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"Schlussrunde" I Lindner überrascht: "Bisher haben wir uns immer geduzt"


Lindner kontert Baerbock
"Bisher haben wir uns immer geduzt"


Aktualisiert am 21.02.2025 - 10:26 UhrLesedauer: 4 Min.
TV-Duell «Schlussrunde»Vergrößern des Bildes
Annalena Baerbock und Christian Lindner: Viel Streit im ARD und ZDF (Quelle: Fabrizio Bensch/Reuters Pool/dpa/dpa-bilder)
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Die "Schlussrunde" brachte hitzige Wortgefechte zwischen den Spitzenpolitikern. Besonders auffällig war der scharfe Tonfall von Außenministerin Baerbock.

Drei Tage vor der Bundestagswahl trafen in der "Schlussrunde" in ARD und ZDF Spitzenkandidaten und Top-Politiker aller im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien aufeinander und lieferten sich einen teils lebhaften, manchmal sich allzu sehr in Details verlierenden Schlagabtausch. Besonders offensiv zeigte sich dabei Annalena Baerbock über weite Strecken.

Das emotionalste Thema des Abends – die Außenpolitik – stand gleich zu Beginn der Sendung. Ob die Kriegsgefahr in Europa in den vergangenen Tagen zugenommen habe, wollten die Moderatoren Diana Zimmermann (ZDF) und Markus Preiß (ARD) wissen.

Die anwesenden Politiker hielten Karten mit ihrer Meinung hoch. Überraschenderweise zeigten sich viele einig und antworteten allesamt mit "Ja" – wenngleich aus unterschiedlichen Gründen.

Die Gäste:

  • Matthias Miersch, SPD-Generalsekretär
  • Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär
  • Annalena Baerbock, Grünen-Spitzenkandidatin
  • Alice Weidel, AfD-Kanzlerkandidatin
  • Christian Lindner, FDP-Spitzenkandidat
  • Jan van Aken, Linken-Parteivorsitzender
  • Sahra Wagenknecht, BSW-Spitzenkandidatin
  • Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag

Weidel: "Trump setzt das um, was die AfD fordert"

Während Baerbock und Miersch keinen radikalen Kurswechsel Deutschlands für nötig hielten (Baerbock erklärte, ein guter Weg sei bereits eingeschlagen, Miersch hält die Regierung für gut vorbereitet), sahen die Konkurrenten das grundlegend anders. "Die Bundesregierung ist nicht gut vorbereitet, die Regierung ist gar nicht vorbereitet", konstatierte Dobrindt.

In puncto Russland lagen Weidel und Wagenknecht großteils auf einer Linie, Wagenknecht pflichtete ihrer Konkurrentin sogar einmal bei. Die AfD-Chefin sah Donald Trumps Verhandlungen mit Russland positiv und attestierte: "Trump setzt das um, was die AfD fordert." Die Kriegsgefahr ergebe sich indes daraus, dass Friedrich Merz die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine fordere.

Weidel sprach sich gegen eine Beteiligung Deutschlands aus: "Auch nicht mit Waffenlieferungen, Soldaten und finanziellen Mitteln." Russlands Angriff auf die Ukraine sei völkerrechtswidrig gewesen, habe aber eine Vorgeschichte, die man berücksichtigen müsse, so Weidel. Von Linnemann hagelte daraufhin der Vorwurf, Weidel stehe hinter Wladimir Putin.

Daraufhin setzte Baerbock zur Frontalattacke auf die AfD-Chefin an. "Sie leben in der Schweiz. Ich lebe in Brandenburg", so die Grünen-Politikerin vorwurfsvoll – und erklärte, dass sie oft von besorgten Schülern gefragt werde, was bei einem Angriff Russlands mit Ostdeutschland passieren würde. "Dann kommt Polen und dann kommt Ostdeutschland, zum Beispiel Brandenburg", zeichnete die Außenministerin ein dystopisches Bild von einem russischen Angriff auf Deutschland.

Baerbock: Konfrontationskurs mit Dobrindt

Weidel war an diesem Abend aber bei weitem nicht die einzige Person, mit der Baerbock zusammenstieß. Ihren ehemaligen Ampel-Kollegen Lindner siezte sie plötzlich, nannte ihn "Herr Lindner", nachdem dieser Baerbocks "feministische Außenpolitik" für beendet erklärt hatte. Seine Antwort in einem Nebensatz: "Bisher haben wir uns immer geduzt."

Später siezte Baerbock ihn erneut, korrigierte sich dann allerdings. Was folgte, war aber gleichermaßen Seitenhieb als auch Vorwurf: "Du warst so beschäftigt damit, die Regierung zu verlassen, dass du nicht mehr mitbekommen hast, dass andere noch Politik gemacht haben in der Zeit."

Den Begriff "feministische Außenpolitik" griff Dobrindt später unter Gelächter noch einmal auf. Baerbock schoss scharf: "Dass Sie nichts für Frauen übrig haben, das wissen wir." Dobrindt konterte scharf und konstatierte Baerbock "dummes Geschwätz".

Später in der Sendung, es ging um das Thema Kitas (Kindertagesstätten), kam es erneut zu einem solchen Zusammenstoß. Weil Dobrindt ihr ins Wort fiel, legte Baerbock nach: "Sie können es nicht ertragen, eine Frau ausreden zu lassen. Sie fallen mir immer wieder ins Wort, Herr Dobrindt."

Auch von Lindner fühlte sie sich zu oft unterbrochen – auch er ertrage es nicht, wenn sie einmal etwas sage. Lindners Antwort: "Doch, aber was Sie sagen, ist einfach nicht richtig!" Als das Moderatorenduo später einmal das Thema wechseln wollte, redete die Grünen-Politikerin einfach weiter und wurde von Preiß darauf hingewiesen, dass die Runde nun beendet sei.

Während es beim Thema Außenpolitik emotional zuging, stand beim Themenblock medizinische Versorgung und Versicherung eher das Beharren auf Zahlen im Vordergrund.

Etwas lebhafter wurde die Diskussion beim Thema Wehrpflicht. Während sich Weidel für eine zweijährige Wehrpflicht einsetzte, widersprach ihr Wagenknecht völlig: "Wir brauchen eine Bundeswehr, die uns verteidigen kann, aber dafür brauchen wir keine Wehrpflicht." Später meinte Wagenknecht außerdem: "Wir dürfen in Europa keinen Krieg führen, den überleben wir nicht."

Dobrindt zu Weidel: "Geschichten aus dem Märchenwald"

Neue Erkenntnisse gab es an diesem Abend keine – weder beim Thema Wehrpflicht noch bei der Diskussion um Klima-Agenden. Weidel kritisierte die hohen Energiepreise. Dobrindt nannte ihre Ausführungen "Geschichten aus dem Märchenwald". Weidel hatte der CDU zuvor die Schuld an der CO2-Bepreisung und dem Verbrennerverbot gegeben. Das sei Weidels freie Erfindung, mit der sie Stimmung machen wolle. "Es entspricht nicht der Realität." Weidel konterte: "Sie müssen mal vernünftige Politik machen, Sie alle. Sie fahren das Land gegen die Wand."

Keiner fühlt sich fair behandelt

Linken-Chef van Aken fiel an diesem Abend vor allem mit seinen kontroversen Meinungen zum Thema Nato auf. Geht es nach ihm, sei es langfristig besser, wenn Trump aus der Nato austrete und das Bündnis zerfiele. Lindner sah das indes anders: "Es ist ein kompliziert gewordener Freund in Washington, bleibt aber ein Freund."

Am Ende sprach Moderatorin Zimmermann noch einmal das vor der Wahl von den Parteien abgeschlossene Fairnessabkommen an. "Haben Sie einen fairen Wahlkampf geführt?", war die letzte Frage des Abends. Die einstimmige Antwort: Ja – obwohl das ja eigentlich Eigenlob sei, wie Baerbock anmerkte. Fair behandelt fühlte sich von den anderen Parteien hingegen keiner.

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Verwendete Quellen
  • ARD/ZDF – "Schlussrunde" vom 20.2.2025
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