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CDU-Machtkampf: Und wer wird jetzt Armin Laschets Nachfolger?


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Nach Laschets angekündigtem Rückzug
Und wer wird jetzt CDU-Chef?


09.10.2021Lesedauer: 4 Min.
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Personeller Neuanfang in der CDU?: Laschet verwirrt mit diesem Statement zu seiner Zukunft. (Quelle: reuters)

Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet ist bald Geschichte. Wann genau er geht, ist zwar offen. Doch Nachfolger bringen sich längst in Stellung. Ein Überblick.

Armin Laschet will gehen. Zwar nicht sofort, aber seinen geordneten Rückzug vom Amt des CDU-Chefs hat er am Donnerstag angekündigt. Der 60-Jährige erklärte auch, er selbst wolle den Prozess seiner Nachfolge "moderieren". Sein Ziel sei es, Gegensätze zu versöhnen: "Ich wäre froh, wenn das in dieser schwierigen Phase für die Partei gelingen würde." Laschet will alle Ebenen der CDU einbinden und dann einen Vorschlag machen, mit dem sich alle Strömungen identifizieren können.

Soweit der Plan.

Doch einen ähnlichen Plan hatte Laschet bereits beim Kampf um den Vorsitz der Unionsfraktion. Und vor wenigen Tagen wäre er beinahe gescheitert: Nur in letzter Minute konnte Laschet eine offene Auseinandersetzung um das Amt des (mutmaßlichen) künftigen Oppositionsführers vermeiden. Und beim Posten des Parteichefs dürfte alles noch komplizierter werden. Nicht nur, weil Laschets Autorität nach seinem angekündigten Rückzug weiter geschwunden ist.

Und so droht statt harmonischer Konsensfindung in den nächsten Wochen eher eine offene Feldschlacht der unterschiedlichen Bewerber. Insgesamt kommen derzeit rund fünf Personen infrage, die sich ernsthafte Chancen auf den Parteivorsitz ausrechnen können. Wir stellen sie vor und beurteilen, wie ihre Chancen derzeit (!) sind.

Ein Mann will nach oben: Jens Spahn

Jens Spahn hat bereits einen Anlauf für das Amt des CDU-Vorsitzenden hinter sich, im Dezember 2018 trat er gegen Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz an. Er verlor deutlich, und trat deshalb bei der erneuten Chefwahl im vergangenen Januar im "Team" mit Armin Laschet an. Laschet gewann, Spahn wurde Vize-Chef.

Der Gesundheitsminister gilt als extrem ehrgeizig, schon seinen Platz im Kabinett hatte er gegen Angela Merkel erkämpft, was man in der CDU erst einmal schaffen muss. Jetzt, bei einer erneuten Suche nach einem Vorsitzenden, könnte Spahn es nochmal versuchen. Dieses Mal wieder eher allein.

Chancen: recht hoch, doch sicher darf sich Spahn auch nicht sein. Für ihn spricht, dass er mittlerweile über zahlreiche Truppen in der Partei verfügt: Der Gesundheitsminister hat beste Kontakte in die Junge Union, zudem gilt er vielen als Liebling der Konservativen, die trotzdem einen modernen Anstrich beibehalten wollen. Allerdings weiß auch jeder in der Partei, dass Spahn eher auf eigene Rechnung unterwegs ist.

Der Unvermeidliche: Friedrich Merz

Friedrich Merz hat es bereits zweimal probiert: Beim Parteitag im Dezember 2018, als er knapp Annegret Kramp-Karrenbauer unterlag. Und beim Parteitag im Januar, als er – ebenfalls knapp – gegen Armin Laschet verlor. Ein drittes Mal wird Merz sich nicht auf einem Parteitag zur Wahl stellen, das hat er bereits angekündigt.

Merz' Machtfundament ist die Parteibasis, dort ist er beliebt, von ihr will er sich wählen lassen. Vor allem von jenen Mitgliedern, die glauben, die CDU sei in den letzten Jahren zu weit nach links gerückt. Und Merz hat sich als einer der ersten nach Laschets angekündigtem Rückzug zu Wort gemeldet und dem Noch-Parteichef dafür gedankt, dass dieser "den Weg frei" mache. Frei für ihn selbst, das war die subtile Botschaft.

Chancen: nicht schlecht, wenn die Basis entscheiden darf. Dass sich die Gremien hinter Merz versammeln, ist nahezu ausgeschlossen. Allerdings ist Merz 65 Jahre alt, wäre also 2025 ein Kanzlerkandidat, der stramm auf die 70 zugeht.

Der Außenseiter: Norbert Röttgen

Norbert Röttgen ist ein Politiker, wie man ihn in intellektuell geprägten CDU-Kreisen erfinden würde, wenn es ihn nicht schon gäbe: ein rhetorisch eloquenter Feingeist, der mit seinem Schwerpunktthema Außenpolitik eine Weltläufigkeit beweist, die viele nicht nur beim SPD-Außenminister Heiko Maas vermissen. Röttgen lebt jedoch mit dem Makel, von Merkel als Minister gefeuert worden zu sein, als er sich nicht entscheiden wollte, Oppositionsführer in Nordrhein-Westfalen zu werden oder Minister in Berlin bleiben zu wollen. Seitdem arbeitet er beharrlich an seinem Wiederaufstieg.

Chancen: überschaubar. Im Gegensatz zu Spahn fehlen Röttgen die parteiinternen Truppen, im Gegensatz zu Merz das eine überstrahlende Thema (Konservatismus bei Merz). Röttgen ist schlau und umgänglich und kanzleresk. Doch angesichts der fehlenden internen Unterstützung könnte er eher das "Modell Spahn" versuchen und sich als Vize einem aussichtsreicheren Kandidaten anschließen.

Der Kompromiss-Kandidat: Daniel Günther

Er gilt als leise, bescheiden, böse Zungen nennen ihn "Schwiegermutter-Liebling": In Wahrheit ist Daniel Günther ein Politiker, der mit dem Wunschbündnis der Union seit Jahren recht erfolgreich Schleswig-Holstein regiert. Eine Jamaika-Koalition funktioniert in Kiel recht gut. Günther steht für einen unaufgeregten Politikstil, hinter ihm könnten sich wohl viele versammeln. Die Frage ist jedoch, ob er die Kraft hat, die aktuell zerstrittene Volkspartei zu einen.

Chancen: eher Außenseiter-Tipp. Damit er wirklich CDU-Chef wird, müsste eine Art Günther-Momentum entstehen. Etwa, wenn die Ampel-Sondierungen scheitern, plötzlich ein erfahrener Regierungspolitiker gesucht wird und man sich in der CDU partout nicht Markus Söder unterwerfen will. Dann wäre wohl die Stunde von Daniel Günther gekommen.

Der Anwalt der Wirtschaft: Carsten Linnemann

Carsten Linnemann geht etwa dreimal pro Woche joggen, in der Regel zehn Kilometer. Und nicht nur beim Sport ist er ausdauernd, seit Jahren arbeitet er darauf hin, endlich den Weg in die Parteispitze zu finden. In der Öffentlichkeit ist Linnemann vor allem wegen seines Amtes als Chef der Mittelstandsvereinigung (MIT) bekannt, der größten Gruppe innerhalb der CDU. Die MIT ist Linnemanns Hausmacht, er gilt als jemand, der grundsätzlich näher bei der FDP als bei den Grünen steht. Gleichzeitig ist er das Gegenteil eines Haudrauf-Politikers vom Schlage eines Friedrich Merz, er übt sich lieber in sachlichem Verhandlungsstil.

Chancen: Nichts ist unmöglich, wenn sein Flügel noch mehr Einfluss gewinnt. So zynisch es klingt: Jede ökonomische Krise ist gut für den Wirtschaftsflügel der CDU. Sobald die Konjunktur einbrechen sollte, würde wahrscheinlich der Ruf nach mehr Sachversand laut. Den könnte Linnemann perfekt bedienen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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