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Bauernprotest: Bäcker kriegt Mist vor die Tür – er wollte nicht streiken


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Am Rand der Bauernproteste
Bäcker will nicht streiken und bekommt Mist vor die Tür


Aktualisiert am 10.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Misthaufen: Ein Bäckereikette in der Lausitz hatte nicht schließen wollen – und bekam eine "Quittung", wie es auf einer Nachricht hieß.Vergrößern des Bildes
Misthaufen: Eine Bäckereikette in der Lausitz hatte nicht schließen wollen – und bekam eine "Quittung", wie es in einer Nachricht hieß. (Quelle: Jens Berger)

Ein Bäcker bekommt Mist vor den Laden gekippt, weil er seinen Laden zum Tag der Bauernproteste nicht geschlossen hat. Die Reaktionen sind unterschiedlich.

"Fluffige Quark-Vanille-Krapfen" steht auf einem Aufsteller auf dem Rossmarkt in Bad Liebenwerda – doch stattdessen gab es erst einmal einen Misthaufen: Eine Bäckereikette im brandenburgischen Landkreis Elbe-Elster ist Ziel einer Attacke mit stinkenden Hinterlassenschaften geworden. Offenbar sollte der Inhaber dafür büßen, dass er sich nicht am Protest der Landwirte beteiligte.

Die Racheaktion zeigt, wie radikal vereinzelte Beteiligte der Proteste agieren. Der örtliche Kreisbauernverband heißt die Aktion nicht gut, und der Bäcker macht dem Verband gar keinen Vorwurf.

Am Montagmorgen vor Öffnung war von Unbekannten vor der Filiale in der Stadt mit 10.000 Einwohnern ein Misthaufen abgekippt worden. Fotos davon tauchten schnell in sozialen Netzwerken auf. Die Polizei Finsterwalde ist informiert, ermittelt aber erst einmal nicht weiter: keine Anzeige, keine Ermittlungen. Betroffen ist ein Handwerksunternehmen, das in vierter Generation geführt wird.

Bäckereikette mit 300 Mitarbeitern

Inhaber Thomas Bubner (59) beschäftigt bei der Bäckerei Bubner 300 Menschen in Backstube, Konditorei, Küche, Fuhrpark, Verkauf und Verwaltung, 23 Filialen gibt es. Auch sein Unternehmen wurde von gestiegenen Energiekosten getroffen, zudem bekommt er zu spüren, dass die Mehrwertsteuer für die Gastronomie wieder auf den alten Satz vor Corona angehoben wurde.

Bubner sieht auch schon kommen, dass durch Verteuerung des Diesels die Preise für landwirtschaftliche Produkte steigen könnten. "Somit sind wir als Produzent unmittelbar betroffen und hätten allen Grund, uns den Protesten anzuschließen", schrieb der Chef in einer Mitteilung, die jetzt im Netz kursiert. Der Protest der Landwirte sei "legitim und nachvollziehbar". In Bad Liebenwerda hat sich sogar der örtliche Gewerbeverein angeschlossen: Der Handwerks-, Handels- und Gewerbeverein rief dazu auf, mit "Wir gemeinsam"-Plakaten im Schaufenster die Geschäfte geschlossen zu halten.

Die Bäckerei Bubner aber nahm am Streik nicht teil und öffnete die Filiale in Bad Liebenwerda ganz normal. In seiner Mitteilung erklärte der Bäcker schlicht, dass man sich nicht instrumentalisieren lassen wolle. "Leider haben sich mehrere Randgruppen auch mit rechtsnationaler Gesinnung, Spinner und Extremisten angedockt. Diese Gruppen verfolgen ihre eigenen Ziele, die Aufrufe in den sozialen Medien sind schon jetzt von Hass und Hetze geprägt."

Mitteilung war für die eigenen Mitarbeiter

Dafür wird Bubner nun nicht nur auf der Facebook-Seite des Unternehmens vereinzelt angefeindet – sondern erhielt als "Quittung" auch den Haufen Mist vor die Tür. t-online sagte er am Montag, das öffentlich gewordene Schreiben sei nur für die eigenen Mitarbeiter bestimmt gewesen. "Aber das ist meine Meinung, und zu der stehe ich auch." Es sei schließlich auch "keine Entscheidung gegen die Landwirte, sondern gegen die Menschen, die mit Gewalt drohen". Er erwarte nach dem Vorfall auch keine Entschuldigung des Bauernverbands, weil er dort die Verantwortlichen nicht vermutet: "Warum sollen die sich für etwas entschuldigen, was sie wahrscheinlich nicht waren?"

Waren sie auch nicht, versichert Dorsten Höhne, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Elbe-Elster, t-online: "Das ist buchstäblich nicht auf unserem Mist gewachsen. Wir würden das nicht machen vor Geschäften, das ist nicht angebracht." Den Mist schafften dann Mitarbeiter der Bäckerei weg, berichtet Bubner.

Auf der Facebookseite des Unternehmens solidarisieren sich Nutzer mit der Bäckerei und ihrem Team. Dort zeigt sich aber auch, wie polarisiert die Stimmung ist. "Ich werde weiterhin bei Bubners einkaufen", schreibt eine Kundin und bekommt viele Likes dafür. Als Antwort muss sie aber auch lesen: "So kann man sich outen." Dieser Kommentarschreiber erklärt auch, der Inhaber sei "woke" und "gegen den Protest gegen Verteuerung des Agrardiesels". Dass Bubner sich anders positioniert, interessiert ihn offenbar nicht.

In einem anderen Kommentar auf der Facebookseite heißt es, die Regierung müsse weg, und nach erreichtem Ziel würden die "einzelnen Quertreiber aussortiert". Einige Nutzer meinen empört, mit Quertreiber sei der Bäcker gemeint: "Wer sich an 'friedlichem' Protest nicht beteiligt, wird später knallhart aussortiert?"

Verwendete Quellen
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