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Friedrich Merz macht Alice Weidel eine klare Ansage: "Mit Ihnen nicht"


Spitzenkandidaten bei "Klartext"
Merz zu AfD-Co-Chefin: "Mit Ihnen nicht!"


Aktualisiert am 14.02.2025 - 07:27 UhrLesedauer: 5 Min.
Friedrich Merz (r.), Kanzlerkandidat und Vorsitzender der CDU, spricht mit Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der AfD, in der ZDF-Sendung "Klartext".Vergrößern des Bildes
Friedrich Merz (r.), Kanzlerkandidat und Vorsitzender der CDU, spricht mit Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der AfD, in der ZDF-Sendung "Klartext". (Quelle: Michael Kappeler)
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Scholz ringt, Habeck menschelt, Weidel fremdelt und Merz plant: Beim ZDF-Wahlforum gibt es kaum belastbare Antworten, aber Hinweise auf die Zukunft der Kandidaten.

Zehn Tage vor der Bundestagswahl stellten sich die Kanzlerkandidaten von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, AfD und CDU/CSU im Zweiten nacheinander live den Fragen des Publikums. Moderiert wurde dieser direkte Austausch zwischen ausgewählten Bürgern und den politischen Spitzenvertretern von der ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten und dem "heute-journal"-Moderator Christian Sievers. Während die Antworten nicht so aussagekräftig ausfielen, wie man angesichts des "Klartext"-Titels der Sendung hatte hoffen dürfen, ließ sich aus dem Auftreten einiges über das Selbstverständnis und die persönlichen Zukunftspläne der Politiker ablesen.

Die Gäste

Den Anfang durfte der amtierende Bundeskanzler machen. Olaf Scholz ging in gewohnt ruhiger, präziser Manier auf die Fragesteller ein und ließ Kritik an seiner Regierungsbilanz an sich abperlen. So machte er etwa für das Verfehlen seiner baupolitischen Ziele Putins Überfall auf die Ukraine verantwortlich. Dieser habe den Wohnungsbau stark verteuert, erklärte der noch amtierende Regierungschef. Dass es in dieser Legislaturperiode andernfalls zu den in Aussicht gestellten 400.000 Wohnungen gekommen wäre, mussten ihm Publikum und Zuschauer glauben. Nachgehakt wurde nicht.

Scholz in der Defensive

Dennoch fiel auf, dass Scholz kaum auf Erfolge verweisen konnte und sich argumentativ in der Defensive befand, obwohl er angesichts des SPD-Umfragenrückstands eigentlich hätte angreifen müssen. Das fiel ihm in der ZDF-Sendung offensichtlich schwerer als noch im Kanzlerduell. Darüber konnte auch Scholz' dynamische Körpersprache nicht hinwegtäuschen. Der Kanzler bewegte sich im Studio und nutzte die Breite des Halbrunds, in dem das Publikum angeordnet war, voll aus.

Auf das mutmaßliche Attentat von München angesprochen, signalisierte der Sozialdemokrat eher Betroffenheit, als einen überzeugenden Lösungsansatz zu präsentieren. Er versicherte, die innere Sicherheit mit größter Priorität zu behandeln und nichts unversucht lassen zu wollen, um potenzielle Attentäter vor einer Tat aufzuspüren. Zudem stellte Scholz die Abschiebung des jungen Afghanen aus München in Aussicht.

Scholz' hielt auch in der ZDF-Sendung unbeirrt an seinen Siegesaussichten fest. "Ich spiele nicht nur auf Sieg, ich will auch gewinnen. Das gehört dazu", stellte er nüchtern fest. Szenarien für ein Scheitern wurden weder vom Kanzler noch von der Moderation thematisiert – ein Indiz dafür, dass die Karriere des SPD-Politikers auf Regierungsebene in diesem Fall an ihr Ende kommen könnte.

Habeck bedankt sich gleich mehrfach für Fragen

Immerhin war dem Sozialdemokraten noch eine recht herzliche Begegnung mit Robert Habeck vergönnt. Der Stil der Diskussion änderte sich mit der Staffelübergabe allerdings merklich. Habeck bedankte sich beim Publikum doppelt und dreifach für die Fragen, legte den Kopf verständnisvoll etwas quer, stellte Nachfragen und drehte sich manchmal von seinem direkten Gesprächspartner weg, um zu allen Gästen zu sprechen.

Er gestand Schwachpunkte aus seinen vergangenen Jahren als Bundeswirtschaftsminister ein, beispielsweise im Zusammenhang mit der abrupt beendeten Subventionierung von E-Auto-Käufen.

Der Unterschied blieb im Studio nicht unbemerkt. "Was ich wirklich positiv fand, dass Sie den Fehler zugegeben haben", lobte ein Zuschauer und erhielt dafür Beifall. Das sei ihm hoch anzurechnen und bei seinem Vorgänger – gemeint war Scholz – noch anders gewesen, erklärte der Gast weiter.

Auffällig war, wie gezielt Habeck versuchte, sich und seine Partei als zuverlässigen zukünftigen Juniorpartner, besonders für die Unionsparteien, ins Spiel zu bringen. Er lobte die Kompromissfähigkeit als demokratische Urtugend und verurteilte die "Ausschließeritis" als historische Fehlleistung, die zu österreichischen Verhältnissen führen könne.

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Weidel wird mit Publikum nicht warm

Bündnissen mit der AfD erteilte Habeck dennoch eine Absage. Erwartbar kühl gestaltete sich seine kurze Begegnung mit Alice Weidel. "Man begegnet sich …", setzte die AfD-Chefin freundlich an, um das gegenseitige Verhältnis zu beschreiben. "… und geht aneinander vorbei", vollendete Habeck lakonisch und ließ Weidel auflaufen.

Vom Publikum schlug der Rechtsaußenpolitikerin bei ihrem Auftritt ebenfalls wenig Liebe entgegen. Die Fragen wurden in ihrem Fall deutlich kritischer, der Ton aggressiver. Dabei gab sich Weidel durchaus Mühe, auf Tuchfühlung zu gehen, auch wenn sie dabei steifer wirkte als ihre Vorredner. So stand sie meist auf der Stelle, beschränkte sich oft aufs Gestikulieren, statt sich im Studio zu bewegen und sprach wiederholt über ihre Fragesteller als mit ihnen.

Andererseits lächelte Weidel manchmal freundlich und stellte sehr konkrete Nachfragen nach den Einkommens- oder Unternehmensverhältnissen der Studiogäste. Die Qualifikation und die Deutschkenntnisse einer geduldeten georgischen Altenpflegerin lobte sie sehr. Spätestens als deren ebenfalls anwesender Arbeitgeber die AfD aber als sozialpolitischen Totalausfall bezeichnete, war klar, dass sich am grundlegenden Missklang zwischen Weidel und den Studiogästen nichts mehr ändern würde.

Video | Weidel geht Zuschauer scharf an
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Quelle: Glomex

Merz: Mit Ihnen nicht!

Die AfD-Spitzenkandidatin scherzte denn ironisch auch über das "neutrale Publikum" und warf einem Gast vor, seine Frage auswendig gelernt zu haben. Weidel ging damit nicht nur in Fundamentalopposition zu dem Teil der Wählerschaft, mit dessen Stimmen ihre Partei wohl nicht zu rechnen braucht, sondern auch zu den anderen Spitzenkandidaten. Da half es auch nichts, dass sie Friedrich Merz offen die Zusammenarbeit anbot, als beide sich ablösten.

Der CDU-Chef schlug das Angebot mit einem klaren "Mit Ihnen nicht!" aus. "Wir sind so weit auseinander wie wirklich mit keiner anderen Partei im Deutschen Bundestag", sagte Merz zu Weidel. Dafür handelte er sich den "Vorwurf" der AfD-Chefin ein, mit den Grünen koalieren zu wollen.

Der Wähler solle jetzt erst mal entscheiden, erwiderte der Unionskandidat. "Ich hoffe mal, dass die Sozialdemokraten auch in den Deutschen Bundestag zurückkehren", stellte Merz zudem fest und brachte damit mindestens die Hoffnung zum Ausdruck, später die Wahl zwischen zwei Partnern zu haben, vielleicht aber sogar eine gewisse persönliche Präferenz für eine Koalition mit der SPD.

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Merz schon im Kanzlermodus

Merz wagte auch einen Vergleich zwischen AfD-Chefin Weidel und der rechten Regierungschefin Italiens, Giorgia Melon. Er lobte das Bekenntnis der Italienerin zur Rechtsstaatlichkeit der Europäischen Union und der Unterstützung für die Ukraine, was er bei Weidel offenbar nicht sieht.

Merz trat mit der Selbstgewissheit eines zukünftigen Regierungschefs auf. Der Christdemokrat war bis in die Tiefen der Heizungsgesetzgebung hinein faktensicher und machte deutlich konkretere Ansagen als seine drei politischen Konkurrenten. Neben einer spürbaren Vorfreude auf das Amt, brachte er auch seine Sorgen angesichts der weltpolitischen Lage vor. Obwohl er an sich gut schlafe, treibe ihn die Frage nach einer Kriegsgefahr in Europa abends lange um, erklärte Merz.

"Ich habe auch Familie, ich habe auch Kinder, und ich möchte, dass die auch in einem Land leben, das frei ist, das friedlich ist, das wohlhabend ist", resümierte der aktuelle Oppositionsführer und wahrscheinlichste zukünftige Bundeskanzler unter den Spitzenkandidaten.

Video | Merz erwartet "brutal harte" US-Ansage an Europa
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Quelle: reuters
Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Klartext" vom 13. Februar 2025
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