Britischer König in Berlin Wegen Frauen-EM: Charles bringt Bundestag zum Lachen
Bei seiner Rede im Bundestag sprach König Charles III. über ernste Themen wie den Krieg in der Ukraine. Aber auch der Spaß durfte nicht zu kurz kommen.
Der britische König Charles III. hat am zweiten Tag seines Deutschland-Besuchs im Bundestag eine Rede gehalten. Er wechselte zwischen deutsch und englisch vorgetragenen Passagen. Dass der Monarch zum Teil in der Sprache des Gastlands redete, gilt als große Ehrbezeugung.
Charles betonte, er sei unter anderem in Deutschland unterwegs, um "die Bande der Freundschaft" zwischen den Ländern zu erneuern. Dabei erinnerte er auch an Queen Elizabeth II.: "Diese Freundschaft hat meiner geliebten Mutter, der verstorbenen Königin, viel bedeutet." Sie sei 15 Mal in Deutschland gewesen, fünfmal davon als Königin.
"Ich kann kaum in Worte fassen, wie stolz ich auf die starke Partnerschaft unserer beiden Länder bin", so Charles. Deutschlands Kultur habe bei seinen Besuchen tiefe Eindrücke hinterlassen. "Die Briten schätzen die lebendige Kultur und das Nachtleben in Berlin", sagte der König und lachte. Auch die Abgeordneten amüsierten sich über die Bemerkung.
Für weitere Lacher sorgte Charles III., als er an das Frauenfußball-EM-Finale 2022 erinnerte, in dem die britische Mannschaft die Deutschen mit 2:1 schlug.
"Überaus mutig, wichtig und willkommen"
Zwischenzeitlich wurde es ernster: Charles würdigte unter anderem die umfangreiche deutsche Hilfe für die Ukraine im Verteidigungskampf gegen Russland. "Der Entschluss Deutschlands, der Ukraine so große militärische Unterstützung zukommen zu lassen, ist überaus mutig, wichtig und willkommen", sagte der Monarch. "Deutschland und das Vereinigte Königreich haben eine wichtige Führungsrolle übernommen."
Als größte europäische Geber hätten beide Länder entschlossen reagiert und Entscheidungen getroffen, die früher vielleicht unvorstellbar gewesen wären, sagte Charles weiter. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine habe unvorstellbares Leid über viele unschuldige Menschen gebracht. "Zahllose Leben wurden zerstört, Freiheit und Menschen wurden brutal mit den Füßen getreten. Die Sicherheit Europas ist ebenso bedroht wie unsere demokratischen Werte."
"Enge Verbündete"
Vor Charles' Rede hatte auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas die starke deutsch-britische Verbundenheit und Zusammenarbeit hervorgehoben. "Großbritannien und Deutschland sind und bleiben enge Verbündete und vertrauensvolle Partner", sagte sie zur Begrüßung im Plenarsaal des Parlaments. Dies gelte auch nach der Entscheidung Großbritanniens, die Europäische Union zu verlassen. Bas dankte für den "unverzichtbaren und großen Beitrag" des Vereinigten Königreichs zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus und die Freundschaft mit Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Parlamentspräsidentin erinnerte ebenfalls an die im vergangenen Jahr gestorbene Mutter des Königs. Zeit ihres Lebens habe sich Queen Elizabeth II. für die Aussöhnung beider Länder eingesetzt.
Der Auftritt im Bundestag war der zentrale Programmpunkt am zweiten Tag des Staatsbesuchs von König Charles und Queen Camilla, die mit ihrem Mann in das Reichstagsgebäude gekommen war. Hier lesen Sie, wo die beiden noch unterwegs sein werden.
Auftritt sorgte im Voraus für Kritik
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), Bundesratspräsident Peter Tschentscher (SPD) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, begleiteten die Gäste in den Plenarsaal.
Auf der Besuchertribüne verfolgten unter anderem die früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck und Christian Wulff sowie die früheren Bundestagspräsidenten Rita Süssmuth (CDU), Norbert Lammert (CDU) und Wolfgang Thierse (SPD) die Rede. Der Bundestag unterbrach dafür seine reguläre Sitzung.
Der Auftritt im Parlament hatte im Vorfeld teilweise für Kritik gesorgt. Mitglieder der Linken sagten, es sei absurd, einen König im Bundestag sprechen zu lassen. Hier lesen Sie mehr dazu.
Erste Auslandsreise als König
Für Charles ist es die erste Auslandsreise in seiner neuen Rolle als König, die er nach dem Tod von Queen Elizabeth II. im September 2022 übernahm. Politisch gilt der Besuch als bedeutsam, weil drei Jahre nach dem EU-Austritt Großbritanniens ein neues Kapitel der Beziehungen zu Europa und Deutschland beginnen soll.
Der König sprach allerdings bereits zum zweiten Mal im Bundestag. Bereits vor fast drei Jahren, am 15. November 2020, hielt Charles als Prince of Wales in seiner Eigenschaft als Thronfolger eine Rede zur zentralen Gedenkveranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die Gedenkstunde zu Ehren der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft hatte im Zeichen der deutsch-britischen Freundschaft 75 Jahre nach dem Kriegsende gestanden.
- Rede von König Charles III. im Bundestag am 30. März 2023
- bundestag.de: "König Charles III. hält Rede im Deutschen Bundestag"
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters