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Zum Tode von Donald Rumsfeld († 88): Er glaubte an Größe, Gewalt und Krieg


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Zum Tod von Donald Rumsfeld
Er glaubte an Größe, Gewalt und Krieg

MeinungEin Nachruf von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 01.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Donald Rumsfeld bei seinem letzten Truppenbesuch in Al Asad im Irak: Der Ex-US-Verteidigungsminister ist tot.Vergrößern des Bildes
Donald Rumsfeld bei seinem letzten Truppenbesuch in Al Asad im Irak: Der Ex-US-Verteidigungsminister ist tot. (Quelle: imago images)
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Mit Donald Rumsfeld bleibt die dunkle Stunde verbunden – als Amerika nach 9/11 Beweise fingierte, um gegen den Irak vorzugehen. Damals begann der Niedergang der USA, den Joe Biden nun aufhalten will.

Donald Rumsfeld war bissig wie kein anderer und liebte Konflikte wie kein anderer. Sein Kampfgeist machte vor niemandem halt, weder vor den beiden Präsidenten, denen er diente, noch vor Kabinettskollegen wie Colin Powell, den er verachtete, weil der seine Streitkräfte so sehr liebte, dass er sie nie einsetzen wollte.

Dabei sah Rumsfeld mit seiner Nickelbrille wie ein Intellektueller aus und gab sich auch so. Wie ein kleiner Kant philosophierte er über das, was Menschen wissen können, im Unterschied zu dem, was sie nicht wissen können – das nannte er das unbekannte Unbekannte. Das klang gut, das klang gedankenschwer, damit imponierte er, aber es war letztlich nur Larifari. Nichts hielt ihn davon ab, eine Entscheidung zu treffen, die Amerikas Ruf in der Welt zerstörte: die Invasion im Irak 2003.

Der Präsident hieß damals George W. Bush und war nicht der Hellste unter der Sonne. Deshalb umgab er sich mit zwei erfahrenen Großmeistern der Washingtoner Staatskunst: Donald Rumsfeld und Richard Cheney, bekannter als Don und Dick. Verteidigungsminister der eine, Vizepräsident der andere. Zwei Brüder im Geiste des Nationalismus, der nach den Anschlägen auf Amerika am 11. September 2001 zu später Blüte reifte. Ihnen ging es um Rache, ums Büßen, um Demonstrationen militärischer Größe und Gewalt.

Ein sinnloser Zirkel der Gewalt

Die Invasion in Afghanistan verstand sich von selber. Die Taliban hatten Osama Bin Laden eine Heimstatt gegeben und mussten dafür bestraft werden. Was aber schon Alexander dem Großen, den Briten und den Russen in dieser Weltgegend widerfahren war, widerfährt in diesen Tagen den Amerikanern: ein ehrloser Abzug nach 20 Jahren und Billionen Dollar und Zehntausenden Toten. Und die Taliban, die bis vor 20 Jahren Kabul beherrschten, werden es bald wieder beherrschen. Ein sinnloser Zirkel der Gewalt, die Gewalt erzeugt und in Krieg mündet. Geht es trostloser? Geht es schlimmer?

Wichtiger für Don und Dick als Afghanistan war aber der Irak. In Saddam Hussein sahen sie ihren wahren Widersacher. Er sollte weg. Sein Regime war fällig. Sie fingierten Beweise, die dann auch noch der verhasste Colin Powell vor den Vereinten Nationen als gesichert vortragen musste. Nichts stimmte. Alles Lug und Trug. Weder war Saddam Hussein der König des internationalen Terrorismus noch besaß er die ihm angedichteten Massenvernichtungswaffen. Am Ende zogen ihn Soldaten aus einem Erdloch, in dem er sich versteckt hatte.

Der Rest ist bekannt. Irak als Vakuum. Syrien als Folgekrieg. Amerika verlor an Einfluss, an Autorität, an Macht. Don und Dick scheiterten, weil sie Rache wollten und und keinen Millimeter weiter dachten. Sie richteten Chaos an, zuckten die Achseln und gingen nach Hause. So begann der Niedergang Amerikas, den US-Präsident Joe Biden heute aufzuhalten versucht.

Alles richtig gemacht, alles bestens

Donald Rumsfeld, Jahrgang 1932, und Richard Cheney, Jahrgang 1941, wuchsen als Kriegskinder auf und glaubten an die historische Mission Amerikas. 9/11 lieferte ihnen die Rechtfertigung zu einer neuerlichen Projektion der Macht, trotz Korea, trotz Vietnam. 10 Jahre danach veröffentlichte Rumsfeld seine Memoiren, die er "Known and Unknown" taufte, und vollbrachte Erstaunliches: kein Wort der Selbstkritik, der Einsicht, im Gegenteil alles notwendig gewesen, alles richtig gemacht, alles bestens.

George W. Bush ist unter die Maler gegangen. Cheney hat ein schwaches Herz und lebt zurückgezogen. Und Donald Rumsfeld, der gerne mit dem Zeigefinger wedelte, erinnert im Tod Amerika an eine seiner dunklen Stunden.

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