US-Wahlkampf in voller Fahrt Biden fordert Maskenpflicht – Trump ätzt gegen seinen Vorstoß
Die Corona-Pandemie ist Wahlkampfthema Nummer eins in den USA. Während Herausforderer Joe Biden für eine landesweite Maskenpflicht plädiert, wirft Präsident Donald Trump ihm Respektlosigkeit vor.
US-Präsident Donald Trump hat seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden vorgeworfen, die Corona-Pandemie zu politisieren. Biden mangele es an Respekt für das amerikanische Volk, sagte Trump am Donnerstag (Ortszeit) im Weißen Haus. Trump wies Bidens Forderung nach einer landesweiten Maskenpflicht zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung zurück und beschuldigte Biden – den er erneut "schläfriger Joe" nannte –, den Rat von Wissenschaftlern nicht zu befolgen. Kritiker machen Trump selbst diesen Vorwurf. Er hat mehrfach gesagt, das Virus werde irgendwann "einfach verschwinden".
Biden hatte sich zuvor zu der Corona-Pandemie geäußert und für mindestens drei Monate eine landesweite Maskenpflicht gefordert. Dies könne Tausende Menschenleben retten, sagte Biden. Jeder einzelne Amerikaner sollte ab sofort in der Öffentlichkeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen und das mindestens für die kommenden drei Monate. "Jeder Gouverneur sollte das verpflichtende Tragen einer Maske vorschreiben", forderte Biden.
Corona-Pandemie als Wahlkampfthema
Über das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes wird in den USA eine politisch aufgeladene Debatte geführt. US-Präsident Donald Trump hatte sich trotz einer entsprechenden Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde CDC bei öffentlichen Auftritten lange Zeit ohne Maske gezeigt. Nun wirbt er auch dafür und ist inzwischen einige Male mit Maske aufgetreten. Wegen der dramatischen Virus-Ausbreitung gilt mittlerweile eine Maskenpflicht in der Mehrzahl der Bundesstaaten.
"Es geht nicht um Ihre Rechte, sondern um Ihre Verantwortung als Amerikaner", sagte Biden. Eine landesweite Maskenpflicht würde ermöglichen, das Land schneller wieder auf Kurs zu bringen, sagte er. "Seien Sie ein Patriot. Beschützen Sie ihre Mitbürger."
Trump macht Einreisestopp aus Europa zum Wahlkampfthema
Trump nutzt derweil den von ihm verhängten Einreisestopp aus Europa und China im Wahlkampf gegen seinen demokratischen Herausforderer. Hätte er auf Biden gehört, der gegen die Maßnahmen gewesen sei, wären in Amerika Hunderttausende Menschen mehr gestorben, sagte Trump. Biden wolle die US-Grenzen öffnen, was dazu führen würde, dass die Pandemie die USA durchdringe.
Trump hatte Ende Januar einen Einreisestopp aus China und Mitte März eine ähnliche Maßnahme für Reisende aus dem europäischen Schengen-Raum verhängt - und behauptet immer wieder, damit vielen Menschen das Leben gerettet zu haben. Es ist noch immer nicht absehbar, wann der Einreisestopp aufgehoben werden könnte – zumal auch die Europäische Union wegen der hohen Infektionszahlen ihre Grenzen für Reisende aus den USA dicht hält.
Biden hatte auf Trumps Vorstoß im März skeptisch reagiert und erklärt, dass weder eine Mauer noch ein Verbot aller Reisen aus Europa oder einem anderen Teil der Welt das Coronavirus aufhalten würden. Vielmehr brauche man einen Plan, um die Pandemie zu bekämpfen, hatte er damals betont.
Corona-Pandemie als Wahlkampfthema
Die Corona-Pandemie ist eines der wichtigsten Themen im US-Wahlkampf. Während die Demokraten Trump folgenschwere Versäumnisse vorwerfen, lobt dieser immer wieder die Arbeit seiner Regierung in der Krise.
In den USA sind im Zusammenhang mit der Erkrankung Covid-19 fast 167.000 Menschen gestorben. Am Mittwoch allein wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität fast 1.500 Tote verzeichnet – so viele wie seit Ende Mai nicht mehr. Mehr als 5,2 Millionen Infektionen wurden seit Beginn der Corona-Pandemie nachgewiesen.
Bidens Mitstreiterin Harris hatte Trump für die Vielzahl der Toten verantwortlich gemacht. Sie versprach am Donnerstag, dass eine von Biden und ihr selbst angeführte Regierung für die Ausweitung von Testkapazitäten und der Einstellung von 100.000 Amerikanern für die Kontaktrückverfolgung sorgen würde. Jedem US-Amerikaner solle zudem Zugang zu einer sicheren und effektiven Impfung gewährleistet werden, sagte Harris.
- Nachrichtenagenturen afp und dpa