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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hitzige Debatte bei "Maischberger" Streit mit Wagenknecht: Weidel schaltet auf Angriff um
Alice Weidel wiederholt bei "Maischberger" ihre kruden Hitler-Thesen. TV-Moderatorin Linda Zervakis macht sich derweil Sorgen um die eigene Zukunft.
Moderatorin Sandra Maischberger begrüßte am Mittwochabend in ihrer Talkshow die Kanzlerkandidatinnen Alice Weidel (AfD) und Sahra Wagenknecht (BSW). Die beiden Parteivorsitzenden lieferten sich einen regen Schlagabtausch über ihre jeweilige Haltung zur neuen Trump-Administration und den großen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Angesichts des Bundestagswahlkampfs geriet auch die abwesende politische Konkurrenz ins Visier. So legte Weidel beispielsweise dar, welche Partei ihrer Meinung nach die Wähler derzeit knallhart anlügt.
Die Gäste
- Alice Weidel, AfD-Spitzenkandidatin
- Sahra Wagenknecht, BSW-Spitzenkandidatin
- Nikolaus Blome, "Spiegel"-Kolumnist
- Albrecht von Lucke, Politikwissenschaftler
- Linda Zervakis, "ProSieben"-Moderatorin
- John Bolton, ehemaliger Trump-Berater
Zum transatlantischen Verhältnis erklärte die AfD-Chefin, dass ihre persönliche Hoffnung in Donald Trump sehr groß sei. Er habe als Einziger versprochen, den Krieg in der Ukraine beenden zu wollen, und könne auf eine "sehr erfolgreiche außenpolitische Bilanz als Friedenspräsident" verweisen, so Weidel.
Sahra Wagenknecht sah sich durch solche Äußerungen in ihrer Meinung gegenüber Weidel bestätigt. Die BSW-Gründerin hatte der AfD-Politikerin nach deren viel beachtetem Austausch mit Tech-Milliardär Elon Musk vorgehalten, sich bei Trump und dessen Team anzubiedern, indem sie sich wie ein Fangirl verhalte.
"Keine Debatte auf Augenhöhe", kritisiert Wagenknecht
"Ich war wirklich abgrundtief enttäuscht darüber, wie dieses Gespräch gelaufen ist. Es war ja keine Debatte auf Augenhöhe", so Wagenknecht. Weidel habe nichts Kritisches angesprochen und sich damit begnügt, von Musk eine Audienz gewährt zu bekommen. "So wie wenn jemand sein Idol trifft und das anhimmelt", führte die BSW-Politikerin aus. "Das fand ich dann doch einigermaßen peinlich", lautete ihr abschließendes Urteil.
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Allerdings hatte Wagenknecht noch eine weitere Erklärung für die große Harmonie zwischen der AfD-Spitzenpolitikerin und dem reichsten Mann der Welt parat. "Sie wollen das Gleiche wie Elon Musk: Es ist eine Ellenbogengesellschaft, wo Milliardäre noch weniger Steuern zahlen, noch weniger Rücksicht auf die Allgemeinheit nehmen", konstatierte sie.
Sie sei kein Fangirl von Musk, sondern von der Meinungsfreiheit, wehrte sich Weidel. Als erfolgreicher Unternehmer habe der Tesla-Chef Geld in die Hand genommen und nach dem Kauf von Twitter, heute X, damit begonnen, den "Meinungskorridor wieder auszuweiten".
"Die Menschen haben das Gefühl, dass sie Scheren im Kopf haben und dass sie nicht mehr das sagen können, was sie wirklich denken", erläuterte die AfD-Vorsitzende und lobte Musks Engagement als "sehr wohltuend".
Weidel bleibt bei umstrittener Hitler-These
Auch für die im Gespräch mit Musk getätigte Aussage, Adolf Hitler sei ein Kommunist gewesen, den man nach dem Krieg zu einem Rechten und Konservativen umetikettiert habe, versuchte Weidel sich bei ihrem Talkshow-Auftritt zu rechtfertigen. Hitler habe einen neuen Menschen schaffen wollen und eine komplette gesellschaftliche Gleichmacherei sowie staatsgelenkte Kommandowirtschaft betrieben.
"Es gibt dort Parallelen, natürlich mit dem Kommunismus und sozialistischen Systemen", begründete Weidel und schaltete an diesem Punkt auf Angriff um.
Wagenknecht sprach gerade von einer Ungeheuerlichkeit gegenüber den Opfern von Hitler. Dieser habe Tausende Kommunisten und Sozialdemokraten in die Konzentrationslager und Zuchthäuser geschickt und umgebracht. Da grätschte Weidel grätschte mit der Gegenfrage rein: "Wie viele Millionen von Menschen haben die Kommunisten umgebracht und Stalin? (...) Diesen Leuten sind Sie hinterhergerannt." "Ich finde nicht, dass ich mich dafür schämen muss, dass ich als junge Frau eine Kommunistin war. Heute sehe ich die Dinge anders", verteidigte sich Wagenknecht.
Kritik an Björn Höcke
Der Leiter des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, Andreas Wirsching, hatte nach dem Musk-Gespräch die Behauptung von AfD-Chefin Alice Weidel, Adolf Hitler sei in Wahrheit Kommunist gewesen, als "historisch grundfalsch" bezeichnet. Es handele sich um eine Behauptung, die in der rechtsextremen Szene immer wieder auftauche. Eine solche Aussage sei im Hinblick auf die Opfer des NS-Regimes zynisch, politisch irreführend und infam.
Weidel, die rechtskonservativ gestartet sei, habe sich laut Wagenknecht in der Zwischenzeit radikalisiert und zum Gesicht der rechten Kräfte in ihrer Partei entwickelt. Das zeige sich auch am Verhältnis zum Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke, den Weidel ursprünglich wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus aus der Partei habe ausschließen wollen. "Eigentlich müsste es Ihnen gruseln, aber sie haben sich damit arrangiert", konterte die BSW-Gründerin.
Höcke stehe dem Nationalsozialismus natürlich nicht nahe, widersprach Weidel. "Wenn Sie sich die Reden von Herrn Höcke anschauen, so ist er sehr, sehr klar im Ton. Er ist moderat, und das kann man jetzt so sehen, wie man will, aber er hat 35 Prozent geholt", sagte die AfD-Spitzenkandidatin über ihren Parteikollegen.
In einem Bericht im August wertete der Thüringer Verfassungsschutz Aussagen von Thüringer AfD-Politikern wie Björn Höcke als Verstoß gegen die Menschenwürde.
Weidel würde mit CDU koalieren
Obwohl sich Weidel prinzipiell für eine Koalition mit der Union aussprach, ging sie mit der CDU und deren Auftreten hart ins Gericht. Die Partei mache derzeit Wahlkampf mit AfD-Positionen, die sie mit den Grünen oder der SPD gar nicht umsetzen könne. Hier würden die Wähler angelogen, stellte die AfD-Politikerin fest. Das Wortgefecht gipfelte darin, dass sich beide Parteichefinnen, die sich bei den Themen Migration, Gas-Lieferungen aus Russland und in der Ablehnung von US-Raketen in Deutschland weitgehend einig sind, Arroganz vorwarfen.
Für ihre Äußerungen erntete sie vom Panel – bestehend aus dem Journalisten Nikolaus Blome, dem Politologen Albrecht von Lucke und der langjährigen "Tagesschau"-Moderatorin Linda Zervakis viel Kritik. Während Stalin und die Kommunisten bei ihren Massenmorden die gesellschaftliche Klasse als Kriterium herangezogen hätten, sei für Hitler die Rasse entscheidend gewesen. "Das ist ein wirklicher Unterschied, und wenn Alice Weidel das nicht begreift, dann ist ihr bis auf Weiteres nicht zu helfen", so Blomes unmissverständliches Urteil.
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Allerdings riet der "Spiegel"-Kolumnist gleichzeitig den anderen Parteien dazu, sich beim Thema Asylrecht ehrlich zu machen und einzugestehen, dass Deutschland gegenwärtig mehr Fluchtland als Einwanderungsland sei.
Von Lucke machte in Weidels Auftreten und ihren "aberwitzigen Positionen" vor allem eine Menge Selbstbewusstsein und Pragmatismus aus. "Ob Björn Höcke rechtsradikal ist, ist der AfD ganz egal, weil er 35 Prozent macht", stellte der Wissenschaftler nüchtern fest.
Ihre eigene Betroffenheit stellte Linda Zervakis in den Mittelpunkt ihres Kommentars. "Ich möchte optimistisch bleiben, weil das hier auch meine Heimat ist", erklärte die in Hamburg geborene deutsch-griechische TV-Moderatorin. Während sie früher mit ihrem Migrationshintergrund nie ein Problem gehabt habe, müsse sie sich seit ein paar Jahren der bedrückenden Frage stellen, ob auch sie gemeint sei, wenn es um Bleiberecht und Rückführungen gehe. "Kann ich hierbleiben? Diese Remigration, betrifft die mich auch? Wann bin ich dran?", präzisierte Zervakis.
Diese Sorgen konnte ihr in der Runde niemand nehmen. Blome zeigte sich im Gegenteil gegenüber der Journalistin sogar überzeugt: "Wenn es nach der AfD geht, werden Sie gemeint sein."
- ard.de: "Maischberger" vom 22. Januar 2025
- zdf.de: "AfD in Thüringen: Verfassungsschutz darf Höckes Landesverband beobachten"