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Friedrich Merz: CDU-Politiker trennt sich von seinem Flugzeug


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Flugzeugfirma verkauft
Friedrich Merz fliegt nicht mehr für Klopapier-Konzern


Aktualisiert am 19.07.2023Lesedauer: 5 Min.
Friedrich Merz: Das Foto mit ihm am Steuerknüppel entstand, als er zur Hochzeit von Christian Lindner nach Sylt flog. Diese Maschine gehört ihm weiterhin.Vergrößern des Bildes
Friedrich Merz: Das Foto mit ihm am Steuerknüppel entstand, als er zur Hochzeit von Christian Lindner nach Sylt flog. Diese Maschine gehört ihm weiterhin. (Quelle: Axel Heimken/dpa)
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Der CDU-Vorsitzende hatte eine Firma mit zwei Flugzeugen: Eines für sich, das andere für ein Unternehmen, in dessen Aufsichtsrat er saß. Inzwischen ist Friedrich Merz' Firma verkauft – er selbst fliegt aber weiter.

Friedrich Merz ist heimatverbunden. Deshalb nutzt er auch jede Gelegenheit, um sich in seiner sauerländischen Heimat Niedereimer, einem Stadtteil von Arnsberg, aufzuhalten. Bei den vielen Terminen, die er in Berlin, aber auch anderen deutschen Städten hat, gelingt ihm das jedoch nur, weil der CDU-Vorsitzende regelmäßig in die Luft geht: Alle paar Tage setzt sich Merz in ein silberfarbenes, zweimotoriges Kleinflugzeug, eine Diamond DA 62, nimmt den Steuerknüppel in die Hand und startet vom Flugplatz Arnsberg-Menden aus zu Terminen. "Dieser Platz ist eine Perle", sagte Merz einmal über den Flugplatz.

Dass der Hobbypilot Merz ein Flugzeug besitzt und dieses selbst fliegt, sorgt regelmäßig für Gesprächsstoff. Weniger bekannt ist, dass Merz bis vor Kurzem Inhaber einer Flugfirma war, der nicht nur seine Diamond mit dem Kennzeichen D-IAFM gehörte, sondern noch eine zweite Maschine, eine Turboprop-Maschine vom Typ Daher TBM-910 mit dem Kennzeichen D-FAFM.

Diese Maschine sucht man inzwischen am Flugplatz Arnsberg-Menden vergebens: Merz hat seine Firma aufgegeben, die dieses Flugzeug vercharterte. Offenbar eine Folge seiner Rückkehr in die Politik. In dem Zuge hat sich Merz aus etlichen Funktionen in der Wirtschaft zurückgezogen – und sich auch von der Flugzeugfirma getrennt, die enge Verbindungen zu einem Unternehmen seiner Heimat hatte, dessen Aufsichtsrat Merz einst leitete.

Flüge zu Standorten von Wepa-Gruppe

Im Hochsauerlandkreis, wo Merz vor 67 Jahren zur Welt kam und heute noch lebt, gibt es viele erfolgreiche Unternehmer. Etwa Ulrich Bettermann, der ein Imperium aufgebaut hat mit Metalldübeln "Ohne Bohren", OBO Bettermann, und der hinter der Betreibergesellschaft des Flughafens in Menden steht. Er habe Merz zum Fliegen gebracht, erzählte Bettermann einmal. Ein anderer ist Martin Krengel, das Familienoberhaupt des Hygienepapierherstellers Wepa, von Medien gern "König des Klopapiers" genannt. Krengel hat Merz Ende 2008 zum Aufsichtsratsvorsitzenden von Wepa gemacht, und Merz' Flugzeugfirma Volatus zum Dienstleister für Reisen der Wepa.

Während Merz selbst mit der Diamond in die Luft ging, stieg die Daher mit dem Kennzeichen D-FAFM meist zu Zielen an Airports auf, in deren Nachbarschaft der Wepa-Konzern Standorte unterhielt. Das Unternehmen nutzte das Flugzeug der Volatus GmbH & Co. KG regelmäßig, wie das Magazin "Stern" bereits 2018 berichtete. Mit diesem Kunden brauchte die Volatus auch keinen Internetauftritt, Werbung fürs eigene Angebot unnötig.

Der Neupreis der Diamond DA-62 liegt früheren Medienberichten zufolge bei gut 900.000 Euro, die Daher TBM-910, noch unter dem Namen Socata gebaut, kostet um die 3,5 Millionen Euro. Und die Vermögenswerte der Volatus wurden 2021 mit rund 3,3 Millionen Euro beziffert, wie der "Business Insider" recherchierte.

Doch bei Merz, bei Wepa und bei der Volatus hat sich einiges getan seit Ende 2021. Wegen seiner Pläne, in die Politik zurückzukehren, schränkte Merz sein Engagement in der Wirtschaft ein. War ihm doch bei seiner früheren Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz 2018 noch vorgeworfen worden, dass er seinen Aufsichtsratsvorsitz bei der amerikanischen Fondsgesellschaft BlackRock lediglich hatte ruhen lassen.

Den gab er Ende März 2020 dann jedoch vollends auf, Ende 2020 zudem den Chefposten im Aufsichtsrat der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Es blieb nur noch der Job im Aufsichtsgremium bei der Wepa Industrieholding SE vor seiner heimatlichen Haustür. Doch mit dem Einzug in den Bundestag legte Merz auch diesen Posten zum Jahresende 2021 nieder.

Bei seinem Firmenkonstrukt Volatus mit den beiden Maschinen blieb Merz zwar weiterhin einziger Gesellschafter und Kommandist, den Geschäftsführerposten dort gab er aber auch Ende 2021 ab. Diesen übernahm ein Wepa-Manager, den der Anwalt Merz bereits aus seiner Zeit als Partner und Counsel bei der Mayer Brown LLP kannte, einer der weltweit führenden Wirtschaftskanzleien. Der Manager ist im November 2022 aus dem Wepa-Vorstand ausgeschieden.

Doch inzwischen besitzt Merz die Firma Volatus nicht mehr. Seine Geschäftsanteile an der Volatus Verwaltungsgesellschaft mbH wurden in die GmbH & Co. KG eingebracht und an sie abgetreten, die Anteile der KG komplett an drei Anwälte verkauft. Fragt man bei denen nach, kommt Post von einer anderen Anwältin: Die Käufer wollen mit der Transaktion nicht in Medien genannt werden, sie stehen auch nicht in der Öffentlichkeit.

Diamond von seiner Firma gekauft

Ein Sprecher von Merz bestätigt auch nur: "Er hat seine Gesellschaftsanteile an der Volatus GmbH & Co. KG verkauft. In seinem persönlichen Besitz befindet sich noch ein Kleinflugzeug." Tatsächlich hat Merz im März 2023 den früheren Anwaltskollegen von Mayer Brown LLP und ausgeschiedenen Wepa-Vorstand mit einer Vollmacht ausgestattet, für ihn die Diamond DA-62 von der Volatus zu kaufen. Das Flugzeug gehört weiterhin Merz.

Über die Nutzung werde aus Sicherheitsgründen keine Auskunft erteilt, erklärt der Merz-Sprecher. Bei dem populären Portal "Flugradar24" sind die Daten der Maschine auch nicht mehr abrufbar. An anderer Stelle lassen sich die Flugdaten beider Maschinen der früheren Merz-Firma aber weiter nachvollziehen.

Und die Flugbewegungen zeigen: Die Daher TBM-910* mit dem Kennzeichen D-FAFM, in der früher die Wepa-Manager flogen, hat inzwischen ihren zentralen Standort in Egelsbach im Rhein-Main-Gebiet. Ihre Reise dorthin trat sie am 8. April an, nach einer großen Schleife über dem Ruhrgebiet.

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Die Diamond DA-62 dagegen fliegt weiterhin dort, wo Merz ist: häufig zu Beginn und am Ende von Sitzungswochen des Bundestags nach und von Schönhagen im Süden Potsdams, einem wichtigen Entlastungsflughafen für Berlin. Aber auch zu anderen Zielen des Parteivorsitzenden.

Als Merz sich am 26. Juni mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) in Kiel traf, flog die Diamond am 26. von Menden nach Kiel und am 27. zurück. Parallel zu Merz' Stippvisite beim Kirchentag in Nürnberg am 10. Juni ging am 7. Juni ein Flug von Arnsberg-Menden nach Nürnberg mit zweieinhalbstündiger Zwischenlandung in Koblenz-Winningen. Im Anschluss an Merz' Auftritt in Nürnberg flog die Maschine direkt zurück.

Und das mit einem Verbrauch von rund 45 Litern pro Stunde bei einer mittleren Flughöhe von 12.000 Fuß, wie Hersteller Diamond angibt. Für Merz war das Anlass, in einem Interview zu erklären: "Um es mal auf den Punkt zu bringen: Ich verbrauche mit diesem kleinen Flugzeug weniger Sprit als jeder Dienstwagen eines Mitglieds der Bundesregierung." Merz wehrte sich – zu Recht – gegen die Darstellung, er fliege einen "Privatjet", weil Jets einen Düsenantrieb haben.

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"Fliegender Luxus-SUV"

Sparsamkeit gilt allerdings für die Diamond DA-62 (Herstellerbroschüre: "Die DA 62 beschreibt man am besten als fliegenden Luxus-SUV") nur eingeschränkt: Merz' Flieger braucht zwar tatsächlich weniger als die Regierungsmitglieder, die in gepanzerten Limousinen reisen müssen: Olaf Scholz' Mercedes S 680 Guard schluckt laut Herstellerangaben 19,5 Liter pro 100 Kilometer, Merz fliegt nach Berechnungen des ZDF bei optimalen Bedingungen mit 12,9 Litern je 100 Kilometer. Einige Regierungsmitglieder reisen aber inzwischen in Hybridautos oder wie Cem Özdemir im E-Auto.

Schneller unterwegs ist Merz jedoch. 356 Kilometer in der Stunde ist die Geschwindigkeit, mit der die Maschine laut Hersteller für längere Zeit maximal geflogen werden sollte, die Reisegeschwindigkeit bei 85 Prozent liegt demnach bei 333 Kilometern pro Stunde.

*An dieser Stelle hatten wir in einer früheren Version versehentlich 610 anstelle von 910 angeschrieben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • stern.de: Hat Friedrich Merz wirklich zwei Flugzeuge?
  • blickpunkt-arnsberg-sundern-meschede.de: Politiker und Pilot Friedrich Merz lobt Flugplatz Arnsberg-Menden: "Dieser Platz ist eine Perle!"
  • spiegel.de: Streit um Heimatflugplatz von Friedrich Merz
  • businessinsider.de: Teures Hobby: Friedrich Merz verkauft seine Flugzeugfirma – doch diese Maschine hat der CDU-Chef behalten
  • diamondaircraft.com: Spezifikationen DA-62
  • zdf.de: Wer mehr verbraucht: Flieger oder Dienstauto?
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