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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ergebnisse nach Wahlkreisen Wo die Grünen in Hessen Historisches schafften
Wieder erleben die Berliner Koalitionsparteien bei einer Landtagswahl ein Debakel. Wo es in Hessen für CDU und SPD am steilsten bergab ging, wo Grüne und AfD profitierten. Das Ergebnis im Detail.
Zwei Landtagswahlen binnen zwei Wochen. Zweimal rauschen die Parteien der großen Koalition in Berlin dramatisch ab. Wie schon vor zwei Wochen in Bayern verändert auch die Landtagswahl in Hessen die politische Landkarte in dem Bundesland fundamental.
Die Union wird in ihren Hochburgen dramatisch geschwächt. Davon kann nicht zuletzt die AfD profitieren, aber auch die Grünen. Die Ökopartei dominiert die Städte. Die SPD hält mit Ach und Krach die Industrieregion im Norden. Die Ergebnisse im Detail.
Grüne gewinnen erstmals fünf Wahlkreise
Die Union bleibt in der Fläche die dominante Partei in Hessen. Entsprechend überwiegt das Schwarz auf der Karte der Wahlkreisergebnisse. 40 von 55 Direktmandaten gingen an Kandidaten der CDU. Das sind mehr Mandate, als ihr durch das Zweitstimmenergebnis zustanden. Die anderen Parteien erhalten damit Ausgleichsmandate. Das hat zur Folge, dass der neue Landtag in Wiesbaden mit 137 Abgeordneten der größte in der Geschichte Hessens sein wird.
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2013 gewann die CDU 41 Wahlkreise, sie gab also in der Summe einen ab. Die SPD verlor sogar insgesamt vier Wahlkreise, gewann noch zehn. Die Grünen konnten erstmals überhaupt in Hessen Wahlkreise gewinnen, fünf insgesamt. Unter anderem holte Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir das Direktmandat im Wahlkreis Darmstadt-Stadt I.
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Ihre stärksten Erststimmenergebnisse holte die CDU in den Wahlkreisen Fulda I und II mit 42,0 bzw. 41,2 Prozent. Vor fünf Jahren schnitt sie dort aber noch bei weitem besser ab. In Fulda I büßte sie nun 15,5 Prozentpunkte ein, in Fulda II sogar 19,1 Prozentpunkte. Die Grünen gewannen neben Al-Wazirs Wahlkreis außerdem Offenbach-Stadt, Kassel-Stadt I sowie Frankfurt/Main II und V. Wie in Bayern trumpften die Grünen also auch in Hessen vor allem in den Städten groß auf.
Bouffier wird auch in seinem Wahlkreis gerupft
Ministerpräsident Volker Bouffier konnte sich in seinem Wahlkreis Gießen II noch einmal retten. Bei herben Verlusten verteidigte er das Direktmandat zum fünften Mal gegen SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel. Das hellte das Abschneiden über das gesamte Bundesland betrachtet kaum auf. In Groß-Gerau I kam die Union mit minus 8,8 Prozentpunkten bei den Zweitstimmen noch am glimpflichsten davon.
Arg gebeutelt wurde der Landesverband im Osten Hessens. In Fulda II ging es 17,9 Prozentpunkte abwärts, in Fulda I 15,9 Prozentpunkte und in Main-Kinzig III 13,9 Prozentpunkte. In den beiden Fuldaer Wahlkreisen holte die Union mit jeweils mit 36,5 und 37,1 Prozent unterm Strich aber noch die besten Ergebnisse.
SPD kann Nordhessen verteidigen
Ähnlich heftig waren die Verluste der SPD. Da die Partei aber von einem niedrigeren Niveau als die Union in die Wahl ging, schmerzt der Absturz wohl noch mehr. Anders als in Bayern gaben die Sozialdemokraten in Hessen sowohl in den Städten als auch in ländlicheren Region viele Stimmen ab.
Am steilsten abwärts ging es in Marburg-Biedenkopf I und II (minus 15,6 bzw. minus 13,5 Prozentpunkte), sowie in Kassel-Stadt II (minus 13,7 Prozentpunkte). Die besten Ergebnisse erzielte die SPD im Norden Hessens rund um die Industrie- und Arbeiterstadt Kassel. In Kassel-Land I und II sowie in Schwalm-Eder I reichte es jeweils für mehr als 29 Prozent.
Die Grünen gewinnen bei den Besserverdienenden
Ihre Direktmandate gewannen die Grünen in den Städten. Am meisten zugelegt aber haben sie außerhalb der Ballungszentren. Im einkommensstarken Umland von Frankfurt am Main, im Hochtaunus und und in Main-Taunus, kletterten die Grünen zum Teil um zehn und mehr Prozentpunkte.
Ihre Top-Ergebnisse erzielte die Partei dennoch in den Städten. Frankfurt am Main V: 32,7 Prozent. Darmstadt-Stadt I: 31,2 Prozent. Kassel-Stadt I: 28,1 Prozent.
AfD in den Städten unterm Landesschnitt
Die AfD hat vor allem dort gewonnen, wo die CDU am meisten verloren hat. In Fulda II ging es für die Rechtspopulisten 14,3 Prozentpunkte rauf. Dort erzielten sie mit 18,2 Prozent auch ihr bestes Ergebnis. In Main-Kinzig III kletterten sie um 12,7 Prozentpunkte auf ihren zweitstärksten Wert von 17,7 Prozent.
Deutlich unter dem Landesschnitt blieb die Partei in den Städten. In vier von sechs Frankfurter Wahlkreisen kam die Partei auf weniger als neun Prozent. In Darmstadt blieb sie unter zehn Prozent, wie auch im Wahlkreis Kassel-Stadt I.
- Zahlen des Statistischen Landesamtes Hessen
- Eigene Recherchen