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Bundestagswahl 2025: Kann eine Partei in Deutschland allein regieren?


Bundestagswahl 2025
Kann eine Partei in Deutschland allein regieren?

Von t-online
Aktualisiert am 21.02.2025 - 15:51 UhrLesedauer: 4 Min.
Friedrich Merz bei einer Wahlkampfveranstaltung (Archivbild): Für den Kanzlerkandidaten der Union hat die Verteidigung der Ukraine oberste Priorität.Vergrößern des Bildes
Friedrich Merz bei einer Wahlkampfveranstaltung (Archivbild): Für den Kanzlerkandidaten der Union hat die Verteidigung der Ukraine oberste Priorität. (Quelle: Kay Nietfeld/imago-images-bilder)
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Die absolute Mehrheit im Bundestag ist ausschlaggebend für viele Entscheidungen. Was unterscheidet sie von der relativen Mehrheit und der Zweidrittelmehrheit? Und kann eine Partei auch allein regieren?

Mehrheiten bestimmen die politische Entscheidungsfindung im Bundestag. Doch nicht jede Abstimmung erfordert die gleiche Stimmenzahl. Während eine relative Mehrheit bereits ausreicht, wenn ein Vorschlag mehr Stimmen erhält als andere, setzt die absolute Mehrheit eine Zustimmung von mehr als 50 Prozent aller Abgeordneten voraus. Besonders hohe Hürden gibt es bei der Zweidrittelmehrheit, die etwa für Verfassungsänderungen nötig ist.

Diese unterschiedlichen Mehrheitsformen sorgen dafür, dass einfache Beschlüsse schnell gefasst werden können, während weitreichende Entscheidungen breite Zustimmung benötigen. Doch welche Rolle spielen sie konkret in der deutschen Politik? Ein Überblick.

Absolute Mehrheit

Eine absolute Mehrheit bezeichnet in der Politik die Mehrheit der Mitglieder eines Gremiums, bei der das Abstimmungsergebnis mehr als die Hälfte aller möglichen Stimmen umfasst. Im Kontext des Deutschen Bundestages bedeutet dies, dass mehr als 50 Prozent aller Bundestagsabgeordneten für oder gegen eine Sache stimmen müssen, unabhängig davon, wie viele Abgeordnete tatsächlich an der Abstimmung teilnehmen.

Die absolute Mehrheit spielt eine wichtige Rolle bei verschiedenen politischen Entscheidungen und Wahlen:

  • Wahl des Bundestagspräsidenten und seiner Stellvertreter
  • Wahl des Bundeskanzlers (im ersten und zweiten Wahlgang)
  • Konstruktives Misstrauensvotum
  • Vertrauensfrage des Bundeskanzlers
  • Wahl des Wehrbeauftragten
  • Überstimmen eines Bundesratseinspruchs (sofern diese Mehrheit ausreicht)
  • Änderungen des Gebietsstandes der Bundesländer
  • Errichtung bundeseigener Mittel- und Unterbehörden

Im Gegensatz zur einfachen Mehrheit, bei der nur die Mehrheit der abgegebenen Stimmen erforderlich ist, berücksichtigt die absolute Mehrheit die Gesamtzahl der stimmberechtigten Mitglieder. Dies macht die absolute Mehrheit zu einer höheren Hürde für politische Entscheidungen und soll sicherstellen, dass wichtige Beschlüsse von einer breiten Basis getragen werden.

 
 
 
 
 
 
 

Relative Mehrheit

Die relative Mehrheit, auch als einfache Mehrheit bezeichnet, ist ein wichtiges Konzept in der Politik. Sie liegt vor, wenn ein Kandidat oder eine Partei die meisten Stimmen erhält, ohne jedoch mehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen zu erreichen.

Hauptmerkmale der relativen Mehrheit:

  • Höchste Stimmenzahl: Der Gewinner hat mehr Stimmen als jeder einzelne Konkurrent, aber nicht unbedingt mehr als alle anderen zusammen.
  • Keine absolute Mehrheit erforderlich: Es reicht aus, die meisten Stimmen zu haben, auch wenn dies weniger als 50 Prozent der Gesamtstimmen sind.
  • Anwendung bei Mehrfachauswahl: Die relative Mehrheit kommt vor allem zum Tragen, wenn es mehr als zwei Wahlmöglichkeiten gibt.

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht das Prinzip:

Bei 100 abgegebenen Stimmen erhält:

  • Kandidat A: 45 Stimmen
  • Kandidat B: 35 Stimmen
  • Kandidat C: 20 Stimmen

In diesem Fall hat Kandidat A die relative Mehrheit, da er die meisten Stimmen hat, obwohl es nicht mehr als die Hälfte aller Stimmen ist.

Die relative Mehrheit spielt eine wichtige Rolle bei der Bundestagswahl in Deutschland, insbesondere bei der Wahl der Direktkandidaten in den Wahlkreisen über die Erststimme. Der Kandidat mit den meisten Stimmen gewinnt den Wahlkreis und zieht direkt in den Bundestag ein, vorausgesetzt, der Einzug wird durch das Zweitstimmenergebnis seiner Partei gedeckt.

Wichtig zu beachten ist indes, dass die relative Mehrheit die geringste Anforderung für die Annahme eines Vorschlags darstellt. Dies kann dazu führen, dass ein Vorschlag gewählt wird, der nicht von der Mehrheit der Abstimmenden oder Stimmberechtigten getragen wird.

Die Zweidrittelmehrheit

Die Zweidrittelmehrheit ist eine Form der qualifizierten Mehrheit, die in der Politik bei besonders wichtigen Entscheidungen erforderlich ist. Es gibt zwei Arten der Zweidrittelmehrheit:

Einfache Zweidrittelmehrheit:

Mindestens zwei Drittel der anwesenden Stimmberechtigten müssen zustimmen.

Beispiel: Zurückweisung von Einsprüchen des Bundesrates gegen Gesetzesbeschlüsse des Bundestages, wenn der Bundesrat den Einspruch ebenfalls mit Zweidrittelmehrheit eingelegt hat.

Qualifizierte (oder absolute) Zweidrittelmehrheit:

Mindestens zwei Drittel aller Stimmberechtigten müssen zustimmen, unabhängig von der Anwesenheit.

Beispiel: Änderung des Grundgesetzes im Bundestag.

Die Zweidrittelmehrheit wird in verschiedenen politischen Kontexten angewendet:

  • Im Bundestag: Für Verfassungsänderungen, Beschlüsse zur Auflösung des Parlaments oder Abberufung des Präsidiums.
  • In Landesparlamenten: Ähnliche Anwendungen wie im Bundestag, zum Beispiel für Verfassungsänderungen.
  • In anderen Gremien: Bei wichtigen Entscheidungen, die über die einfache Mehrheit hinausgehen.

Die Zweidrittelmehrheit stellt sicher, dass besonders weitreichende Entscheidungen von einem breiten Konsens getragen und nicht leichtfertig getroffen werden können.

Kann eine Partei in Deutschland allein regieren?

Eine Alleinregierung, auch Einparteienregierung genannt, bezeichnet eine Regierung, deren Mehrheit nur auf einer einzigen Parlamentsfraktion basiert. In der Bundesrepublik Deutschland ist das äußerst selten der Fall. Stattdessen ist Deutschland eine Koalitionsdemokratie, in der Parteienbündnisse die Regel sind.

Um allein zu regieren, benötigt eine Partei in Deutschland die absolute Mehrheit im Bundestag. Nach dem neuen Wahlrecht wird der Bundestag ab der Bundestagswahl 2025 630 Abgeordnete haben. Für eine absolute Mehrheit und damit die Möglichkeit zur Alleinregierung sind mindestens 316 Mandate erforderlich.

Wenn keine Partei die absolute Mehrheit erreicht, müssen Koalitionsverhandlungen geführt werden, um eine Regierung zu bilden. In seltenen Fällen kann es auch zu einer Minderheitsregierung kommen, bei der die Regierung keine eigene Mehrheit im Parlament hat und auf Unterstützung aus dem Oppositionslager angewiesen ist. So geschehen nach dem Bruch der Ampelregierung, zumindest kurzzeitig.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen

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