Steuern und Abgaben Die Deutschen werden regelrecht geschröpft
Deutschland hat die zweithöchste Steuer- und Abgabenlast aller Industrienationen. Der Staat greift seinen Bürgern sehr tief in die Tasche.
Für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener lag die Abgabenlast im Jahr 2016 bei 49,4 Prozent, wie aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Innerhalb der 35 Mitgliedsländer liegt die Quote nur in Belgien mit 54,0 Prozent noch höher, während der OECD-Schnitt lediglich 36,0 Prozent beträgt.
Die Arbeitgeber fordern, die Sozialbeiträge zu deckeln. "Ein weiterer Anstieg würde Beschäftigung und Wachstum stark gefährden", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer.
Nur die Hälfte der Zahlungen eines Arbeitgebers kämen bei einem alleinstehenden Durchschnittsverdiener tatsächlich als Nettolohn an. Neben Steuern gingen zwei Drittel der Belastung auf das Konto der Sozialversicherungsbeiträge.
"Mutige Strukturreformen müssen oberste Priorität in allen Sozialversicherungszweigen haben", sagte Kramer. "Auch bei der Steuer gibt es Handlungsbedarf." So seien zu viele Beschäftigte, die nur leicht oberhalb des Durchschnitts verdienen, vom Spitzensteuersatz betroffen.
Deutsche bei allen Belastungen über dem Durchschnitt
Für einen verheirateten Alleinverdiener mit zwei Kindern sieht es der OECD-Statistik zufolge durch Zuschüsse wie Kindergeld und Steuervorteile besser aus. Für sein Arbeitseinkommen habe 2016 die Steuer- und Abgabenlast 34 Prozent betragen. Dies sei der neunthöchste Wert der OECD-Staaten.
Bei allen Haushaltstypen liegt die Belastung in Deutschland allerdings über dem OECD-Durchschnitt. Die Ursache dafür sind nach Angaben der Organisation vor allem die hohen Sozialabgaben für Arbeitslosen-, Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung.
Andere Staaten nehmen ihren Bürgern viel weniger
Die Steuer- und Abgabenlast errechnet die OECD als den Anteil von Steuern sowie Sozialabgaben der Arbeitgeber und Arbeitnehmer an den gesamten Arbeitskosten. Im OECD-Durchschnitt lag diese Belastung für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener 2016 bei 36 Prozent.
Der Wert ging um 0,1 Prozentpunkte zurück. Dies sei vor allem das Resultat von Reformanstrengungen in einigen wenigen Ländern, erklärte OECD-Experte Pascal Saint-Amans. Steuersenkungen könnten nach seinen Worten vor allem im Bereich der kleinen und mittleren Einkommen Arbeitsanreize schaffen.
In Deutschland hat sich diese Steuer- und Abgabenlast beim alleinstehenden Durchschnittsverdiener seit 2013 um 0,2 Prozentpunkte erhöht. Seit dem Jahr 2000 ist sie allerdings um 3,5 Prozentpunkte gesunke