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Presse zum Sturm auf US-Kapitol: "Putschversuch unter Führung Donald Trumps"


Presse zur Kapitol-Stürmung
"Ein Putschversuch unter Führung von Donald Trump"

Von afp, dpa, reuters, rok

Aktualisiert am 07.01.2021Lesedauer: 4 Min.
Eskalation in Washington: Trump-Anhänger stürmen das Kapitol.Vergrößern des Bildes
Eskalation in Washington: Trump-Anhänger stürmen das Kapitol. (Quelle: Shannon Stapleton/reuters)
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Das Chaos im Kapitol sorgt weltweit für Entsetzen und Fassungslosigkeit. Für die internationale Presse ist klar, wer der Hauptschuldige für die Eskalation ist: Donald Trump.

Zu den Ausschreitungen von Anhängern des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump schreibt der Londoner "Guardian": "Der Präsident der Vereinigten Staaten hat am Mittwoch einen Putschversuch angeführt. Ein rechter Mob versuchte den Staatsstreich in Form gewalttätiger Ausschreitungen, bei denen das Gebäude des US-Kapitols gestürmt wurde. (...) Ein Versuch, die Verfassung zu verletzen und den Willen der Wähler bei dieser Wahl außer Kraft zu setzen. Innen und außen waren zwei Gesichter derselben Sache zu sehen, und beides wurde von Führern der republikanischen Partei und vom US-Präsidenten geschürt. Der Mob draußen würde ohne die Politiker drinnen nicht existieren."

Auch die US-Zeitung "Washington Post" macht Trump direkt für den Angriff auf das Kapitol verantwortlich: "Die Weigerung von Präsident Trump, seine Wahlniederlage zu akzeptieren und seine unablässige Aufstachelung seiner Anhänger, führte am Mittwoch zu dem Undenkbaren: ein Angriff auf das US-Kapitol von einem gewalttätigen Mob, der die Polizei überwältigte und den Kongress aus seinen Räumen trieb, während dort gerade die Zählung der Stimmen der Wahlleute debattiert wurde. Die Verantwortung für diesen Akt der Aufwiegelung liegt direkt beim Präsidenten, der gezeigt hat, dass seine andauernde Amtszeit eine große Bedrohung für die US-Demokratie darstellt. Er sollte abgesetzt werden. (...) Mr. Trump ist eine Bedrohung, und solange er im Weißen Haus bleibt, wird das Land in Gefahr sein."

"Die Gewalt ist das Werk des Donald J. Trump"

Bei t-online kommentiert Washington-Korrespondent Fabian Reinbold: "Die Trump-Empörungsmaschine entlud sich im Zentrum dieser Demokratie: Der Mob fiel über das Kapitol her, während dort das Wahlergebnis letztmalig bestätigt werden sollte. Die Gewalt ist das Werk des Donald J. Trump. Er fantasierte von einem Wahlbetrug, den es nicht gibt, und redete seinen Leuten ein, sie könnten zu Helden werden, wenn sie den vermeintlichen Betrug dort stoppten.

Niemand kann überrascht sein, dass ein Trump Extremisten gewähren ließ, der einst Neonazis ermutigte, die im Unistädtchen Charlottesville randalierten. Wer sich wundert, wie genüsslich ein Präsident über den Mob in einem mittlerweile gelöschten Tweet schrieb, dem ist wohl entfallen, dass er jenen, die er auf seiner Seite wähnt, einfach alles verzeiht. Und erschrocken darüber, wie der Trump-Mob Journalisten angriff und deren Ausrüstung zertrümmerte, kann nur jemand sein, der wohl weggehört hat, als Trump die Medien tausendfach als finstere Volksfeinde bezeichnet hat, zuletzt zwei Stunden vor dem Sturm aufs Kapitol." Lesen Sie hier den ganzen Kommentar.

"Einer der schlimmsten Präsidenten in die amerikanische Geschichte"

Die "Neue Zürcher Zeitung" kommentiert die Ausschreitungen der Trump-Anhänger so: "Die Szenen vom Capitol sind ein Skandal. Doch sie reflektieren nicht primär den Zustand der USA, sondern den Zustand ihres Präsidenten. (...) Eine klare Distanzierung von Trump dürfte der Partei schwerfallen, aus Angst vor einer Entfremdung und Abspaltung eines Teils ihrer Wähler. Doch das jüngste Spektakel am Capitol, das auf einen erschreckenden kurzzeitigen Kontrollverlust der demokratischen, verfassungstreuen Kräfte hinweist, sowie die am Mittwoch besiegelte bittere Niederlage in der Senatsstichwahl in Georgia dürften den Republikanern eine nüchterne Einschätzung ihrer Lage erleichtern. (...)


"The Age" aus Australien schreibt: "Indem Trump sich weigerte, den friedlichen Machtübergang zu akzeptieren, hat er den Kreislauf der amerikanischen Politik beschmutzt und Gewalt unvermeidlich gemacht. Anstatt sich für Recht und Ordnung einzusetzen, wie er behauptete, hat er Gesetzlosigkeit und Anarchie gefördert. Wenn überhaupt, ist es bemerkenswert, dass es so lange gedauert hat, bis es zu dieser Art von gewalttätigen Unruhen gekommen ist, angesichts der Art und Weise, wie Trump seine Anhänger seit Monaten angestachelt hat. Trumps Lügen über Wahlbetrug werden neben seinem katastrophalen Umgang mit der Corona-Pandemie sicherstellen, dass er als einer der schlimmsten Präsidenten in die amerikanische Geschichte eingehen wird – und möglicherweise als der schlimmste. Neben dem moralischen Versagen beendet er seine Präsidentschaft mit einem politischen Versagen. Vor vier Jahren kontrollierten die Republikaner das Weiße Haus, den Senat und das Repräsentantenhaus. Jetzt haben sie in allen dreien die Macht verloren."

"Nun ist es im Herzen der US-Demokratie zu einer Explosion gekommen"

Wann kommt Amerika zur Besinnung? fragt der Zürcher "Tages-Anzeiger": "Wann endlich kommt Amerika zur Besinnung, wann endlich ist dieser Albtraum vorbei? Trump hat gezeigt, dass er charakterlich nicht dazu taugt, Präsident der USA zu sein. (...) Die Hoffnung bleibt, dass der gewählte Präsident Joe Biden versucht, die Bevölkerung zu einen. In einem eindrücklichen Auftritt vor den Kameras versuchte er die Gemüter zu beruhigen, nicht weiter anzuheizen. Hoffnung gibt auch, dass sich im Kongress immer mehr republikanische Abgeordnete gegen die wahnwitzigen Ideen Trumps stellen."

Die spanische Zeitung "El País" kommentiert "Die bewundernswerte Demokratie der Vereinigten Staaten hat eine ihrer dunkelsten Stunden erlebt. Die Anhänger Donald Trumps, die von ihm angefeuert wurden, stürmten das Kapitol. Es ist die erschreckende Folge jahrelanger Bemühungen des Populisten, die amerikanische Gesellschaft zu spalten. Er hat die Fundamente des zivilen und friedlichen Zusammenlebens immer wieder mit Benzin begossen, und nun ist es im Herzen der US-Demokratie zu einer Explosion gekommen."

"La Repubblica" aus Rom sieht auch Positives an den Ereignissen in den USA: "Die amerikanische Demokratie erlebte gestern einen düsteren und auf paradoxe Weise gleichzeitig beruhigenden Tag – für sich und das gesamte Abendland. Denn während die Trump-Trupps, angestachelt vom scheidenden Präsidenten zu einem Marsch namens 'Save America', laut CNN ein wahrlicher 'Putschversuch', den Capitol Hill belagerten und den Zugang zum in einer Sitzung befindlichen Kongress erzwangen, verschmolz auf der Achse Atlanta-Washington die endgültige demokratische Niederlage von Donald Trump. Zuerst in der Wahlurne in Georgia und dann in den Aussagen des Führers der republikanischen Mehrheit im Senat, McConnell (...). Außerdem in der Haltung von Vizepräsident Mike Pence (...). Das Verhalten des besiegten Präsidenten bezeichneten einige Wortführer der Republikaner als 'schrecklich'. Die amerikanische Demokratie hat in der gestrigen Nervenprobe bewiesen, noch Abwehrkräfte zu haben, um den autoritären Impulsen eines Präsidenten zu widerstehen, der bereit ist, alles zu tun, um das Weiße Haus nicht verlassen zu müssen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters
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