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Landtagswahl in Bayern: Das sind die Spitzenkandidaten


Die Kandidaten in Bayern
Landesvater gegen Anti-Söder und Flexi-Grüne

Von dpa, rok

Aktualisiert am 14.10.2018Lesedauer: 5 Min.
Die Wahlplakate von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CSU zur Landtagswahl in Bayern.Vergrößern des Bildes
Die Wahlplakate von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CSU zur Landtagswahl in Bayern. (Quelle: Matthias Balk/SPD/Grüne/CSU/dpa)

Am 14. Oktober wählen die Bayern einen neuen Landtag. Noch nie in den vergangenen Jahrzehnten stand die CSU so unter Druck. Das sind die Spitzenkandidaten der Parteien.

Die Parteien in Bayern gehen mit höchst unterschiedlichen Spitzenkandidaten in die Landtagswahl. Ein Überblick über die Bewerber der Parteien, die den Umfragen zufolge mit einem Einzug in den Landtag rechnen oder zumindest halbwegs realistisch darauf hoffen können. Nicht aufgeführt ist die AfD, die keinen landesweiten Spitzenkandidaten benannt hat.

CSU: Markus Söder (51). Im März dieses Jahres hatte Markus Söder sein großes Ziel erreicht: Im Landtag wurde er, als Nachfolger seines ewigen Rivalen Horst Seehofer, zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt. Seine eigentliche Bewährungsprobe aber kommt erst bei der Landtagswahl – da muss Söder versuchen, trotz seit Wochen sinkender Umfragewerte irgendwie doch noch die absolute Mehrheit der CSU zu verteidigen. Mit Herausforderungen kennt sich der Nürnberger aus. Der politische Ziehsohn von Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber war Generalsekretär, Europaminister, Umweltminister und schließlich Finanzminister. Kritiker werfen ihm vor, seine Karriere penibel geplant zu haben, halten ihm einen übertriebenen Ehrgeiz vor. Außerhalb Bayerns gilt er vielen als Scharfmacher und Populist. Selbst politische Gegner attestieren ihm aber Talent. Im Wahlkampf versucht Söder eine weitere Wandlung: vom Haudrauf zum sanften Landesvater. Da nämlich hat der Jurist, der bekennender Fan von Science-Fiction und ausgefallener Faschingsverkleidung ist, Umfragen zufolge noch Luft nach oben.

SPD: Natascha Kohnen (50). Die bayerische SPD-Chefin ist so etwas wie der personifizierte Gegenentwurf zu Söder. Natascha Kohnen mag eigentlich kein Haudrauf in der Politik sein, sie hat erst vor einigen Wochen ein wenig auf Attacke umgeschaltet. Dabei steht sie ebenso wie Söder vor einer großen Aufgabe: Sie muss versuchen, den SPD-Absturz in Bayern aufzuhalten, Rang zwei im Landtag hinter der CSU zu verteidigen. Kohnen ist eine Quer- und Späteinsteigerin in die Politik. Ein SPD-Parteibuch hat die studierte Biologin, die lange als Lektorin arbeitete, erst seit 2001. Zunächst war sie lange und erfolgreich kommunalpolitisch aktiv, im bayerischen Landtag sitzt sie seit 2008. Wenig später schlug sie der damalige SPD-Landeschef Florian Pronold als Generalsekretärin vor, auf den Posten gewählt wurde sie 2009. Im Mai 2017 wurde Kohnen schließlich zur neuen SPD-Landesvorsitzenden gewählt – zuvor hatte sie sich in einem Mitgliederentscheid gegen fünf männliche Mitbewerber durchgesetzt. Seit Dezember 2017 ist sie auch stellvertretende Bundesvorsitzende.

Freie Wähler: Hubert Aiwanger (47). Mangelndes Engagement kann Hubert Aiwanger niemand vorwerfen. Regelmäßig steht der Niederbayer mit seinem unbeschreiblichen Dialekt auf großen und kleinen Bühnen, in Bierzelten und Fußgängerzonen, um für sich und seine Gruppierung zu werben. Und ohne ihn geht bei den Freien Wählern nichts: Der Agraringenieur ist in Personalunion bayerischer Landesvorsitzender, Landtagsfraktionschef, Bundesvorsitzender - und Spitzenkandidat für die Landtagswahl. Im Landtag ist er eine Ausnahmeerscheinung, viele halten ihn für einen politisch begabten Populisten. Innerparteilich wird ihm von Kritikern ein egozentrischer und autoritärer Führungsstil vorgeworfen. Er kann lange Reden ohne jedes Manuskript halten. Aiwanger nimmt zudem für sich in Anspruch, auch außerhalb des Landtags viel politisch erreicht zu haben: zuletzt mit dem Volksbegehren für die Abschaffung umstrittener Straßenausbaubeiträge, das die CSU zum Handeln zwang. Der Einzug in den Bundestag blieb den Freien Wählern bisher verwehrt, doch Aiwanger hat nun ein neues Ziel: ab dem Herbst im Freistaat mitregieren.

Grüne: Katharina Schulze (33) und Ludwig Hartmann (40). Die Grünen haben traditionell zwei Spitzenkandidaten. Schulze ist der lautere Part der Doppelspitze: auf Demonstrationen omnipräsent, in Reden und Debatten kämpferisch und engagiert – so sehr, dass mancher CSU-ler gerne mal die Augen verdreht. Das aber ist Schulze völlig gleich. 2013 erst war sie in den Landtag eingezogen, machte dort eine steile Karriere, erst im Innenausschuss, 2017 wurde sie Fraktionschefin. Sie gilt als fleißige Arbeiterin, die sich leidenschaftlich für ihre Überzeugungen einsetzt. Kritiker werfen ihr bisweilen aber eine zu karrierebewusste Lebensplanung vor.


Schulzes Kollege Ludwig Hartmann stammt aus einer Grünen-Familie und zog 2008 erstmals in den Landtag ein. Dort hat sich der Kommunikationsdesigner einen Namen als Energieexperte gemacht. Hartmann gilt als ehrgeizig und Mann markiger Worte, der wenn nötig auch vor Streit nicht zurückschreckt. Kritiker vergleichen ihn bisweilen mit Markus Söder. Wie Schulze gehört auch Hartmann zur Generation der pragmatischen Flexi-Grünen.

FDP: Martin Hagen (37). Mit einem jungen Kandidaten an der Spitze will die FDP nach fünf Jahren Pause den Wiedereinzug in den Landtag schaffen. Der in Italien geborene und in Rosenheim aufgewachsene Hagen hatte sich in einer Urwahl gegen eine Reihe von Mitbewerbern durchgesetzt, am Ende in einer Stichwahl auch gegen den ehemaligen Landeschef Albert Duin. Der zweifache Vater ist äußerst redegewandt, kann überzeugend argumentieren – und kann quasi auf eine FDP-Karriere aus dem Bilderbuch verweisen: Politik-Studium, Unternehmensberater, Pressesprecher der bayerischen FDP-Landesgruppe im Bundestag, acht Jahre lang Hauptgeschäftsführer der bayerischen FDP, dann wieder selbstständiger Strategie- und Kommunikationsberater. Und jetzt bewirbt er sich nicht nur um ein Landtagsmandat, als Direktkandidat im Stimmkreis Rosenheim-Ost, sondern führt die FDP auch gleich noch als Spitzenkandidat in die Wahl am 14. Oktober. Obwohl die FDP derzeit nicht dem Landtag angehört, gibt sich Hagen ähnlich selbstbewusst wie auf Bundesebene Parteichef Christian Lindner. Sein Ziel für die FDP bei der Wahl: acht Prozent.

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Linke: Ates Gürpinar (33) und Eva Bulling-Schröter (62). Nachdem die Linke in den meisten Umfragen der vergangenen Monate nur bei 3 Prozent lag, sahen die Demoskopen sie im jüngsten "Bayerntrend" erstmals über der entscheidenden Fünf-Prozent-Hürde. Der Einzug wäre ein Novum in der Geschichte des bayerischen Landtags und dürfte auch dem Spitzenduo einen echten Karrieresprung garantieren. Dabei ist der junge Landeschef Gürpinar erst seit 2010 Mitglied in der Partei. Er wuchs im hessischen Darmstadt auf, erst zum Studium zog es ihn nach Bayern, an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Heute wohnt er im Münchner Glockenbachviertel.

An Gürpinars Seite steht die aus dem Bundestag viel Erfahrung mitbringende Bulling-Schröter, die von 2007 bis 2016 auch Landeschefin der Linken in Bayern war. Die gelernte Schlosserin und tief in der Gewerkschaft verwurzelte Ingolstädterin trat 1990 in die PDS ein, schon ab 1974 war sie Mitglied der DKP. 2008 trat sie in ihrer Heimatstadt als Kandidatin bei der Oberbürgermeisterwahl an; dabei erreichte sie 2,98 Prozent der Stimmen.

Verwendete Quellen
  • dpa
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