Folge des Zweiten Weltkriegs Polnischer Außenminister schlägt Alternative zu Reparationen vor
Das Verhältnis zwischen Polen und Deutschland soll sich wieder verbessern. Dafür müsse Deutschland wohl einen Weg finden, dem Bedauern Ausdruck zu verleihen.
Der polnische Außenminister Radek Sikorski spricht sich für eine Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehung aus. Unter der Regierung der rechtsnationalistischen PiS-Partei war das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen zuletzt eher angespannt. Jetzt soll der Regierungswechsel für frischen Wind sorgen. Am Dienstag reiste Sikorski nach Berlin und sprach mit seiner Amtskollegin Annalena Baerbock (Grüne). Das Treffen nannte Sikorski einen "wichtigen Schritt in Richtung der Normalisierung unserer Beziehung".
Im Interview mit der "Welt" spricht der polnische Außenminister auch darüber, wie er sich eine Annäherung vorstelle. Jahrelang forderte die PiS-Partei Reparationszahlungen Deutschlands, um die begangenen Gräueltaten aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschädigen. Dem stimme Sikorski zwar teils zu, zeige sich jedoch gleichzeitig kompromissbereit.
Demnach wäre es hilfreich, "wenn man eine kreative Möglichkeit findet, das Bedauern für dieses Leid zum Ausdruck zu bringen und den Menschen, die diese Zeit überlebt haben, etwas Gutes zu tun", sagte Sikroski zu Baerbock bei seinem Besuch. "Diese ethische Reflexion sollte sich dann auch in finanzieller Entschädigung äußern."
Baerbock ebenfalls für ein besseres Verhältnis zu Polen
Im Hinblick auf seine Vorschläge äußert sich der polnische Außenminister zuversichtlich. "Deutschland wird Möglichkeiten finden, sein Bedauern auszudrücken. Ich weiß, dass auch schon in der Ampel-Koalition diskutiert wird, dass man sichtbare Zeichen des Bedauerns sendet", so Sikroski im Interview.
Laut der "Zeit" ging die Außenministerin bisweilen nicht auf die Reparationsforderungen, seitens der ehemaligen PiS-Regierung, ein. Die rechtskonservative Ex-Regierung hatte 1,3 Billionen Euro von Deutschland für die im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden gefordert. Abgelehnt wurden diese Forderungen von der Bundesregierung.
Dennoch zeigt sich Baerbock dem neuen Außenminister Sikroski gegenüber zuversichtlich. Ein starkes Europa "dessen Mitte auch in den nächsten Jahren weiter nach Osten rückt, braucht mehr denn je eine lebendige deutsch-polnische Freundschaft und ein tiefes Vertrauen zwischen Warschau und Berlin", erklärt Baerbock am Dienstag.