Nach Hetze in Dresden Pegida-Chef Bachmann entschuldigt sich für Pirinçci-Rede
Vom "Stargast" zur Persona non grata: Nach dem hetzerischen Auftritt des Autors Akif Pirinçci in Dresden hat sich Pegida-Chef Lutz Bachmann entschuldigt. Er schrieb bei Facebook von einem "gravierenden Fehler" und, dass Pirinçci am Montagabend vor der Semperoper eine nicht abgesprochene Rede gehalten habe.
"Ich hätte in diesem Moment die einzig richtige Entscheidung treffen müssen und sofort das Mikro abschalten." Er trage die alleinige Schuld "für diesen unmöglichen Auftritt", deshalb bleibe ihm nichts übrig, als sich "öffentlich und aufrichtig zu entschuldigen", so der Anführer des islamfeindlichen Bündnisses.
Vor allem der Satz in Pirinçcis Rede, "Es gäbe natürlich andere Alternativen, aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb", hatte für Empörung gesorgt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
Pegida schadet sich selbst
Eine Begründung für Bachmanns Reaktion liefert der Mannheimer Sprachwissenschaftler Ludwig Eichinger. Mit Hetz-Reden wie der Pirinçcis schade sich die Pegida-Bewegung selbst. Die meisten Menschen seien erschrocken, wenn sie Aussagen wie "...die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb" hörten, denn sie hätten keine derart extremen Anschauungen, sagte der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache. Solche Reden führten bei ihnen zu einer Distanzierung.
Verlage sagen sich von Pirinçci los
Zuvor war bekannt geworden, dass die Verlagsgruppe Random House Bertelsmann die Felidae-Katzenkrimis des deutsch-türkischen Autors aus dem Programm nimmt. "Als Reaktion auf seine inakzeptablen Äußerungen werden unsere bereits vor Jahren veröffentlichten, ausschließlich belletristischen Bücher von Akif Pirinçci umgehend gesperrt und nicht mehr angeboten", teilten die Verlage Diana, Goldmann und Heyne in München mit.
Sie distanzierten sich entschieden und zeigten sich von Pirinçcis Äußerungen bestürzt. "Der Schutz von Demokratie und Menschenrechten ist für uns ein zentraler Bestandteil unseres verlegerischen Schaffens, ebenso wie der Respekt vor Traditionen und dem Wunsch nach kultureller Vielfalt. Die Aussagen von Akif Pirinçci stehen diesen Werten diametral entgegen."
Kauder: Hetze bestrafen
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) kündigte derweil an, Deutschlands Behörden würden auf Hetze und Gewalt von Rechtsradikalen und Pegida-Anhängern mit der vollen Härte des Gesetzes reagieren. Zum Messerattentat auf die parteilose Kölner Politikerin Henriette Reker sagte Kauder der "Passauer Neuen Presse": "Hier muss der Rechtsstaat mit aller Härte reagieren."
Es dürfe auch nicht ohne Folgen bleiben, "wenn bei Pegida-Demonstrationen Galgen hochgehalten und bei Anti-TTIP-Kundgebungen Guillotinen mit Politikernamen gezeigt werden". Auf die Frage, ob die Politik die Pegida-Entwicklung unterschätzt habe, sagte Kauder: "Nein."
Mit Blick auf die Integration von Flüchtlingen sagte der CDU-Politiker: "Wir sollten die Debatte über unsere Leitkultur selbstbewusst führen." Es gebe klare Regeln für das Miteinander. "Auch Flüchtlinge müssen wissen, dass wir anständig miteinander umgehen und keine Gewalt anwenden. Daran müssen sie sich - wie alle anderen auch - halten. (...) Es ist unerträglich, wenn in Flüchtlingsheimen Menschen anderen Glaubens attackiert werden."
Zugleich versicherte Kauder: "Niemand von den Flüchtlingen wird in unserem Land im Winter frieren." Und er habe auch keine Zweifel, dass Deutschland die Krise bewältigen werde: "Unser Land hat die Kraft, diese Herausforderung zu bewältigen."