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Russland attackiert t-online.de – Journalistenverbände weisen Kritik zurück


Nach kritischen Berichten
Russland attackiert t-online.de – Journalistenverbände weisen Kritik zurück

Von t-online, law

Aktualisiert am 31.01.2019Lesedauer: 4 Min.
Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, griff t-online.de und deutsche Medien an und beklagte eine "Verfolgung" russischer Medien in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, griff t-online.de und deutsche Medien an und beklagte eine "Verfolgung" russischer Medien in Deutschland. (Quelle: Tass/Imago)
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Das russische Außenministerium hat mehrere deutsche Medien scharf kritisiert, darunter auch t-online.de. Die Redaktion weist die Kritik ebenso zurück wie Journalistenverbände.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums hat mehrere deutsche Medien öffentlich scharf angegriffen. In Deutschland gebe es eine staatlich gesteuerte Verfolgung russischer Medien, behauptete Maria Sacharowa in ihrer wöchentlichen Pressekonferenz an diesem Donnerstag. Konkret richtete Sacharowa ihre Vorwürfe gegen t-online.de, "Bild" und "Deutsche Welle". Alle drei hatten – wie auch zahlreiche andere Medien – kritisch über russische Medien in Deutschland berichtet.

"Wir weisen die Kritik ausdrücklich zurück", sagt t-online.de-Chefredakteur Florian Harms. "Selbstverständlich sind wir weder staatlich gesteuert noch 'verfolgen' wir russische Medien. Wir berichten unabhängig und gründlich, aber kritisch über den Einfluss russischer Medien und des russischen Staates in Deutschland. Dass dies manchen Stellen in Russland nicht gefällt, liegt auf der Hand."

DJV: Russland geht es um Sendelizenz

Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) sieht keine sachliche Grundlage für die Vorwürfe. Der DJV-Vorsitzende Frank Überall erklärt die Attacke aus Moskau damit, dass Russland gerade um eine Sendelizenz für den Sender "RT Deutsch" in Deutschland kämpft. In Deutschland stößt dieser Wunsch angesichts der politischen Ausrichtung des Senders auf breiter Ebene auf Ablehnung. "Keine Sendelizenz für Propaganda" hatte der Journalistenverband seine Kritik zusammengefasst. DJV-Chef Überall sagte t-online.de, seitens der Führung in Moskau werde "Kritik an den eigenen Auslandsmedien (...) als Vorlage für weitere Verbalattacken auf den Westen genutzt."

Wenn der Kreml über die Sender seine eigene Sichtweise auf das Weltgeschehen transportiere, sei das vielleicht noch legitim, sagte Überall. "Diese extreme Einseitigkeit geht aber auch noch mit der steten Behauptung einher, die westlichen 'Mainstream-Medien' würden im Rahmen einer Verschwörung die Wahrheit verheimlichen. Das ist der Tenor bei 'RT Deutsch'."

Reporter ohne Grenzen verwundert über Vorwurf

Auch der deutsche Sprecher der Organisation Reporter ohne Grenzen wies den russischen Vorwurf entschieden zurück. "Von einer 'Verfolgung' russischer Medien in Deutschland kann keine Rede sein", sagte Christian Mihr. "RT und Sputnik sind keine unabhängigen Medien, sondern Nachrichtenkanäle des russischen Staates, die mit dem Ziel gegründet wurden, einem internationalen Publikum die russische Sichtweise der Welt zu vermitteln. Insofern kann man es nicht als 'Verfolgung' oder 'russophob' bezeichnen, wenn 'Bild' oder t-online diesen Medien ihre Unabhängigkeit von der russischen Regierung absprechen. 'Bild' und t-online dürfen in Deutschland im übrigen unabhängig von staatlicher Einflussnahme berichten, genauso dürfen das auch die russischen Auslandsmedien in Deutschland tun."

Außenamtssprecherin Maria Sacharowa hatte während ihrer Pressekonferenz das Thema "Russische Medien und ihre Verfolgung" selbst aufgegriffen. Die in Deutschland "nicht gerade unbeliebten Sender 'RT Deutsch' und 'Sputnik'" würden nicht kritisiert, sondern "verfolgt", behauptete sie. In diesem Tweet ist die englische Übersetzung eines Ausschnitts zu lesen* (t-online.de hat die Richtigkeit der Übersetzung überprüft):

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Die Kreml-Sprecherin suggerierte auch, "der Chefredakteur des MDR" unterstütze die Bemühungen um eine Sendelizenz für "RT Deutsch". Das ist falsch. In Deutschland arbeitet der Journalistik-Professor und Medienberater Wolfgang Kenntemich als Lobbyist für den russischen Sender. Kenntemich ist allerdings seit 2012 nicht mehr Chefredakteur des MDR.

Daraufhin hatte "Bild" geschrieben, Kenntemich werbe für den "Deutschland-Ableger von Putins Propaganda-Maschine". Russlands Sprecherin wirft "Bild" nun vor, eine "Hysterie" ausgelöst zu haben. DJV-Chef Überall sagt dazu: "Die Kritik an der Arbeit der russischen Auslandsmedien ist einhellig, wird aber in Deutschland von ganz unterschiedlichen Medien und Akteuren vorgebracht. Das zeigt, die Kritikpunkte sind fundiert."

t-online.de hatte russische Kanäle aufgedeckt

t-online.de wurde während der Moskauer Pressekonferenz namentlich an den Pranger gestellt. Das Nachrichtenportal sei "bekannt für seine Falschmeldungen über russische Medien", behauptete Sacharowa. Der Hintergrund könnte sein, dass t-online.de vor einigen Wochen in ausführlichen Recherche über russische Einflussnahme in Deutschland berichtet hatte: Sacharowa erwähnte eine Berichterstattung über Vereine und russischsprachige Vereinszeitungen und deren mögliche Verbindungen in Strukturen der russischen Außenpolitik. Die russische Botschaft hatte damals Fragen dazu nicht beantwortet.

In dem Text "Russlands heimliche Medienzentrale" berichtete die Redaktion über die Kanäle "Redfish" und "Maffick", die in Berlin ihren Sitz an der Adresse der RT-Tochter "Ruptly" haben. Alle gehören zum staatlichen russischen Medienbetrieb Rossija Sewodnja. Die Recherche sorgte europaweit für Aufsehen – und offenkundig auch in Russland.


Auch die "Deutsche Welle", der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik, habe "krasse Aussagen gegen russische Medien" getroffen, sagte Außenamtssprecherin Sacharowa am Donnerstag. Das sei ein Indiz für eine "orchestrierte, staatlich unterstütze Kampagne" gegen russische Medien.

Russische Medienaufsicht rüffelt BBC
Parallel zu den Attacken auf deutsche Medien hat die russische Medienaufsicht am Donnerstag mitgeteilt, dass das Programm der BBC World News in Russland "bestimmte Verstöße" begangen habe. Welche Folgen das haben wird, wurde nicht erklärt. Im Dezember hatte die britische Medienaufsicht festgestellt, dass RT in mehreren Beiträgen gegen Unparteilichkeitsregeln verstoßen habe. Dabei ging es um Berichte zur Vergiftung des früheren Spions Skripal.

Sacharowa kündigte an, die Artikel würden der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) für eine Untersuchung zugleitetet. Die OSZE hat auf eine Anfrage von t-online.de dazu noch nicht geantwortet.


DJV-Chef Überall sagte, einer eventuellen OSZE-Untersuchung sehe er entspannt entgegen: Russische Medienvertreter könnten in Deutschland frei arbeiten und berichten, was und wie sie wollen. "Dass nicht jeder mit ihnen reden möchte, müssen sie dabei genauso hinnehmen wie Kritik an ihrer Arbeit." Auflagen bei der Erteilung einer Rundfunklizenz gebe es für jeden Antragsteller – "gleich welcher Herkunft.“

*An dieser Stelle hatten wir zunächst geschrieben, es sei die Übersetzung des vollständigen Textes. Das Bild in dem Tweet gibt aber nicht die komplette Stellungnahme wieder. Die komplette Szene ist in den Quellen verlinkt. Im Text wurde auch ergänzt, dass Sacharowa die Berichterstattung über russischsprachige Vereine nannte.

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