Wie die USA ein gespaltenes Land wurden
Die USA sind tief gespalten. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber Donald Trump hat während seiner Präsidentschaft die Teilung noch vertieft. Wie kam es dazu?
Trumps Amtszeit begann am 20. Januar 2017. Zwar hatte er die Mehrheit der Wahlmänner für sich gewonnen, nicht aber die amerikanische Bevölkerung. 25,5 Prozent, und damit nur jeder vierte Wahlberechtigte, unterstützten Trump. 25,6 Prozent wählten Hillary Clinton. Nur 53,1 Prozent der Bevölkerung gaben ihre Stimme überhaupt ab.
Tausende Amerikaner kamen nach der Wahl zu Anti-Trump-Demonstrationen zusammen. Unter Slogans wie "Nicht mein Präsident" oder "Racist, sexist, anti-gay-Trump, go away" demonstrierten sie gegen Trumps Einzug ins Weiße Haus.
Bereits 2017 kündigte Donald Trump an, aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen zu wollen. Die Harvard Universität sowie die New Yorker Columbia Universität führt Liste über die Verordnungen zum Umwelt- und Artenschutz, die durch Präsident Trump gelockert oder aufgehoben wurden. Mittlerweile sind es 49. Seit 2017 demonstrieren viele US-Bürger gegen Trumps Klimapolitik.
Schon in seinen Wahlkampf-Reden von 2016 hatte sich Donald Trump mehrfach abfällig über Frauen geäußert. So bezeichnete er auch seine damalige Rivalin Hillary Clinton als "widerliche Frau". Seitdem gehen jedes Jahr tausende Frauen zum "Womens March" auf die Straße und demonstrieren für Frauenrechte und Gleichberechtigung.
An der Grenzmauer zu Mexiko entzweien sich nicht nur die Geister, sondern auch Familien. Sie steht stellvertretend für die Flüchtlingspolitik der USA, welche schon vor der Amtszeit Trumps als hart galt. Die komplette Fertigstellung der 1.600 Kilometer langen Mauer scheitert bislang an Plan und Finanzierung. Diese solle, so Trump, Mexiko bezahlen.
Seit der Corona-Pandemie spalten sich auch die Ansichten der US-Bevölkerung dazu, ob es sinnvoll ist, eine Maske zu tragen – auch bei den beiden Präsidentschaftskandidaten. Trump bringt immer wieder seine Abneigung gegen Masken zum Ausdruck, sein demokratischer Herausforderer Joe Biden nennt ihn deshalb einen "Dummkopf". Trump hingegen machte sich wiederholt über Biden lustig, wenn dieser eine Maske trägt. Die Maske ist zum politischen Symbol geworden.
Neben Corona hat die USA auch mit Rassismus zu kämpfen: Eric Garner, George Floyd, Michael Brown, Daniel Prude, Breonna Taylor – die Liste an Schwarzen Menschen, die durch die US-Polizei ermordet wurden, ist lang. Dagegen gehen Menschen in anhaltenden Black-Lives-Matter-Demonstrationen auf die Straße.
Nachdem Alton Sterling in Louisiana und Philando Castiles in Minnesota 2016 durch Polizisten erschossen wurden, geht auch Ieshia Evans, hier im Bild, mit vielen weiteren Menschen auf die Straße. Die 28-Jährige will für ihren fünfjährigen Sohn eine bessere Zukunft. Bei der "Black-Lives-Matter"-Demonstration wird sie, friedlich demonstrierend, von Polizisten in voller Montur, abgeführt.
Mit der Ermordung George Floyds, der im Mai 2020 bei einer gewaltsamen Festnahme durch die Polizei getötet wurde, kocht die Wut wieder hoch. Tausende gehen erneut zu "Black-Lives-Matter"-Demonstrationen und damit gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße. Bei den Demonstrationen kommt es auch zu Krawallen und Plünderungen.
Den "Black-Lives-Matter"-Demonstrierenden stehen Mitglieder von rechten Gruppierungen, wie der ultrarechten Gruppe "Patriot Prayer", gegenüber. Diese sind, bei ihren Kundgebungen in meist liberalen Städten, oft gewaltbereit gegenüber ihren politischen Gegnern.
Auch nach erneuten Unruhen in Kenosha im August konnten die Reaktionen der Konkurrenten Trump und Biden nicht unterschiedlicher sein. Nachdem Polizisten sieben Kugeln in den Rücken des Schwarzen Jacob Blake feuerten, fiel dessen Name bei Trumps Besuch nicht ein Mal. Er bezeichnete die Unruhen hingegen als "inländischen Terrorismus" und pflichtete Polizei und von Plünderungen betroffenen Ladeninhabern bei. Biden traf sich mit der Familie Blakes und betonte sein Vorhaben, die Nation einen zu wollen.
Mit 51,4 Prozent der Stimmen hat Joe Biden die US-Präsidentschaftswahl im November für sich entschieden. Doch schon während der Auszählung der Stimmzettel verbreitete Trump das Gerücht, die Demokraten würden die Wahl stehlen – eine Behauptung, von der er und seine Anhänger trotz fehlender Beweise auch nach der Wahl nicht abweichen. Seine Unterstützer protestieren auf der Straße.
Die Wahlleute der Bundesstaaten haben Joe Bidens Sieg offiziell anerkannt, trotz zahlreicher Klagen und Widerstände des amtierenden Präsidenten. "In diesem Kampf um die Seele Amerikas hat die Demokratie gesiegt", sagte Biden. Er wolle nun ein neues Kapitel aufschlagen – eines der Versöhnung.