Impfstoff-Hersteller zuversichtlich Biontech-Chef: "Quasi-Normalität im nächsten Winter"
Das Mittel von Biontech ist der erste Corona-Impfstoff, den die EU zugelassen hat. Der Hersteller aus Mainz macht auch Hoffnung angesichts der Corona-Mutation in Großbritannien.
Die ersten Auslieferungen des Corona-Impfstoffs können nach Angaben des Herstellers Biontech an diesem Mittwoch starten. Bis Ende des Jahres stünden 12,5 Millionen Dosen für die EU bereit, teilte Biontech-Geschäftsvorstand Sean Marett auf einer Pressekonferenz mit. Bis zum 26. Dezember sollten die Dosen in jedem EU-Mitgliedsland sein, damit die Impfungen am 27. beginnen könnten.
Nach Einschätzung des Unternehmens könnten durch Impfungen bis Ende des Sommers ein "normales Leben" erreicht werden. "Normal in dem Sinne, dass keine Shutdowns mehr nötig sind, die Geschäfte normal arbeiten können und dass wir die Zahl von Krankenhauseinlieferungen und Todesfällen senken können", erklärte Biontech-Chef Uğur Şahin.
Biontech-Chef: "immer wieder kleine Ausbrüche"
Trotzdem wird das Coronavirus die Menschen die nächsten zehn Jahre begleiten, so Şahin. "Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es immer wieder Infektionen und kleine Ausbrüche gibt", sagte er auf der Pressekonferenz. Um gegen die Corona-Pandemie erfolgreich zu sein, brauche es aber nicht nur den Biontech-Impfstoff, sondern auch die Präparate anderer Hersteller.
All diese Dosen würden dazu beitragen, dass genügend Impfstoff zur Verfügung stehe, damit 60, 70 oder vielleicht 80 Prozent der Bevölkerung vor dem Herbst nächsten Jahres geimpft werden könnten, sagte Şahin weiter. "Das ist wichtig, denn diesen Winter werden wir noch keinen Effekt der Impfungen auf die Infektionszahlen haben. Aber wir müssen einen Effekt haben, um sicherzustellen, dass wir im nächsten Winter eine Quasi-Normalität, eine neue Normalität haben."
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Impfstoff soll auch gegen Mutation wirken
Der Medizinforscher geht davon aus, dass der Impfstoff auch gegen die in England entdeckte Mutation des Coronavirus wirkt. Er halte dies für "außerordentlich wahrscheinlich", erklärte Şahin. Falls erforderlich, könnte das bestehende Vakzin aber binnen sechs Wochen "umgearbeitet" und speziell auf die Mutation zugeschnitten werden. Dies wäre "technisch innerhalb kürzester Zeit" möglich, allerdings müsste ein neuer Impfstoff noch einmal ein Zulassungsverfahren durchlaufen. Biontech werde die Wirksamkeit seines Mittels bei der Mutation nun untersuchen und in zwei Wochen Ergebnisse vorlegen.
Die Mutation macht das Coronavirus neuesten Untersuchungen zufolge sehr wahrscheinlich leichter übertragbar. Zu diesem Schluss kommen Experten der englischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHS). Sie verweisen dabei auf Erbgut-Untersuchungen der neuen Variante und auf Modellrechnungen zur Ausbreitung. Eine der rund 20 Mutationen der neuen Variante B.1.1.7 dürfte insbesondere dazu beitragen, dass das Virus leichter übertragen werden könne.
Der Virologe Christian Drosten schrieb zu den PHS-Daten: "Das sieht leider nicht gut aus." Positiv sei aber, dass B.1.1.7-Fälle bislang nur in Gebieten zugenommen haben, wo die Gesamtinzidenz hoch oder ansteigend war. "Kontaktreduktion wirkt also auch gegen die Verbreitung der Mutante", so Drosten.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP