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Attila Hildmann, Xavier Naidoo und Co. | Prominente Querdenker: Sie sind abgedriftet


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Prominente "Querdenker"
Im Reich der Verschwörungen


Aktualisiert am 19.11.2022Lesedauer: 10 Min.
Abgedriftet: Künstler und Wissenschaftler haben sich mit Verschwörungstheorien und Falschinformationen ins Abseits manövriert.Vergrößern des Bildes
Abgedriftet: Künstler und Wissenschaftler haben sich mit Verschwörungstheorien und Falschinformationen ins Abseits manövriert. (Quelle: Arnulf Hettrich, Screenshot YouTube, brennweiteffm, Stefan Zeitz, /imago-images-bilder)
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Einst waren sie Stars oder renommierte Experten. Doch dann glitten sie ins krude Reich der Verschwörungen ab. Eine Übersicht über die größten Abstürze.

Ein Koch, ein Sänger, eine Europaexpertin, ein Ökonom, eine Journalistin. Sie alle haben gemeinsam, dass sie es in ihrem jeweiligen Beruf zu großem Ansehen gebracht haben. Doch seit einiger Zeit eint sie auch noch etwas anderes: Sie sind immer öfter mit bizarren Auftritten und Äußerungen aufgefallen. Was bleibt, sind ein angeschlagener Ruf, irritierte Fans – und manchmal gar zerstörte Karrieren.

Die Russlandexpertin

Gabriele Krone-Schmalz war nicht nur die erste Korrespondentin im Moskauer ARD-Studio, sondern auch die erste deutsche Reporterin, die den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow interviewte. Mit ihrem markanten Kurzhaarschnitt und ihrer resolut-sonoren Stimme wurde sie zu einer der berühmtesten TV-Journalistinnen der Achtziger- und Neunzigerjahre. Ihre zahlreichen Bücher über ihre Erfahrungen ("... an Russland muss man einfach glauben") wurden zu Bestsellern. Die Menschen vertrauten ihrem Urteil. 1997 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.

Heute ist Gabriele Krone-Schmalz 72 Jahre alt und tritt noch immer als Russlandexpertin auf. Auf ihrer Homepage kann man ihre Termine sehen, Autogrammkarten herunterladen oder ein Apartment in einer spanischen Ferienanlage buchen, die sie mit ihrem Mann betreibt. Ihr Haarschnitt ist noch derselbe wie zu Zeiten des Kalten Krieges, nur die Farbe ist inzwischen weiß. Doch was Krone-Schmalz sagt, sorgt inzwischen bei vielen Menschen für Irritationen.

Erste Kritik wurde bereits 2007 nach Veröffentlichung ihres Buches "Was passiert in Russland?" laut. Darin wandte sich Krone-Schmalz gegen das aus ihrer Sicht "verzerrte Russlandbild, das nicht selten stark von Emotionen und reflexartigen Denkmustern bestimmt" werde. Kritiker wie der Journalist und Osteuropaexperte Ingo Petz warfen ihr eine Tendenz zur "manipulativen Vereinfachung (Beispiel: Vergangenheitsbewältigung) und zur verwässernden Relativierung" ("Süddeutsche Zeitung") vor.

Als Wladimir Putin völkerrechtswidrig die Krim annektieren ließ, verteidigte sie ihn: Dies sei "keine Landnahme, sondern Notwehr unter Zeitdruck". Der russische Präsident habe lediglich berechtigte Sicherheitsinteressen verteidigt. 2014 rechtfertigte sie die Inhaftierung des Regimekritikers und ehemaligen Oligarchen Michail Chodorkowski mit den Worten, dieser hätte "in jedem anderen Land der Welt auch im Gefängnis gesessen".

Doch erst ein Vortrag an der Volkshochschule Reutlingen vor wenigen Wochen ließ die Kritik endgültig eskalieren. Wie zuvor in Talkshows wiederholte Krone-Schmalz bei ihrem Auftritt am 14. Oktober die Darstellung, Russland sei quasi zum Krieg provoziert worden. Als die Historikerin Franziska Davies ihr daraufhin vorwarf, "nachweisliche Lügen und Falschbehauptungen" zu verbreiten und eine Nähe zum Kreml zu demonstrieren, ließ Krone-Schmalz sie abmahnen. Aber auch andere Osteuropaexperten wie Klaus Gestwa von der Universität Tübingen wandten sich öffentlich gegen die Ex-TV-Journalistin; der US-Historiker Timothy Synder warf ihr "Propaganda" vor.

Inzwischen hat Krone-Schmalz Teile ihres Unterlassungsanspruchs wieder zurückgenommen, nachdem Davies mit einer Gegenklage gedroht hatte. Doch an ihren Auftritten als Russlandexpertin hält sie fest.

Der Radiostar

Mit Elmar "Elmi" Hörig wurde im Südwesten Deutschlands eine ganze Generation von Jugendlichen sozialisiert. Von 1980 bis 1999 arbeitete der inzwischen 73-jährige Radiomoderator beim Südwestfunk – und war ein Star der Hörfunkszene. Keiner moderierte Musik und Stars so locker, lustig und cool wie er. Bei Sat.1 bekam er in den neunziger Jahren mit Barbara Schöneberger als Assistentin eine eigene Sendung ("Bube, Dame, Hörig"), die 1999 nach drei Jahren wegen mittelmäßiger Quoten und Sexismus-Vorwürfen gegen den Moderator eingestellt wurde. Hörig hatte gegenüber einer Berufsschulklasse Anspielungen gemacht, die als anzüglich empfunden wurden.

Kurz danach folgte auch sein Rauswurf beim Radio. Hörig hatte über eine Aktion der Bahn für homosexuelle Paare gewitzelt: "Warme Wochen bei der Bahn. Das ist gut, da muss man die Züge in Zukunft nicht mehr heizen".

Zuvor hatte Hörig bereits ein zweiwöchiges Mikrofonverbot bekommen, weil er anlässlich des 123. Geburtstags von Ex-Kanzler Konrad Adenauer Auszüge aus einer Hitler-Rede abgespielt hatte ("Ups, das war ja gar nicht Adenauer"). Im Visier war er da schon länger, nachdem er die Senderverantwortlichen öffentlich auch mal "Sesselfurzer" genannt hatte.

Nach seinem Rauswurf moderierte Hörig zwar weiterhin das eine oder andere Radioformat, machte aber immer wieder mit verstörenden Facebook-Einträgen von sich reden. Mal hetzte der gelernte Lehrer gegen Flüchtlinge, dann ganz allgemein gegen Ausländer. Einmal postete er zu Nikolaus ein Bild, auf dem zwei Ku-Klux-Klan-Schokoladennikoläuse eine braune Figur "köpfen".

Größere Engagements bekam Hörig daraufhin keine mehr. Bis heute postet er auf Facebook Musiktipps, hetzt aber weiter gegen Flüchtlinge.

Der Volkswirtschaftsprofessor

Als der NDR Anfang Mai 2020 Stefan Homburg am Rande einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen interviewte, bat er das Kamerateam: Wenn "irgendwas Links- oder Rechtsextremistisches" hinter ihm auftauche, dann "machen Sie Schnitt". Das war die Zeit, als der Professor offenbar noch Sorge um sein öffentliches Bild hatte. Und wo er zwar vieles andeutete, aber dann auf Nachfrage noch kniff. Wenn sich herausstelle, dass andere Gründe für die Corona-Politik verantwortlich seien als von ihm vermutet, "bin ich in meinem Beruf beschädigt".

Inzwischen macht Homburg kaum einen Hehl mehr daraus, dass gemäß seinem Weltbild "Eliten" gewusst hätten, dass die Kontaktbeschränkungen nichts brächten, diese aber aus machtstrategischen Gründen trotzdem beschlossen hätten.

Dabei war Homburg selbst viele Jahre Teil dieser Elite, arbeitete in einem Beirat von CSU-Bundesfinanzminister Theo Waigel und in einem Rat von SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Heute wollen nur noch die Kleinstpartei Basis, viele AfDler und kleine Teile der FDP etwas von ihm wissen. Seine Äußerungen werden durch Telegram-Foren wie "Patrioten Netzwerk 2.0" oder "QAnonymous" gereicht.

Homburgs Wikipedia-Eintrag spiegelt die ganze Tragik: Er war der jüngste VWL-Professor Deutschlands, gefragter Berater – und wurde "einer breiteren Öffentlichkeit bekannt durch (...) die Verbreitung von Falschinformationen während der Covid-19-Pandemie".

Dass er Falschinformationen verbreitet, ist vielfach dokumentiert. Das Statistische Bundesamt widersprach ihm auch schon mal postwendend. Homburg nutzt offizielle Daten und interpretiert sie einseitig in seinem Sinn, mischt legitime Kritikpunkte und Abwägungen mit unbelegten Behauptungen und Vorwürfen.

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Homburg hat 70.000 Abonnenten auf Twitter, darunter viele Fans, deren Antworten er auch bei grobem Unfug oftmals mit Herzchen belohnt. Für die Kritiker, die ihn noch wahrnehmen, ist er nur noch "Professor Humbug" oder "HomburQ". Er selbst fand seine Tweets so gut, dass er sie noch mal zwischen Buchdeckeln abdruckte. Wohlgemerkt jener Mann, der ein Buch geschrieben hat, das lange ein Standardwerk der Volkswirtschaftslehre war.

Einmal kassierte Homburg bereits per Strafbefehl eine Verurteilung wegen Beleidigung. Dazu bedrohte er mehrfach Journalisten, einmal vor laufender Kamera. "Irgendwann geht es euch Nebenwirkungsleugnern an den Kragen – die jeweilige Mehrheit entscheidet, was wahr ist”, schrieb er einem anderen Journalisten.

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Nachdem Homburg Einschränkungen in der Corona-Pandemie mit der Situation zu Zeiten des NS-Terrorregimes verglichen hatte, distanzierten sich die Gremien der Leibniz-Universität Hannover öffentlich. Inzwischen muss sich die Uni nicht mehr mit ihm herumschlagen. 2021 ging er mit 60 Jahren in den Vorruhestand.

Die Europakennerin

Wer in den vergangenen Jahren zu Europa forschte, kam an Ulrike Guérot nicht vorbei. Die Politikwissenschaftlerin verband in ihren Analysen fundierte Kenntnisse mit Mut zu Reformthesen und einer mitreißenden Leidenschaft für Europa. 2013 veröffentlichte sie gemeinsam mit dem Schriftsteller Robert Menasse ein Manifest zur "Gründung einer Europäischen Republik", in dem sie zur Überwindung des Nationalstaats aufrief. In ihrem Buch "Der neue Bürgerkrieg: Das offene Europa und seine Feinde" schlug sie 2017 vor, dem stärker werdenden Populismus mit der Einführung einer europäischen Staatsbürgerschaft und einer europäischen Arbeitslosenversicherung entgegenzutreten.

Die Pandemie verwandelte Guérot. Plötzlich trat sie mit immer radikalerer Kritik an den Corona-Maßnahmen in Erscheinung. Man könne nicht 97 Prozent der Bevölkerung "in Geiselhaft" nehmen, um drei Prozent zu schützen, sagte sie im Februar 2021 in einem Interview mit der "Berliner Zeitung". In TV-Interviews legte sie nahe, dass zwei Drittel der Jugendlichen Depressionen hätten – wegen der Corona-Maßnahmen, nicht wegen der Pandemie. Für ihre Äußerungen wurde Guérot massiv kritisiert und angefeindet, bis hin zu Morddrohungen.

Im September berief die Uni Bonn sie als Professorin für Europapolitik. Zunächst hielt sie sich von den Verschwörungsthesen der "Querdenker" noch fern. Doch inzwischen verschwimmen bei ihr die Grenzen. In ihrem vorletzten Buch "Wer nicht schweigt, stimmt zu", das in diesem Frühjahr erschien, schreibt sie über die Zeit nach Corona: "Zuerst räumen wir auf, jeder in seinem Land. Wir überantworten die Verantwortlichen dem Internationalen Strafgerichtshof, sollte sich herausstellen, dass es nicht die Fledermaus war, sondern doch ein Labor, das uns das Virus beschert hat, wie der dänische Sonderbeauftragte der Uno kürzlich leakte."

Tatsächlich hat ein dänischer Experte nichts "geleakt", sondern in einem Interview erklärt, er halte es für eine wahrscheinliche Hypothese, dass sich ein Labormitarbeiter in Wuhan bei der Probenentnahme infiziert habe. Guérot erklärte weiter, man werde die USA darum bitten, sich um den US-Chefimmunologen Anthony Fauci und den Microsoft-Gründer Bill Gates "zu kümmern". Beide gelten in Corona-Leugner-Kreisen als maßgeblich verantwortlich für die Pandemiemaßnahmen.

Dass nahezu alle europäischen Länder mehr oder minder strikte Maßnahmen gegen die Pandemie verhängten, scheint die Europaexpertin Guérot nicht mehr zu interessieren. Als das Pandemie-Thema an Aufmerksamkeit verlor, meldete sie sich zu Russland zu Wort, geißelte öffentlich den angeblichen Militarismus des Westens, bezeichnete die Ukraine als den "wahren" Kriegstreiber.

An ihrem Ruhm als Wissenschaftlerin kratzten zuletzt auch noch Plagiatsvorwürfe. Im Sommer 2022 bezichtigte der Trierer Politikwissenschaftler Markus Linden sie, in ihren Büchern teils wörtlich Zitate aus anderen Quellen ohne Kennzeichnung übernommen zu haben. Guérot sprach zunächst von einer Kampagne, räumte später aber "Flüchtigkeitsfehler" ein.

Ende Oktober distanzierte sich die Universität Bonn von Guérot, ohne sie dabei namentlich zu nennen. In einer "Stellungnahme zu öffentlichen Äußerungen eines Mitglieds der Universität" auf der Homepage wird dazu aufgefordert, "allgemeine Standards guter wissenschaftlicher Praxis zu wahren und namentlich spekulative, nicht wissenschaftlich belegbare Behauptungen zu unterlassen".

Die Veganer-Ikone

Lange war Attila Hildmann bekannt als "der Vegan-Koch". Heute kommt bei dieser Formulierung sofort Protest auf: Hildmann sei nicht einmal Koch, sondern nur Autor von Büchern über vegane Gerichte, die einst Bestseller waren. Damit wurde er auch zum TV-Star, konnte sich einen Namen machen und kräftig vermarkten: eigener Imbiss, eigene Produkte, ein Energydrink, der bei fast allen großen Märkten in den Regalen stand.

Heute beklagt sich Hildmann manchmal, er habe alles verloren. Dafür verantwortlich macht er unter anderem Juden und Kommunisten.

Sein asiatisch angehauchtes Getränk kann der selbsternannte Samurai immerhin seit ein paar Tagen wieder verkaufen – im Versandhandel eines berüchtigten NPD-Funktionärs. Hildmann, dem alle Partner abgesprungen waren, fand in der Türkei Abfüller und Lieferanten.

In der Türkei hat er seit letztem Dezember Unterschlupf gefunden, wenn auch keine Ruhe: Er wechsele immer wieder den Wohnsitz, sei paranoid-misstrauisch, sagen ehemalige Vertraute. Von denen sind auch schon einige abgesprungen – entweder schockiert von Hildmanns braunem Gedankengut oder von seinem rücksichtslos-narzisstischen Auftreten. Inzwischen wollen selbst Vertreter der "Querdenker"-Szene nur noch wenig mit ihm zu tun haben.

Derzeit ist unklar, ob Hildmann bald die Festnahme und Auslieferung nach Deutschland fürchten muss. Gegen ihn wird wegen Volksverhetzung, des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und des Widerstands gegen die Polizei ermittelt, es gibt einen internationalen Haftbefehl. Entgegen der Annahme deutscher Behörden, trotz anderslautender Hinweise, besitzt der Sohn türkischer Eltern nicht die türkische Staatsangehörigkeit, die ihn vor einer Auslieferung schützen würde. Er ist früh von einer deutschen Familie adoptiert worden.

Der Schwindelarzt

Er war tatsächlich mal ein gefragter Mediziner für Patienten von weither: Der Hinweis von Bodo Schiffmann, dass er in einem "Who's who" "als einer der zehn bedeutendsten HNO-Ärzte in Deutschland" vermerkt ist, taugt dafür allerdings nicht unbedingt als Beweis. Die Sammlung hat den Haken, dass sich dort jeder gegen eine entsprechende Zahlung eintragen lassen kann.

Schiffmann arbeitet auch nicht mehr als Arzt: Ein Krankenhaus kündigte ihm die Räume fristlos, weil er die Praxis auch als Parteizentrale einer "Querdenker"-Partei genutzt habe. Er ist inzwischen aus dem Kraichgau nach Tansania gezogen und betreibt dort nach eigenen Angaben ein gemietetes Hotel. Die Zimmer tragen die Namen bekannter Mitglieder der "Querdenker"-Szene, die seine Gäste waren. Schiffmann will allerdings nach Heidelberg reisen, wenn ihm dort im kommenden Jahr der Prozess gemacht wird: Es geht dabei unter anderem um falsche Atteste und seine bislang unsäglichste Äußerung, bei der er Impfärzte mit dem KZ-Lagerarzt Josef Mengele verglich.

Als es im März 2020 zu Lockdowns kam, fragte Schiffmann zunächst noch, warum die Regierung nicht einfach Masken verteile, radikalisierte sich dann aber zusehends. Weinend erzählte er, Kinder seien durch das Tragen von Masken gestorben.

Als das Thema Corona ausgelutscht zu sein schien, stimmte er vor seinen zwischenzeitlich 160.000 Telegram-Abonnenten in russische Narrative von der "Befreiung der Ukraine von den Nazis" ein. Zudem startete er ein Interviewformat, bei dem sein erster Gast der Ufo-Forscher Erich von Däniken war.

Trotz seines Absturzes zieht Schiffmann offenbar viel Kraft aus der Tatsache, dass er in der "Querdenker"-Szene eine Ikone geworden ist. Er erlebe "die schlimmste und die beste Zeit meines Lebens", sagte er einmal.

Der Popsänger

Es schien eine dieser märchenhaften Karrieren zu sein: Einwandererkind, aufgewachsen in Mannheim, Realschulabschluss. Und schließlich die Lehre als Koch abgebrochen, weil er nur eines wollte: singen.

Und dann 1998 der Durchbruch mit dem Album "Nicht von dieser Welt“. Es verkaufte sich über eine Million Mal, machte den damals 26-jährigen Xavier Naidoo zum bekanntesten Popstar Deutschlands. Über Jahre blieb er musikalisch erfolgreich, wurde mit allen nennenswerten Preisen ausgezeichnet. Sein Song "Dieser Weg" wurde in Deutschland zur Hymne der Fußballweltmeisterschaft 2006. Zwischendurch gab es auch andere Schlagzeilen, über Drogendelikte, Vertragsstreitigkeiten, Fahren ohne Führerschein. Aber das trübte das Bild des erfolgreichen Sängers nicht.

Während die Karriere weiterging, etwa als Juror für die Castingshow "The Voice of Germany", nahmen auch die verbalen Ausfälle zu. Mal sagte Naidoo, Deutschland sei nicht frei, sondern immer noch "besetzt", dann wieder trat er "spontan" bei einer Veranstaltung der "Reichsbürger" in Berlin auf, erzählte auch dort, die Anschläge auf das World Trade Center seien inszeniert gewesen. Immer häufiger äußerte er unterschiedlichste Verschwörungstheorien.

Aber aus der Jury der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" flog er 2020 erst, nachdem ein Video bekannt geworden war, in dem er gegen Flüchtlinge hetzte. Auf Telegram teilt er auch die "Protokolle der Weisen von Zion", eine Fälschung, die bei Antisemitien dennoch eine große Rolle spielt.

Zum ersten Mal horchten viele Fans 2009 auf, als er auf seinem Album "Alles kann besser werden" zwischen Schmusesongs anklingen ließ, die Anschläge vom 11. September seien in Wirklichkeit vom US-Geheimdienst inszeniert worden, ein Klassiker unter den Verschwörungstheorien. Auch antisemitische Untertöne sind dort zu hören, als er in dem Song "Raus aus dem Reichstag" in Anspielung auf die jüdische Bankiersfamilie Rothschild textete: "Baron Totschild gibt den Ton an, und er scheißt auf euch Gockel / Der Schmock ist'n Fuchs und ihr seid nur Trottel."

Am 19. April 2022 folgte die Kehrtwende: In einem YouTube-Video bat Naidoo um Entschuldigung für seine "verstörenden Äußerungen" und erklärte, er distanziere sich von früheren Aussagen. In der Szene tat er damit kaum jemandem weh – er ließ offen, was falsch war und von wem er sich distanziert. Deshalb wurde ihm dort der vorgebliche Ausstieg nur von wenigen verübelt. Zu sehen und zu hören ist aber seither von ihm nichts. Termine für eine mögliche Rückkehr auf die Bühne gibt es auch nicht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Erklärung der Universität Bonn: https://www.uni-bonn.de/de/neues/stellungnahme-zu-oeffentlichen-aeusserungen-eines-mitglieds-der-universitaet
  • Plagiatsvorwürfe gegen Ulrike Guérot: https://www.zeit.de/kultur/2022-08/ulrike-guerot-plagiat-politik-professorin
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