190.000 Tote in den USA Trump in Interview: Habe Corona-Gefahr heruntergespielt
US-Präsident Trump hat in einem Interview zugegeben, die Corona-Pandemie nicht ernst genommen und absichtlich öffentlich heruntergespielt zu haben. Das hatte einen bestimmten Grund – angeblich.
US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Worten die Coronavirus-Gefahr absichtlich heruntergespielt, um keine Panik auszulösen. Zugleich geht aus am Mittwoch veröffentlichten Interviews mit dem Journalisten Bob Woodward hervor, dass Trump bereits Anfang Februar informiert war, dass sich das Virus über die Luft überträgt und eine höhere Sterberate hat als die Grippe. Öffentlich verwies Trump in dieser Zeit dagegen auf niedrige Fallzahlen in den USA und behauptete mehrfach, das Virus werde von allein verschwinden.
Die brisante Tonband-Aufnahmen hören Sie im Original im Video.
In den USA starben bislang mehr als 190.000 Menschen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus – zum Teil auch weil sie Warnungen von Experten und Vorsichtsmaßnahmen wie Masken nicht ernst nahmen. Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany erklärte in einer ersten Reaktion: "Der Präsident hat die amerikanische Öffentlichkeit nie über Covid belogen." Es habe aber dafür gesorgt, dass die Bevölkerung die Ruhe behalten habe.
Trump wollte "keine Panik erzeugen"
Der Sender CNN veröffentlichte kurz zuvor Auszüge aus den aufgezeichneten Trump-Interviews, die Woodward für ein demnächst erscheinendes Buch geführt hatte. Darauf ist unter anderem zu hören, wie Trump am 19. März sagt: "Ich wollte es immer herunterspielen. Ich spiele es auch immer noch gern herunter, weil ich keine Panik erzeugen will."
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In einem Gespräch am 7. Februar sagte Trump den Aufnahmen zufolge: "Das ist tödliches Zeug." Menschen müssten nicht erst Kontaktflächen anfassen, um sich anzustecken: "Man atmet einfach Luft ein, und das ist, wie es sich überträgt."
Biden zu Trumps Verhalten: "Beinahe Kriminell"
Trumps Herausforderer im Rennen ums Weiße Haus, Joe Biden, griff den Präsidenten unterdessen scharf an und warf Trump ein "beinahe kriminelles" Verhalten vor. Biden sagte dem Sender CNN in einem am Mittwochabend (Ortszeit) vorab in Auszügen veröffentlichten Interview, Trumps Verhalten sei "abscheulich". Während der Präsident um die wahre Gefahr durch das Virus gewusst habe, habe er selbst keine Maske aufgesetzt. "Es ist beinahe kriminell."
Biden sagte mit Blick auf Trumps Verhalten: "Es ging darum sicherzustellen, dass der Aktienmarkt nicht heruntergeht, dass seine reichen Freunde kein Geld verlieren." Belege dafür legte Biden nicht vor. Weiter sagte er, Trump habe vor dem Virus kapituliert. "Er hat überhaupt nichts getan." Das Verhalten des Präsidenten sei der Grund, "warum wir kein Vertrauen in seine Führung haben".
Trump verteidigte sein Verhalten am Mittwochabend im Sender Fox News erneut damit, dass er keine Panik habe verbreiten wollen. "Ich bin ein Cheerleader für dieses Land, und ich will keine Panik sehen", sagte der Präsident. Er betonte, er habe frühzeitig einen Einreisestopp für Reisende aus China und der EU erlassen, der etliche Menschenleben gerettet habe. Trump lobte das Krisenmanagement seiner Regierung. "Wir haben unglaubliche Arbeit geleistet."
- Nachrichtenagentur dpa