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Hype um Meghan und Harry: Warum die Briten ihre Royals lieben


Anhaltende Begeisterung
Warum die Briten ihre Monarchie lieben

t-online, Christiane Link

Aktualisiert am 23.05.2018Lesedauer: 5 Min.
Ein begeisterter Zuschauer bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle: Die Mehrheit der Briten steht weiter treu zur Monarchie.Vergrößern des Bildes
Ein begeisterter Zuschauer bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle: Die Mehrheit der Briten steht weiter treu zur Monarchie. (Quelle: reuters)
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Die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle kostet die Briten mindestens 34 Millionen Euro. Für die Mehrheit ist das kein Grund, an Sinn und Zweck des Königshauses zu zweifeln.

Aus London berichtet Christiane Link

Rund 34 Millionen Euro dürfte die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle die britischen Steuerzahler gekostet haben. Das ist natürlich Wind auf die Mühlen der Gegner der Monarchie in Großbritannien. Sie bleiben dennoch eine Minderheit. Der Großteil der Briten ist und bleibt stolz auf das Königshaus. Doch auch den Unterstützern ist klar, dass eine rauschende und romantische Hochzeit die politischen Probleme ihres Landes nicht lösen wird.

Die Heirat von Prinz Harry und Meghan Markle hat die Briten für einen Tag von ihren Alltagsproblemen, den Grabenkämpfen um den Brexit und anderen Debatten abgelenkt. Für viele auf dem Kontinent unverständlich – die Briten stehen hinter ihrer Monarchie, der königlichen Familie und deren Traditionen. Selbst junge, liberale Briten unterstützen sie und es macht ihnen nichts aus, dass dafür Millionen an Steuergeldern eingesetzt werden.

Unterstützung ist ungebrochen und gleichbleibend hoch

Das Meinungsforschungsinstitut "Ipsos" untersucht seit Jahrzehnten das Verhältnis der Briten zur Monarchie und zur königlichen Familie. Die Unterstützung ist ungebrochen und gleichbleibend hoch. Mit der Hochzeit von William und Kate 2011 ist sie sogar noch leicht gestiegen und Beobachter erwarten, dass dieser Hochzeitseffekt in diesem Jahr durch die Trauung von Prinz Harry und Meghan Markle, dem Herzog und der Herzogin von Sussex wie sie sich seit der Hochzeit nennen dürfen, noch größer ausfallen könnte. Ein Jahr nach der Traumhochzeit von William und Kate gaben 80 Prozent der Briten bei Befragungen an, sie bevorzugten die Monarchie gegenüber einer Republik.

Lara Ruffle Coles ist eine Londonerin, die voll und ganz hinter der Monarchie steht. Die 34-Jährige arbeitet im Bereich digitale Medien und bezeichnet sich selbst politisch als "liberal". Sie unterstützt die liberal-demokratische Partei, lehnt den Brexit strikt ab, verbringt ihren Urlaub gerne im europäischen Ausland, bemüht sich, Fremdsprachen zu lernen und entspricht dem, was Briten wohl als "open-minded", also weltoffen bezeichnen würden.

Dennoch unterstützt sie die Monarchie und freute sich schon Tage zuvor auf das Ereignis des Jahres. "Ich würde mich nicht als Royalistin bezeichnen, auch meine Eltern waren keine Royalisten, aber ich finde, das britische Königshaus ist etwas Einzigartiges. Keines der anderen Königshäuser in Europa ist so beliebt und bekannt in anderen Ländern wie unseres."

Eigentlich ist das Preis-Leistungsverhältnis ganz gut

Dass Großbritannien für sein Königshaus jedes Jahr nicht unerhebliche Summen an Steuergeldern aufwenden muss, stört sie nicht. "Wir kriegen ja auch viel zurück für das Geld." Das ist eines der Argumente, das man am häufigsten hört, wenn man sich mit Briten über die Monarchie unterhält. Eigentlich sei das Preis-Leistungsverhältnis ganz gut, vor allem der Tourismus würde enorm von den Royals profitieren und auch der Präsident einer Republik würde am Ende Geld kosten, wahrscheinlich aber nicht ganz so viel einbringen.

Zum Thronjubiläum der Queen versuchte eine Unternehmensberatung auszurechnen, welchen Wert die Königsfamilie für die Tourimusindustrie hat und bezifferte die Einnahmen für 2015 alleine auf 535 Millionen Pfund (rund 609 Millionen Euro). Allerdings wollte die britische Tourismusorganisation "Visit Britain" die Zahlen so nicht bestätigen. Tatsache ist jedoch, Touristen kommen nach London, um den Buckingham Palast zu sehen, sie besuchen den Tower of London oder Westminster Abbey. Auch der Ort Windsor, 34 Kilometer westlich von London, wo Prinz Harry und Meghan Markle geheiratet haben, dürfte in den kommenden Jahren einen Besucherzuwachs erleben. Das Schloss ist eines der offiziellen Residenzen von Königin Elisabeth II.

Auch dass eine Monarchie der Demokratie nicht förderlich sein könnte, ist für die meisten Briten kein Argument, denn man habe schließlich eine konstitutionelle Monarchie. Das Parlament und die Regierung machten die Gesetze und nicht das Königshaus. Zwar hat die Königin auf dem Papier gewisse Rechte, aber für die Briten ist es unvorstellbar, dass die Monarchin oder einer ihrer Nachfolger diese gegen das Volk und die Demokratie zu Gunsten ihrer eigenen Macht nutzen würde.

Königin Elisabeth gibt dem Land Sicherheit und Stabilität

"Die Königin ist einfach eine beruhigende Persönlichkeit, auch weil sie schon so lange im Amt ist. Sie dient dem Land schon so lange als ältere, erfahrende Frau", sagt Ruffle Coles. Das gebe dem Land Sicherheit und Stabilität. Die Art und Weise wie die königliche Familie die Gesellschaft beeinflusst, empfindet sie vor allem in den letzten Jahren als positiv. "Prinz Charles sorgt sich sehr um den Erhalt der Umwelt beispielsweise." Auch der Rest der Familie sei gesellschaftlich engagiert. "Sie kümmern sich um unsere britische Identität." Die Londonerin findet das etwas Wunderbares.

Die Kosten der Hochzeit für den Steuerzahler waren es, die Jasmine Scott zuerst davon Abstand nehmen ließ, die Hochzeit überhaupt anschauen. Dann entschied sie sich um und ist nun froh, den Gottesdienst im Fernsehen verfolgt zu haben. Scott ist Assistenzlehrerin an einer Londoner Schule und setzt sich vor allem für benachteiligte Kinder ein. "Ich habe schnell gemerkt, dass das eine sehr bewegende Zeremonie der Liebe werden würde, fast so als ob zwei meiner Freunde heiraten würden", sagt sie. "Die jetzige Generation der königlichen Familie repräsentiert Großbritannien besser in Bezug auf Vielfalt als die Generationen davor."

Die Tatsache, dass Meghan Markle nicht aus einer Adelsfamilie stammt und dass von einiges Traditionen Abstand genommen wurde, gibt Jasmine Scott Hoffnung für die Zukunft des Landes. "Ich hatte nicht erwartet, so viele verschiedene afro-karibische Elemente während der Hochzeit zu sehen." Sie sei überrascht gewesen, wie groß der Einfluss von Meghan Markle gewesen sein muss, was sie sehr gefreut habe.

"Mal einen Tag nicht mit Politik beschäftigen"

Doch ob die Hochzeit das Land nach den Grabenkämpfen um den Brexit wieder vereinen werde, da bleibt Jasmine Scott skeptisch: "Wir haben alle geglaubt, die Olympischen Spiele in London 2012 würden Großbritannien zu einem besseren Land machen, aber es ist sehr schwierig, die Brüche eines Landes so lange zu verstecken." Es gebe viele soziale Probleme, die die Regierung endlich angehen müsse. "Es war ein schöner Tag für den Herzog und die Herzogin von Sussex, aber es sollte uns nicht von den Versäumnissen der britischen Gesellschaft insgesamt ablenken."

Das sieht auch Ruffle Coles ähnlich. "Es war gut, dass keine Staatsoberhäupter bei der Hochzeit waren". So habe man sich mal einen Tag nicht mit Politik beschäftigen müssen. "Aber die Hochzeit alleine wird die Spaltung des Landes nicht dauerhaft überwinden."

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