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Corona-Reisebeschränkungen: Wann dürfen wir wieder in die USA reisen?


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Corona-Reisebeschränkungen
Öffnen die USA ihre Grenzen wieder für die Europäer?


Aktualisiert am 24.06.2021Lesedauer: 5 Min.
Einreisestopp ohne Ende: Für Touristen sind die USA immer noch tabu.Vergrößern des Bildes
Einreisestopp ohne Ende: Für Touristen sind die USA immer noch tabu. (Quelle: imago-images-bilder)
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Während die EU ihre Grenzen für US-Touristen wieder öffnet, mauern die Vereinigten Staaten bei den Europäern noch immer. Doch es gibt erste Hoffnungsschimmer für Atlantik-Reisen.

Was Peter Altmaier derzeit erleben kann, ist den allermeisten Deutschen schon lange nicht mehr vergönnt: Der Bundeswirtschaftsminister stieg am Dienstag in den Flieger nach Washington, D.C. – drei Tage Delegationsreise in die USA.

Als erster deutscher Minister trifft er vor Ort auf Vertreter der Biden-Regierung. Altmaier will dabei mit dem US-Sonderbeauftragten für Klima, John Kerry, sprechen, mit der Energieministerin Jennifer Granholm und der US-Handelsbeauftragten Katherine Tai.

Doch eine Frage steht nicht auf dem offiziellen Programm des Ministers: Wann dürfen die Deutschen wieder in die USA reisen?

Denn wenn die Fernreisen planen, sind die USA seit Jahren immer mit Abstand das beliebteste Urlaubsziel gewesen. Laut Zahlen des Deutschen Reiseverbands (DRV) reisten unter normalen Umständen rund zwei Millionen Bundesbürger pro Jahr in die Vereinigten Staaten. Im Ranking der beliebteste Reiseziele aller Nationen der Welt liegen die USA mit 80 Millionen Besuchern hinter Frankreich und Spanien auf Platz 3.

Doch unter Präsident Donald Trump haben die USA während der Corona-Pandemie die Grenzen insbesondere für Bürger der Europäischen Union geschlossen. Auch der neue US-Präsident Joe Biden hielt bislang an dieser strikten Regelung fest. Doch wann kann es endlich wieder losgehen? Das fragen sich längst nicht nur Touristen, sondern auch viele Unternehmen im Land.

Arbeitsgruppen der USA und EU tauschen sich aus

Aus dem Weißen Haus hieß es vor kurzem laut einem Bericht der "Financial Times": Man erkenne die Bedeutung des Reisens für die eigenen Bürger und ihre Familien an und auch die entscheidenden Rolle, welche die Handelsbeziehungen und der Verkehrssektor für die Volkswirtschaften spielen würden. Seither tauschen sich die Vereinigten Staaten immerhin regelmäßig in Arbeitsgruppen mit ihren EU-Kollegen aus. Ziel: Das Reisen irgendwann wieder erleichtern.

Vor wenigen Tagen lockerten die EU-Staaten nun ihre strengen Einreisebestimmungen für Touristen aus den USA. Was aber ist mit den Europäern? Immerhin sind die Inzidenzzahlen inzwischen drastisch gesunken und die Anzahl der Geimpften in Deutschland und der EU nimmt langsam aber immer stetiger zu. Aber reicht das als Argument?

Nachdem der EU-USA-Gipfel mit Joe Biden vergangene Woche keine Ergebnisse in dieser Frage gebracht hatte, hat nun der stellvertretende EU-Kommissionspräsident Margaritis Schinas die Hoffnung auf baldige US-Lockerungen für EU-Bürger geschürt. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag sagte er: "Wir sind hoffnungsvoll, dass es bald gute Nachrichten von dieser Front geben wird."

Als wichtiges Argument gegenüber den Amerikanern nannte Schinas laut eigenen Angaben, dass Europa der inzwischen meistgeimpfte Kontinent weltweit sei. Auch die EU-weit gültigen Impfzertifikate würden garantieren, dass von geimpften Personen keine Gefahr ausgehen würde.

Insider rechnen nicht mit schneller Öffnung

Aber selbst die direkten Nachbarn Kanada und Mexiko sind nach wie vor von sehr strengen Einreiseregelungen betroffen. Auch hier sollen Arbeitsgruppen baldige Reisemöglichkeiten ausloten. Erst am vergangenen Wochenende teilte das US-Heimatschutzministerium dann mit, die Landesgrenzen zu Kanada und Mexiko würden noch mindestens bis zum 21. Juli geschlossen bleiben, zumindest für nicht unbedingt erforderliche Reisen.

Reisebranchen-Insider in Deutschland rechnen deshalb auch nicht damit, dass vor Ende des Sommers touristische Reisen für Deutsche in die USA möglich sein werden. Nicht ohne Grund verlängerte die Bundesregierung die Coronahilfen und das Kurzarbeitergeld kürzlich bis September, auch für die darbende Reisebranche. Und dann kommt der Herbst und mögliche Infektionswellen mit neue Varianten und möglicherweise wieder notwendigen Impfmarathons.

Dass die USA die sehr strikten Einschränkungen sehr schnell aufheben werden, gilt auch deshalb als unwahrscheinlich, weil die USA im Impfrennen schwächeln. Joe Bidens wichtigstes, mehrfach erklärtes Ziel ist es, dass bis zum Nationalfeiertag 70 Prozent der erwachsenen Amerikaner eine oder mehrere Impfungen erhalten haben. Vorher die Grenzen zu öffnen für Tourismus-Reisende, ließe sich schwer vermitteln.

Die US-Regierung musste zudem nun eingestehen, dass man dieses Datum nicht wird halten können. Bidens Covid-Beauftragter sagte: „Wir glauben, dass es noch ein paar Wochen dauern wird, bis 70 Prozent aller Erwachsenen mit mindestens einer Impfung unter Berücksichtigung der 18- bis 26-Jährigen erreicht werden." Bislang wurden etwa 65 Prozent der erwachsenen Amerikaner einfach oder mehrfach geimpft.

Transatlantikkoordinator fordert Reisefreiheit

"Wir sind bedauerlicherweise in eine Schieflage zwischen der EU und den USA geraten", sagte der Transatlantikkoordinator der Bundesregierung Peter Beyer (CDU) zu t-online. Die US-Konsulate und -Generalkonsulate hätten schon lange einen viel strikteren Kurs eingeschlagen als die europäischen Behörden. "Ich hatte mir von Joe Bidens Europabesuch erhofft, dass wir uns den Realitäten wieder etwas mehr annähern", sagte Beyer in Bezug auf die Impffortschritte und sinkenden Inzidenzzahlen in Deutschland und der EU.

"Wenigstens Geschäftsreisen sollten ab sofort wieder uneingeschränkt möglich sein, natürlich unter den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen", sagte er. Man müsse außerdem die Entwicklungen rund um die Delta-Variante genau im Auge behalten. Der direkte Austausch von Geschäftspartnern diesseits und jenseits des Atlantiks sei essenziell für den angestrebten Wiederaufbau nach der Pandemie. "Wenn wir den Neustart gemeinsam schaffen wollen, sollten wir das geschäftliche Reisen für beide Seiten wieder ermöglichen", so Beyer.

"Wir unterstützen diesen Vorstoß", sagte Anton Börner, der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) zu t-online. Es brauche dringend wieder Erleichterungen bei den Einreisebedingungen angesichts der Entspannung bei den Inzidenzen. Die digitalen Medien seien eine großartige Ergänzung für die Zusammenarbeit, so Börner. "Das persönliche Kennenlernen aber können sie nicht ersetzen. Gerade für die Anbahnung neuer Geschäftskontakte ist das unerlässlich."

Riesenverluste für beide Volkswirtschaften

Die Restriktionen haben auch Folgen für die USA: Tatsächlich ist das Land nicht nur das beliebteste Urlaubs-Fernreiseziel der Deutschen. Rund 1.000 Messen und Kongresse finden dort jedes Jahr statt. Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter dorthin, weil Verträge, Investitionen und sonstige Deals deutlich einfacher zu schließen sind, wenn sich die Partner direkt begegnen.

Schon im Mai 2020, kurz nach dem Beginn der Pandemie, beliefen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen in den USA durch nicht stattfindende Messen auf einen Verlust von 1,8 Milliarden US-Dollar, laut der International Association of Exhibition and Events (IAEE). Ein Betrag, der sich inzwischen mehr als verdreifacht haben dürfte.

Der US-Reise- und Tourismussektor hat im Jahr 2020 einen Verlust von 766 Milliarden US-Dollar erlitten. Das geht aus dem jährlichen Economic Impact Report des World Travel and Tourism Council (WTTC) vor.

Die deutsche Lufthansa allerdings gibt sich optimistisch, was das Reisen in die USA angeht. Zumindest vor Investoren sagte der CEO Carsten Spohr vergangene Woche: "Im Transatlantikverkehr stehen alle Zeichen auf eine schnelle Erholung." Die Lufthansa werde schon im Juli ihre Kapazitäten in Richtung USA "signifikant aufstocken". Im August sollen sogar wieder 90 Prozent der ursprünglichen Flugkapazitäten angeboten werden. Aber ohne Öffnung durch die USA dürften die Flieger weitgehend leer bleiben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Interview mit Transatlantikkoordinator Peter Beyer (CDU)
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