Diskussion um Taurus-Lieferung Russlands Ex-Präsident Medwedew attackiert Merz

Friedrich Merz rät der Ukraine zur Zerstörung der Brücke zwischen der Krim und dem russischen Festland. Ex-Präsident Medwedew kontert mit einem gewagten Vergleich.
Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat mit Äußerungen über eine mögliche Zerstörung der russischen Brücke zur annektierten ukrainischen Halbinsel Krim scharfe Kritik in Russland hervorgerufen. "Überleg zweimal, Nazi!", schrieb der Vizechef des russischen nationalen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, auf der Plattform X.
Der frühere Präsident reagierte damit auf Äußerungen von Merz in der ARD-Sendung "Caren Miosga". Darin zeigte sich der CDU-Chef nicht nur weiter offen für die Lieferung des Taurus-Marschflugkörpers an die Ukraine. Er erklärte auch, dass eine Zerstörung der Krim-Brücke der Ukraine nutzen könne. Medwedew hatte Merz schon zuvor attackiert und ihm "Nazi-Methoden" wie Goebbels vorgehalten.
Die russische Regierung rückt ihr militärisches Vorgehen in der Ukraine in die Nähe des Großen Vaterländischen Kriegs gegen das nationalsozialistische Deutschland nach 1941. Medwedew wiederum hatte zuletzt seine Rhetorik verschärft.
Erste Verbalattacken schon im März
"Fritz Merz wird von der Erinnerung an seinen Vater verfolgt, der in Hitlers Wehrmacht diente", sagte Medwedew weiter. Kremlsprecher Dmitri Peskow warf Merz zudem vor, es auf eine Eskalation im Ukraine-Krieg abzusehen. Merz sagte in der ARD, dass die ukrainische Armee in die Lage versetzt werden müsse, einen Teil des Geschehens selbst zu bestimmen.

Die Brücke
Die Krim-Brücke – auch Kertsch-Brücke genannt – verbindet seit 2018 die von Russland völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel Krim mit dem russischen Festland. Sie war nach Russlands Annexion der Krim 2014 gebaut worden. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine 2022 gewann die Verbindung Bedeutung als russische Nachschublinie. Nach mehreren Angriffen der Ukraine, unter anderem mit Seedrohnen, ist der Bahnverkehr fast vollständig auf Fährverbindungen ausgewichen.
"Die ukrainische Armee muss aus der Defensive herauskommen", sagte Merz. Dann sagte er, dass die Zerstörung der Brücke als wichtigste Verbindung von Russland zur Krim der Ukraine helfen könne. "Das wäre eine Möglichkeit, dieses Land nun endlich mal strategisch auch (...) vor die Lage zu bringen", führte er aus. Die Ukraine hat nach mehreren Angriffen auf die Brücke wiederholt erklärt, das Bauwerk bombardieren zu wollen.
Russland warnt vor Folgen
Die Atommacht Russland hat vor einem solchen Angriff mehrmals gewarnt. Moskau machte zudem in der Vergangenheit ein abgehörtes Gespräch von Bundeswehroffizieren öffentlich, in dem konkret auch die Zerstörung der Krim-Brücke mit Marschflugkörpern erörtert wurde. Merz sagte in der ARD-Sendung, dass Kremlchef Wladimir Putin auf Schwäche und Friedensangebote nicht positiv reagiere.
Der CDU-Chef hatte sich schon in seiner Zeit als Oppositionspolitiker offen für eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine gezeigt. Dies gelte weiterhin, sagte der designierte Bundeskanzler am Sonntag. "Nicht, dass wir selbst in diesen Krieg eingreifen, sondern dass wir die ukrainische Armee mit solchen Waffen ausrüsten." Merz ergänzte auf Nachfrage, er habe immer gesagt, dass er das nur in Abstimmung mit den europäischen Partnern tun würde. Der geschäftsführende Kanzler Olaf Scholz (SPD) lehnte eine Taurus-Lieferung stets ab.
- Nachrichtenagentur dpa