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Coronavirus in Deutschland: So soll ein Besuch im Impfzentrum ablaufen


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Berliner Organisator erklärt
So soll ein Besuch im Corona-Impfzentrum ablaufen

  • David Ruch
InterviewVon David Ruch

Aktualisiert am 24.11.2020Lesedauer: 6 Min.
Medizinerin bei der Impfung (Symbolbild): In Deutschland werden bis zum Jahresende mehrere Dutzend Corona-Impfzentren aufgebaut.Vergrößern des Bildes
Medizinerin bei der Impfung (Symbolbild): In Deutschland werden bis zum Jahresende mehrere Dutzend Corona-Impfzentren aufgebaut. (Quelle: TT/imago-images-bilder)
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In Deutschland läuft die Planung für den Aufbau der großen Corona-Impfzentren auf Hochtouren. Doch wie soll das eigentlich funktionieren? Albrecht Broemme erklärt es am Beispiel Berlin.

In dieser Woche hatte der dritte große Impfstoffentwickler positive Nachrichten zu vermelden. Nach Angaben des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca schützt sein Mittel gegen das Coronavirus etwa zu 70 Prozent vor einer Ansteckung. Bei spezieller Dosierung könnte die Wirksamkeit sogar bei 90 Prozent liegen.

Während die Zulassung von drei Impfstoffen kurz bevorsteht, bereitet man sich in Deutschland im Eiltempo darauf vor, die Mittel schnellstmöglich an den Patienten zu bringen. Bundesweit werden dafür 60 Impfzentren errichtet. In Berlin hat man diese Aufgabe Albrecht Broemme übertragen.

Wenige können so viel Erfahrung in Sachen Bevölkerungsschutz vorweisen wie der 67-Jährige. 1992 wurde er zum jüngsten Leiter der Berliner Feuerwehr berufen, von 2006 bis Ende letzten Jahres war er Präsident des Technischen Hilfswerks. Im Frühjahr 2020 holte der Berliner Senat den gebürtigen Darmstädter aus dem Ruhestand zurück, um unter seiner Führung ein Corona-Behandlungszentrum auf dem Messegelände zu errichten. Jetzt folgen die Impfzentren. Hier erläutert der Träger des Bundesverdienstkreuzes den Plan.

t-online: Herr Broemme, der Berliner Senat hat entschieden, sechs große Impfzentren in der Hauptstadt einzurichten. Wie viele Impfungen können diese Zentren bewältigen?

Albrecht Broemme: Wir rechnen bei jedem Impfzentrum pro Tag mit 3.000 bis 4.000 Impfpatienten, in ganz Berlin also etwa 20.000 täglich. Das ist eine hohe Zahl und verlangt eine gute Organisation innerhalb des Impfzentrums und ein gutes Terminmanagement. Insgesamt soll die Hauptstadt 900.000 Impfeinheiten in der ersten Phase bekommen. Da jeder Mensch zweimal geimpft werden muss, könnten damit also 450.000 Menschen geimpft werden.

Was waren die Kriterien für diese Zentren?

Sie müssen zum Beispiel gut über die Stadt verteilt sein. Und es müssen große Hallen sein mit mindestens 3.000 Quadratmetern Fläche. Dafür kam also die typische Turnhalle nicht in Betracht, sondern eher Messehallen, Flughäfen oder Ähnliches. Hinzu kommt: Der Impfstoff, der am Anfang zur Verfügung stehen wird, ist relativ kompliziert in der Handhabe. Er muss bei einer Temperatur von minus 75 Grad gelagert werden und unter kontrollierten Bedingungen aufgetaut werden.

Und das wäre an, sagen wir, 30 kleineren Standorten nicht möglich gewesen?

Je mehr Standorte man hat, desto komplizierter wird die Logistik. Zudem stand fest, dass der Impfstoff innerhalb der Impfzentren zunächst aufbereitet werden muss. Das ist dann auch eine Frage der Personalressourcen. Um mehrere Hunderttausend Menschen innerhalb von drei Wochen impfen zu können – nach dieser Zeit muss nämlich die zweite Impfung erfolgen – haben wir uns entschieden, dass sechs Impfzentren ein passendes Maß für Berlin wären. Wir hätten auch gar nicht in jedem Bezirk eine geeignete Halle gefunden, die sofort dafür zur Verfügung steht.

Wann müssen Sie denn fertig sein?

Anfang Dezember. Denn wir rechnen damit, dass der Impfstoff schon im Laufe des Monats kommen wird.

Das ist sportlich. Wie ist denn der aktuelle Stand?

Derzeit sind die Hallen noch nackt. Aber die Planungen sind nahezu abgeschlossen. Ich bin guter Dinge, weil ich mit Menschen zusammenarbeite, die Zeitdruck gewohnt sind. Ich singe gern das Hohelied auf die Messebauer, die innerhalb kürzester Zeit ganze Messen aufbauen können, wenn die Pläne nur klar genug sind. Sie werden in dieser Woche mit dem Ausbau beginnen.

Beschreiben Sie doch bitte einmal, wie so ein Impfzentrum aufgebaut ist.

Für alle Hallen gilt: Sie haben mindestens zwei Eingänge und getrennt davon mindestens zwei Ausgänge. Es kommen nur Menschen rein, die eine Einladung haben. Im Impfzentrum werden die Personalien erfasst, sofern sie für die Impfung erforderlich sind. Ein Fragebogen zur Krankengeschichte muss ausgefüllt sowie die Einwilligung zur Impfung unterschrieben werden. Dann geht es in die Impfkabinen. Jedes Impfzentrum hat fünf davon. Im Anschluss an die Impfung muss man noch eine halbe Stunde warten, um zu sehen, ob irgendwelche Probleme bei der Impfung auftreten oder Fragen zu klären sind.

Wie lange dauert es, diese Prozedur einmal zu durchlaufen?

Vom Betreten des Impfzentrums bis zum Verlassen etwa eine Stunde, wenn alles wie am Schnürchen läuft.

Sie sagen, man benötigt eine Einladung für die Impfung. Es ist also nicht so, dass man da einfach hingehen kann und sich impfen lassen kann?

Genau. Der Bund hat ja entschieden, dass die ersten Impfungen einem ausgewählten Personenkreis angeboten werden. Dieser Personenkreis muss noch abschließend definiert werden. Aber sicher ist, dass unter anderem Ältere und Personen mit Vorerkrankungen dabei sein werden, sowie Menschen, die in Krankenhäusern arbeiten, Ärzte etc. Die Einladung zur Impfung bekommt man per Post.

Wer arbeitet denn in den Impfzentren?

Zunächst einmal Ärzte, im Idealfall Impfärzte, die die Impfungen überwachen. Menschen, die im Sanitätswesen Grundkenntnisse haben und die dann für das Impfen geschult werden. Wir brauchen Logistiker, die den Müll wegbringen oder das Essen organisieren. Wir brauchen IT-Leute, Ordnungsdienste und schlichtweg auch Helfer, die älteren Menschen aus der Jacke helfen, wenn es sein muss, oder die sie vom Eingang bis zum Ausgang begleiten. Deshalb rechnen wir mit einem großen Personaleinsatz von 200 bis 300 Mitarbeitern pro Impfzentrum.

Kann man sich melden, wenn man mithelfen möchte?

Die großen Hilfsorganisationen wie der Arbeiter-Samariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz oder die Johanniter werden schon in den kommenden Tagen einen Aufruf starten. Da wird jede Meldung gern gesehen.

Sie sprechen davon, dass es Sicherheitsleute in den Impfzentren braucht. Befürchten Sie denn Vorfälle?

Es braucht in Einrichtungen solcher Größenordnung immer Security, die für einen geordneten Ablauf sorgt. Wir rechnen nicht damit, dass etwas passiert. Aber man weiß ja nie. Deshalb ist es richtig, dass sie da ist.

Wer sorgt denn dafür, dass Senioren oder schwer kranke Menschen, die nicht aus eigener Kraft in die Zentren kommen können, geimpft werden?

Für diese Fälle wird es mobile Impfteams geben. Ich würde davon ausgehen, dass man an jedes Impfzentrum eine mobile Impfstation andockt.

Und was ist mit Menschen, die auf der Straße leben?

Bei Obdachlosen stellt sich zunächst einmal die Frage, wie sie erreicht werden können. Per Post kann man sie ja schlecht informieren. Aber sie werden auch jetzt bei den Testungen berücksichtigt. Ich gehe deshalb davon aus, dass auch hier Impfungen möglich sein werden, wenn die Obdachlosen in die Gruppe der ersten Phase fallen. Diese Menschen darf man auf jeden Fall nicht vergessen.

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Sie sprechen von rund 20.000 Impfungen pro Tag. Bei diesem Tempo wäre man mit den 450.000 Impfpatienten bei zwei Impfungen innerhalb von eineinhalb Monaten durch. Werden die Impfzentren dann schon wieder abgebaut?

Die 450.000 Impfungen sind das Ziel in der ersten Impfphase, in der der Impfstoff noch knapp ist und besondere Anforderungen stellt. In der Tat hätten die Zentren nach Abschluss dieser Phase formal ihre Schuldigkeit getan. Aber natürlich könnte man das eine oder andere weiter betreiben, sofern es erforderlich ist und gewünscht wird. Dann aber wird es auch ein breiteres Angebot an Impfstoffen geben, die in Milliardenstückzahlen hergestellt werden und die, so wird es zumindest angekündigt, nicht diese Anforderungen an Kühlung und Aufbereitung stellen. Einen Engpass haben wir dann nicht mehr. Die Impfzentren könnten dann aber wichtig werden, um den allgemeinen Impfansturm aufzufangen, mit dem ich rechne. Damit darf man die niedergelassenen Ärzte nicht allein lassen.

Herr Broemme, eigentlich sind Sie mit 67 Jahren ja bereits im Ruhestand. Nun zog man sie im Frühjahr aber bereits für die Einrichtung des Corona-Behandlungszentrums auf der Messe Berlin heran.

Genau, das hat dort gut und sehr zügig geklappt, weil ich viele fleißige Menschen um mich hatte, die das ganz wunderbar umgesetzt haben. Deshalb ist man auch wegen der Impfzentren an mich herangetreten.

Was glauben Sie denn, warum man immer wieder auf Sie zurückkommt?

Wenn etwas gut funktioniert, dann kann man das ja wieder zum Funktionieren bringen. So einfach ist das. Ich habe ein gutes Netzwerk und ein tolles Team mit Architekten, Bauplanern und Personen aus dem Krankenhauswesen um mich, auf das ich schon bei dem Behandlungszentrum bauen konnte. Man kennt sich und man vertraut sich. Im Moment darf man nicht viel diskutieren. Da muss man auch mal auf Zuruf arbeiten können. Das kann aber nicht jeder.

Was könnte denn im Endspurt noch schiefgehen?

Es wäre ein Albtraum für mich, wenn der Impfstoff schon da wäre, wir aber sagen müssten, wir brauchen noch zwei Wochen. Es bleibt noch eine große Herausforderung, genügend Personal zu finden. Da bin ich aber sicher, dass wir das in einer gemeinsamen Kraftanstrengung mit Unterstützung von Senat und den Hilfsorganisationen hinbekommen. Bislang gab es kaum Schwierigkeiten. Die meisten haben begriffen, dass das jetzt wichtig ist und fragen, wo können wir helfen. Auch was die Behörden angeht, bin ich sehr zufrieden. Die Anzahl der Schnarchnasen ist diesmal relativ gering.

Herr Broemme, vielen Dank für das Gespräch.

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