte Februar zu verlängern. Restaurants und Bars, Freizeiteinrichtungen sowie viele Geschäfte bleiben zumindest bis zu diesem Zeitpunkt geschlossen. Bund und Länder hatten aber zugleich vereinbart, dass eine Arbeitsgruppe ein Konzept für eine "sichere und gerechte" Öffnungsstrategie erarbeiten soll.

"Ein schnelles Öffnen, um schnell wieder zuzumachen, hilft uns auch nicht"

Auf die Frage, was bei der Konferenz mit den Länder-Regierungschefs herauskommen werde, sagte Merkel: "Ich kann's Ihnen noch nicht sagen, was wir Mittwoch machen werden, weil ich noch fünf Tage die Entwicklung abwarten muss. Weil ich mir angucken muss, wie weit ist das britische Virus schon vorgedrungen." Sie blieb jedoch ihrer Linie treu, den Lockdown nicht zu früh beenden zu wollen: "Ein schnelles Öffnen, um schnell wieder zuzumachen, hilft uns auch nicht." Sie mahnte erneut zu Vorsicht und Geduld. "Wir müssen jetzt noch ein bisschen durchhalten."

Deutschland könne es sich nicht leisten, in eine Situation zu geraten, wie es etwa Portugal passiert sei: "Große Öffnungen um die Weihnachtszeit, die britische Version des Virus, und dann ein überlastetes Gesundheitssystem". Schon zu Weihnachten sei das Personal auf den Intensivstationen an der Grenze der Belastbarkeit gewesen: "Wir sind da gerade so durch gekommen", so die Kanzlerin.

Ziel: Gute Entscheidung für die Wirtschaft

Beim Bund-Länder-Treffen wolle man "eine Entscheidung treffen, die insgesamt für die Wirtschaft gut ist", sagte Merkel. "Wenig Infektionszahlen bedeuten auch eine bessere Situation für die Wirtschaft, das haben alle Untersuchungen gezeigt." Sie bekräftigte Aussagen, die Alternativen seien nicht Gesundheit oder Wirtschaft beziehungsweise Gesundheit oder Bildung, sondern beides gemeinsam. Bisher sei es nur so gewesen, dass sich zwar sicherlich alle Mühe gegeben hätten, zum Beispiel Friseure, Restaurants oder Schulen, "aber wir sehen doch, wenn sie alle zu haben, gehen die Zahlen runter."

Die Kanzlerin zeigte sich in dem Interview betroffen über Schicksale von alten Menschen, die bei ausbleibenden Impfungen in Angst vor einer tödlich verlaufenden Corona-Infektion leben müssen. "Da gibt es dramatische Schicksale." Umso mehr müsse man die anderen Schutzregeln einhalten, gerade in den Pflegeheimen. "Wir müssen jetzt ganz, ganz vorsichtig noch sein, damit auf den letzten Metern nicht so viele Menschen noch sterben."

Die Auswirkungen des Lockdowns seien ihr durchaus bewusst, so Merkel. Sie verwies auf bestehende Hilfsangebote, zum Beispiel bei Einsamkeit oder häuslicher Gewalt. "Wenn wir wieder aufmachen, werden wir viel nachzuarbeiten haben." Es gelte, jetzt für die Zukunft zu lernen – es sei schließlich nicht auszuschließen, dass es eine ähnliche Situation in einigen Jahren noch einmal geben könnte.

Merkel: Schnelle Impfstoff-Entwicklung erstaunlich

Zugleich wies Merkel Vorwürfe zurück, dass Menschen sterben würden, weil nicht schneller geimpft werde. "Wenn vom ersten Tag an der Impfstoff dagewesen wäre, wären vielleicht weniger Menschen gestorben", sagte sie. Aber so könne man dies nicht aufrechnen. Es sei im Gegenteil erstaunlich, wie schnell der Impfstoff entwickelt worden sei.

Sie hätte im Sommer 2020 noch nicht damit gerechnet, dass bereits zu Weihnachten Impfstoffe vorhanden sein würden. Sie verteidigte zudem ihre Entscheidung, die Impfstoffe über die EU-Kommission zu erwerben. Verzögerungen bei der Lieferung von Impfstoffen stehen heftig in der Kritik.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters
  • RTL: "Angela Merkel im RTL-Interview: "Ein schnelles Öffnen, um schnell wieder zuzumachen, hilft uns auch nicht""
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