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Belarussische Oppositionsführerin Tichanowskaja: "Wir brauchen eure Hilfe"


Besuch in Berlin
Belarussische Oppositionsführerin: "Wir brauchen eure Hilfe"

Von dpa
06.10.2020Lesedauer: 3 Min.
Proteste in Belarus: Die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja wirbt in Berlin um Unterstützung.Vergrößern des Bildes
Proteste in Belarus: Die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja wirbt in Berlin um Unterstützung. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa-bilder)

Die Anführerin der belarussischen Proteste wirbt bei ihrem Besuch in Berlin um mehr Hilfe. Jeder Sieg im Kampf gegen Machthaber Lukaschenko sei wichtig.

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja bittet Deutschland um mehr Unterstützung. "Wir möchten, dass Deutschland als eines der mächtigsten Länder der Welt bei Verhandlungen helfen kann", sagte Tichanowskaja vor einem Treffen mit Merkel in Berlin. Sie sei dankbar, dass die EU Sanktionen gegen Personen aus dem Umfeld von Machthaber Lukaschenko verhängt habe. "Das ist ein Sieg, aber es ist ein kleiner Sieg. Die Liste muss erweitert werden", sagte Tichanowskaja. "Jeder, der als Vermittler eintreten will, kann uns helfen", sagt sie.

Gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko gibt es seit Wochen Proteste in der Hauptstadt Minsk und anderen Städten. Auslöser war die umstrittene Präsidentenwahl Anfang August. Der 66-Jährige hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Die EU erkennt das Wahlergebnis in Belarus nicht an.

Opposition sieht Tichanowskaja als wahre Siegerin

"Wir sehen uns jetzt gezwungen, unsere Nachbarländer darum zu bitten, dass sie als Vermittler in dem Dialog zwischen den Einwohnern von Belarus und dem Staat auftreten. Wir schlagen vor, die OSZE zu nehmen", erklärte Tichanowskaja. Merkel könne für die Situation hilfreich sein.


Die Opposition sieht Swetlana Tichanowskaja, eine der Anführerinnen der Demokratiebewegung, als wahre Siegerin. Die 38-Jährige war bei der Präsidentenwahl am 9. August gegen Lukaschenko angetreten. Eigentlich hatte sich ihr Mann, der bekannte Blogger Sergej Tichanowski, kandidiert, jedoch wurde er festgenommen. Tichanowski prangerte in seinem Videoblog regelmäßig Korruption an. Kontakt zu ihrem Mann habe Tichanowskaja nur über ihren Rechtsbeistand.

Nach der Wahl musste sie auf Druck der Behörden Belarus verlassen. Seitdem lebt sie im EU-Land Litauen und trifft sich regelmäßig mit EU-Politiker, unter anderem mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Bei einer erneuten Wahl möchte sie jedoch nicht mehr antreten.

Mehr als 10.000 Festnahmen bei Protesten

Seit ihrer Flucht aus Belarus Mitte August steuert sie vom litauischen Vilnius aus die Proteste. Die Demokratiebewegung fordert den Rücktritt des Staatschefs, Neuwahlen sowie die Freilassung aller politischen Gefangenen. Am Sonntag etwa gingen mehr als 100.000 Menschen auf die Straße. Menschenrechtler werfen dem Machtapparat Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Es gab bereits mehrere Tote, Hunderte Verletzte und mehr als 10.000 Festnahmen.

Bei ihrem Besuch in Berlin zieht sie selbst eine Parallele zur Lage in der DDR 1989. "Ich habe Fotos von Menschen gesehen, wie sie auf der Mauer saßen und sie einrissen", erzählt die 38-Jährige in Berlin vor Journalisten und Vertretern verschiedener Organisationen. Auch in Belarus sind die Menschen gerade dabei, ihre Mauern einzureißen. So war es bei ihrem Besuch in Berlin am Montag auch das erste, was sie gemacht hatte: "zur Mauer zu gehen", wie sie sagte.

"Wir brauchen eure Hilfe"

In ihrem Telegram-Kanal verbreitete sie ein Foto dazu. Wenig später jubeln ihr dutzende belarussische Protestanten vor dem Brandenburger Tor bei einer Kundgebung zu. "Macht weiter. Wir wissen nicht wie lange dieser Kampf noch andauern wird, aber wir brauchen eure Hilfe", rief sie den Anwesenden zu.

Unterstützung sagte unter anderem CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak zu. "Wir stehen an der Seite der mutigen Frauen und Männer von #Belarus. Der Druck auf das Lukaschenko-Regime muss bleiben. Wahlfälscher dürfen keine Wahlsieger sein!", schrieb der Unionspolitiker auf Twitter. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt forderte schnelle Neuwahlen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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