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US-Wahlen – Harris vs. Pence im TV-Duell: "Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich!"


TV-Duell Pence gegen Harris
"Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich!"


Aktualisiert am 08.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Kamala Harris im TV-Duell mit Mike Pence: Schlagabtausch um Amerikas große Streitthemen.Vergrößern des Bildes
Kamala Harris im TV-Duell mit Mike Pence: Schlagabtausch um Amerikas große Streitthemen. (Quelle: Patrick Semansky/dpa)

Weniger chaotisch als Trump gegen Biden, doch genauso kontrovers: Im TV-Duell der Vize-Kandidaten haben sich Kamala Harris und Mike Pence beharkt und wichen den großen Fragen aus.

Jetzt waren die Vizes dran: Die demokratische Senatorin Kamala Harris und Vizepräsident Mike Pence haben sich ihr erstes und einziges TV-Duell geliefert. Weil Joe Biden schon 77 Jahre alt ist, Donald Trump 74 und es Zweifel an beider Gesundheit gibt, wurde die Debatte im Vorfeld auch als Ausblick auf den möglichen nächsten US-Präsidenten gesehen. Doch beide stellten sich ganz in den Dienst ihrer Chefs.

Die wichtigsten Erkenntnisse zum 90-minütigen Duell in Salt Lake City:

Es geht auch weniger rabiat: Dieses Duell war keine wilde Rauferei wie das von Trump geprägte Duell der Präsidentschaftskandidaten vergangene Woche. Es ging sogar um Inhalte. Doch eine wahre Debatte war es auch nicht: Die beiden unterbrachen sich ständig, warfen sich Lügen vor, überzogen ihre Redezeiten – und beantworteten viele der großen Fragen nicht. Moderatorin Susan Page mahnte eine "zivile und respektvolle Debatte" an, hatte aber erhebliche Probleme, die Regeln durchzusetzen.

Der Corona-Faktor: Das Duell war auch optisch vom Corona-Ausbruch im Weißen Haus geprägt. Die Kandidaten waren statt acht nun zwölf Fuß auseinander, sie standen nicht, sie saßen an Tischen. Außerdem wurden – nach anfänglichem Widerstand des Pence-Lagers – Plexiglas-Scheiben zwischen ihnen aufgebaut. Eine eher symbolische Geste. Immerhin: Im spärlichen Publikum wurde die Maskenpflicht eingehalten – anders als es die Entourage Donald Trumps vor einer Woche getan hatte.

Worum es ging: Um die Corona-Bilanz der Trump-Regierung, die Steuerpläne Joe Bidens, um Krankenversicherung und Klimawandel, Polizeireform und sogar auch um die Außenpolitik: Kamala Harris versprach, dass sich eine Biden-Regierung wieder daran erinnern würde, wer die Freunde und wer die Gegner sind. Wird man in Europa gerne hören.

So schlug sich Kamala Harris: Es war ihr wichtigster Auftritt in diesem Wahlkampf – und sie war sichtlich nervös. Ihren stärksten Moment hatte die Ex-Staatsanwältin als Anklägerin in der Corona-Krise. "Das amerikanische Volk ist Zeuge des größten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden", begann sie ihre allererste Antwort und sagte dann: "Diese Regierung hat das Recht auf eine Wiederwahl verwirkt." Stärker wurde es nicht mehr. Die ständigen Unterbrechungen durch Pence wehrte sie so ab: "Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich!". Es waren ihre einstudierten Antworten, die am besten ankamen. Es war ein ordentlicher, kein außerordentlicher Auftritt, der seinen Zweck erfüllte.

So gab sich Mike Pence: Er gab den netten Trump. Inhaltlich war Pence vom Präsidenten nicht zu unterscheiden. Harris bezeichnete er als radikale Linke und Biden als "Cheerleader des kommunistischen Chinas". Wie sein Boss arbeitete er mit zahlreichen Unwahrheiten. Das für ihn kritischste Thema versuchte Pence mit einem rhetorischen Kniff abzuräumen. Statt darüber zu reden, was seine Regierung in der Corona-Pandemie (falsch) gemacht hat, sprach er über die Bürger. Pence betonte wieder und wieder, das amerikanische Volk habe Respekt für die Opfer in der Pandemie verdient. Die Botschaft: Jede Kritik an der Corona-Historie verbietet sich. Anderen Fragen wich er aus, wie der nach einer friedlichen Amtsübergabe oder mangelnder Transparenz bei Trumps Corona-Erkrankung.

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über den Wahlkampf, seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Der heimliche Star: Eine Fliege stahl Pence und Harris die Show – und brachte Ablenkung von der zeitweise etwas zähen Debatte. Sie landete auf den Haaren des Vizepräsidenten und verweilte dort minutenlang. Pence bemerkte sie offenbar nicht, bei den Zuschauern erlangte sie schnell Kultstatus.

Fazit: Die Demokratin und der Republikaner haben ihr Duell ohne größere Unfälle (von der Fliege abgesehen) überstanden. Für unentschlossene Wähler bot dieser Abend wenig Erhellendes. Er dürfte wenig ändern an der Dynamik im Rennen. Das ist gut für Biden und Harris, die in den Umfragen klar vorn liegen, und schlecht für Trump.

Verwendete Quellen
  • eigene Beobachtungen
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