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Donald Trump liegt hinten – doch ist den Umfragen zur US-Wahl zu trauen?


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Trump liegt deutlich hinten
Kann man den Umfragen dieses Mal trauen?


Aktualisiert am 20.10.2020Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump beim Wahlkampf in Arizona: Der Präsident hofft auf den 2016-Effekt.Vergrößern des Bildes
Donald Trump beim Wahlkampf in Arizona: Der Präsident hofft auf den 2016-Effekt. (Quelle: Carlos Barria/reuters)
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Donald Trump liegt im Rennen ums Weiße Haus hinten. Kann er wie vor vier Jahren die Umfragen und Prognosen widerlegen? Tatsächlich ist 2020 vieles anders als 2016.

Glaubt man den Umfragen, ist die Sache ziemlich klar: Donald Trump liegt deutlich hinten. Joe Biden führt sowohl in den bundesweiten Erhebungen als auch in den meisten der wahlentscheidenden Bundesstaaten. Vieles deutet darauf hin, dass die Amerikaner Trump Anfang November abwählen.

Doch kann man den Umfragen überhaupt glauben? Die Erinnerung an 2016 ist frisch, gar schmerzhaft frisch bei jenen Bürgern in Amerika, die Trump ablehnen. Damals lag nämlich Hillary Clinton in den Umfragen und Prognosen zum Wahlausgang auch klar vorn. Mancher Wert Bidens ist ganz ähnlich zu jenen Zahlen, bei denen Clinton vor vier Jahren stand.

Damals wie heute beziffern Statistik-Experten die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsieges von Trump auf nur rund zehn Prozent. Doch das Ende ist bekannt: Vor vier Jahren gab es einen Überraschungssieg Trumps.

Wiederholt sich die Geschichte?

Wiederholt sich jetzt die Geschichte etwa? Die Nervosität darüber, inwieweit den Zahlen zu trauen ist, ist im amerikanischen Wahlkampf zu greifen. Viele Wähler sehen den Vorsprung Bidens in den Umfragen oder beim Eintreiben der so wichtigen Wahlkampfspenden mit großer Vorsicht.

Dass es so kommt, ist Trumps beste verbliebene Hoffnung. Er selbst macht bisweilen Wahlkampf, als wäre noch 2016: Kaum ein Tag, an dem er nicht gegen seine damalige Konkurrentin Hillary Clinton wettert.

Dabei ist 2020 tatsächlich vieles anders als 2016 – und der Vergleich zur Lage vor vier Jahren hinkt mächtig. Das sind die bedeutsamsten Unterschiede:

1.) Die Umfragen sind verlässlicher

Die Umfragen sind weiterhin nur Momentaufnahmen der politischen Stimmung. Doch laut den Angaben der Meinungsforscher verlässlicher als vor vier Jahren. Damals hatten viele Institute bei ihren Befragungen in einzelnen umkämpften Bundesstaaten eine Wählergruppe unterschätzt: den weißen Wähler ohne Hochschulabschluss. Diese stimmten in Scharen für Trump ab. Ihr Anteil in den Stichproben wird nun hochgerechnet, um dem tatsächlichen Wahlverhalten unter Trump besser Rechnung zu tragen. Außerdem werden mehr Umfragen in wichtigen Staaten wie Pennsylvania oder Wisconsin durchgeführt.

Und noch etwas fällt auf: Bidens Vorsprung in der politischen Stimmung wirkt wie zementiert, während Clintons Vorsprung im Laufe des Sommers und Herbstes vor vier Jahren stark geschwankt hat. Die Stimmung ist stabiler als vor vier Jahren und sie wird besser abgebildet.

2.) Joe Biden ist nicht Hillary Clinton

Was im ersten Moment banal klingen mag, hat große Auswirkungen. Der Zweikampf Trump-Clinton war das Duell zweier unbeliebter Kandidaten. Die Clintons waren seit Anfang der Neunziger bei den Republikanern verhasst – und Trump gelang es, Hillary als korrupt darzustellen und ihre Werte in den Keller zu ziehen. Das hat bei Biden nicht funktioniert. Der 77-Jährige ist deutlich beliebter als Clinton, gilt als weniger umstritten und als vertrauenswürdiger. Auch wenn Trump mit allen Mitteln bemüht ist, ihn als korrupt darzustellen – zuletzt mit einer mit zahlreichen Zweifeln behafteten Geschichte über dessen Sohn Hunter – zeigt das bislang kaum Erfolg: Bidens Werte bleiben stabil.

Auch liegt der Demokrat bei so wichtigen Wählergruppen wie den Parteilosen und den Rentnern vorn, die 2016 noch mehrheitlich Trump gewählt haben.

3.) Trump 2020 ist nicht Trump 2016

Vor vier Jahren galt Trump als die unverbrauchte Alternative, als jemand, dem man eine Chance geben könnte. Das tat dann tatsächlich auch eine Mehrzahl jener Wähler, die erst kurzfristig ihre Wahlentscheidung trafen. 13 Prozent entschieden sich laut Umfragen erst kurz vor der Wahl. Nach knapp vier Jahren im Weißen Haus sind die Meinungen allerdings längst gefestigt. Viel spricht dafür, dass die Wahl vor allem ein Referendum über den Präsidenten und dessen Amtsführung wird.

Dementsprechend klein ist die Gruppe der noch unentschlossenen Wähler, je nach Umfrage sind es zwischen zwei und acht Prozent. Zudem haben Dutzende Millionen Amerikaner im Rahmen desearly voting ihre Stimme bereits abgegeben. Der Raum für Aufholmanöver ist deutlicher enger.

Das sind die drei wichtigsten Unterschiede zum Jahr 2016. Dennoch ist der Ausgang der Wahl in diesem November alles andere als vorhersehbar. Ob die Umfragen so gut sind wie allgemein behauptet, wird sich erst am Wahlabend zeigen. Die Corona-Pandemie hat einen noch unbestimmbaren Effekt auf den Ausgang der Wahl. Die Demokraten haben – anders als die Republikaner – etwa auf den klassischen Haustürwahlkampf verzichtet.

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über den Wahlkampf, seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

So viele Amerikaner wie noch nie haben ihre Stimme im Vorfeld in Wahllokalen oder per Briefwahl abgegeben. Die Demokraten haben ihre Anhänger zur Briefwahl aufgerufen. Es gibt große Fragezeichen, wie gut dabei die Mobilisierung tatsächlich funktioniert, wie hoch die Wahlbeteiligung ausfallen wird und wie viele der Stimmen tatsächlich gezählt werden.

Es mehren sich Berichte, wonach zahlreiche per Brief abgegebene Stimmen in umkämpften Bundesstaaten nicht die formellen Richtlinien erfüllt haben. Außerdem toben bereits Gerichtsverfahren darüber, wie lange sich die Auszählung der Briefwahlstimmen in den jeweiligen Bundesstaaten in die Länge ziehen darf. Das Rennen im Jahr 2020 zeichnet sich also durch ganz eigene unvorhersehbare Faktoren aus.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Wahlprognose des "Economist"
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