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Bauern rechnen mit Ernteausfällen wegen Hochwassers: Acker überflutet


Hochwasser in Niedersachsen
Getreide erstickt: Lage für Bauern verschärft sich

Von dpa-video
04.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Überflutete Äcker bei Emmerich in Nordrhein-Westfalen Germany: Wintergetreide würde laut Landwirten "ersticken" Meyer, wenn es etwa zehn Tage unter Wasser ist.Vergrößern des Bildes
Überflutete Äcker: Wintergetreide würde laut Landwirten "ersticken" Meyer, wenn es etwa zehn Tage unter Wasser ist. (Quelle: Markus van Offern/imago-video)

Hunderttausende Hektar Acker und Grünland sind derzeit laut niedersächsischem Bauernverband überschwemmt. Die Landwirte befürchten auf vielen Flächen einen Totalausfall der Ernte.

Fast jeder Landwirt ist nach Angaben des niedersächsischen Bauernverbandes derzeit von Überflutungen seiner Felder beziehungsweise von Nässeschäden betroffen. Wie viele landwirtschaftliche Flächen direkt von Hochwasser anliegender Flüsse oder anderer Gewässer beeinträchtigt seien, sei aktuell nicht genau abschätzbar, teilte das Landvolk Niedersachsen in Hannover auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

"Es sind mehrere Hunderttausend Hektar Acker und Grünland überschwemmt", sagte Landvolk-Präsident Holger Hennies der dpa. Auch Hunderte Hofstellen seien von Überschwemmungen betroffen, "glücklicherweise aber nur sehr wenige Betriebe so stark, dass auch Ställe betroffen sind und Vieh evakuiert werden musste".

In dem Dorf Hagen-Grinden im Landkreis Verden sind derzeit mehrere Höfe von Wasser umgeben. "Ohne die Feuerwehr, das THW und die Landwirte wäre hier gar nichts mehr gegangen", sagte Hella Bachmann, deren Familie seit Generationen in dem Ort auf der Weserinsel wohnt. Mit ihren Fahrzeugen seien die Landwirte die einzigen, die bei hohen Wasserständen Lebensmittel, Tierfutter oder Stromgeneratoren transportieren könnten. Rund 100 Einwohner tauschen sich in einer WhatsApp-Gruppe über gegenseitige Hochwasser-Hilfen aus. "Wir unterstützen uns gegenseitig", sagte die Kauffrau, die einen kleinen Pferdehof und ein Hotel betreibt. Der Landwirt Heinrich Blohme bringt mit seinem Trecker sogar die Post über die überflutete Straße auf die Weserinsel, wie der "Weser-Kurier" berichtete.

Bewirtschaftung durch den Dauerregen massiv erschwert

Auch an der Hunte in Oldenburg hat sich die Hochwasserlage verschärft. Hier wurden vier Pferdehöfe im Ortsteil Bümmerstede von der Stadt darauf hingewiesen, sich bereitzuhalten, ihre Pferde im Notfall zu evakuieren. Nadine Wilkens hat vorsorglich schon einige ihrer Tiere in Sicherheit gebracht, obwohl noch keine Evakuierung behördlich angeordnet wurde. "Die sind ja wie unsere Kinder", sagte Wilkens. Mehrere Pferde seien jetzt bei Freunden untergebracht.

"Die Solidarität unter Landwirten ist enorm. Da hilft jeder jedem", betonte der niedersächsische Bauernverband. Es hätten nur wenige Ställe mit Milchkühen evakuiert werden müssen. Deren Unterbringung sei aber eine besondere Herausforderung, da Ersatzställe auch über die notwendige Melktechnik verfügen müssten. Es handele sich um eine belastende Situation für besonders betroffenen Bäuerinnen und Bauern.

Weiden und Wiesen, mit Getreide oder Raps eingesätes Ackerland sowie Flächen mit Zuckerrüben oder Kartoffeln – bei vielen Flächen befürchten die Bäuerinnen und Bauern einen Totalausfall der Ernte. Zudem sei die Bewirtschaftung durch den Dauerregen massiv erschwert, sagte der Pflanzenexperte des niedersächsischen Bauernverbandes, Karl-Friedrich Meyer. Wintergetreide, also Pflanzen, die im Herbst gesät wurden, "ersticken" Meyer zufolge, wenn Flächen etwa zehn Tage unter Wasser sind. Auch beim Sommergetreide müsse mit etwa 20 Prozent weniger Ertrag gerechnet werden.

Zuckerproduktion leidet

Die Hochwasserlage erschwert für Europas zweitgrößten Produzenten Nordzucker die wichtige Rübenkampagne. Die Ernte sei in Deutschland zwar fast abgeschlossen, in einigen Regionen, etwa im Hochwassergebiet der Weser und Aller, gebe es aber noch einige Felder, die unter Wasser stehen, nicht erreicht oder befahren werden könnten, teilte das Braunschweiger Unternehmen auf Anfrage mit. Es werde zunehmend schwieriger, diese Rüben in den kommenden Wochen noch zu ernten, sagte eine Konzernsprecherin.

Die Feuchtigkeit führt ihr zufolge auch dazu, dass der Zuckergehalt in den Rüben nicht so hoch ist. Die aktuellen Witterungsbedingungen sorgten zudem dafür, dass die Rübenqualität abnehme. "Auch das erhöht den Aufwand bei der Zuckerproduktion in den Werken und wird sich auf das Ergebnis auswirken", sagte die Sprecherin.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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