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Beisetzung von George Floyd: "Wir werden weiter kämpfen"


Flammende Aufrufe gegen Rassismus
Beisetzung von George Floyd: "Wir werden weiter kämpfen"

Von dpa, reuters, aj

Aktualisiert am 10.06.2020Lesedauer: 4 Min.
Beisetzung von George Floyd: Rodney Floyd nimmt an der Trauerfeier seines Bruders George Floyd in der Fountain of Praise Church teil.Vergrößern des BildesBeisetzung von George Floyd: Rodney Floyd nimmt an der Trauerfeier seines Bruders George Floyd in der Fountain of Praise Church teil. (Quelle: David J. Phillip/AP POOL/dpa)
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Der bei einem brutalen Polizeieinsatz getötete Afroamerikaner George Floyd ist zum Symbolbild des Rassismus in den USA geworden. Jetzt nahmen Hunderte von ihm Abschied. Die tiefe Wunde im Land aber bleibt.

Der Sarg glänzt golden vor der Bühne der Kirche "The Fountain of Praise" in Houston. In ihm liegt der Mann, dessen Namen etliche Amerikaner in den vergangenen zwei Wochen bei den Massenprotesten gegen Rassismus und Polizeigewalt gerufen haben. George Floyds Tod hat die USA im Mark erschüttert wie kaum ein Todesfall der vergangenen Jahrzehnte. In Houston in Texas wuchs der Afroamerikaner auf, dort nahmen nun Tausende von ihm Abschied.

Floyds Nichte: "Keine Hassverbrechen mehr, bitte"

Große Bilder auf der Bühne zeigen ihn mit angedeuteten Engelsflügeln und Heiligenschein. Auch auf zahlreichen Corona-Schutzmasken und Anstecknadeln prangt das Konterfei des "sanften Riesen" von fast zwei Metern. Viele sind ganz in Weiß gekleidet, andere in Schwarz. Einige tragen Corona-Schutzmasken, auf denen "I Can't Breathe" steht – Ich kann nicht atmen, die letzten Worte George Floyds, längst auch eine Zustandsbeschreibung der systematisch benachteiligten amerikanischen Minderheiten.

Die Stimmung ist feierlich und kämpferisch, ganz im Geiste der "Black Lives Matter"-Bewegung. Ein Höhepunkt ist die kurze Ansprache von George Floyds Nichte Brooke Williams: "Keine Hassverbrechen mehr, bitte", sagt sie ins Mikrofon. Und weiter: "Jemand hat gesagt: "Make America Great Again". Aber wann war Amerika jemals großartig?" – eine Anspielung auf Präsident Donald Trumps zentralen Wahlkampfslogan 2016. Applaus brandet auf in der Kirche. Williams ist eine von mehreren Verwandten und Freunden, die – fast alle in Weiß gekleidet – während der Trauerfeier sprechen und sich an Floyd als liebevolle, überlebensgroße Persönlichkeit erinnerten.

Philonise Floyd, ein Bruder des Verstorbenen, sagt schluchzend vor den Trauernden: "George war mein persönlicher Supermann." Auf Bannern sind Pop-Art-Illustrationen von Floyd zu sehen, der eine Baseballkappe mit einem Heiligenschein darüber trägt. Blumen werden vor einem Foto niedergelegt und Flaggen säumen die Straßen vor der Kirche.

Auch der prominente Bürgerrechtler Al Sharpton hält eine Trauerrede. Er bezeichnete Floyd als einen "gewöhnlichen Bruder", der ein großes Vermächtnis hinterlasse. "Gott nahm den verschmähten Stein und machte ihn zum Eckpfeiler einer Bewegung, die die ganze Welt verändern wird", sagte Sharpton. "Wir werden weiter kämpfen."

Joe Biden mit Videobotschaft

Joe Biden, der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, wendet sich in einer vorbereiteten, mit Klaviermusik unterlegten Videobotschaft an die Trauernden. Vor allem aber an Floyds sechsjährige Tochter Gianna. "Du bist so mutig, Dein Papa schaut runter und er ist so stolz auf dich. Ich weiß, dass du diese dicke Umarmung vermisst, die nur er geben konnte." Wieder Applaus. Biden ruft zur Überwindung des Rassismus auf, zu dem auch Floyds Tod beitragen werde. "Wir können die Wunden dieser Nation heilen."

Als der Sarg aus der Kirche getragen wird, recken viele der Anwesenden ihre Faust als Zeichen des Kampfes gegen Rassismus in die Höhe. Außerhalb der Kirche hält eine Person ein Plakat mit der Aufschrift: "We will breathe" ("Wir werden atmen") hoch – in Anlehnung an Floyds Worte vor seinem Tod.

Nach der emotionalen Trauerfeier wird Floyds Sarg dann zum Friedhof Houston Memorial Gardens in der Nachbarstadt Pearland gebracht. Auf der letzten Meile wird der Sarg in einer weißen Pferdekutsche transportiert. Das Eintreffen des Trauerzugs am Friedhof verfolgen zahlreiche Menschen am Straßenrand.

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Polizeigewalt trifft häufiger Afroamerikaner

Biden war am Tag zuvor nach Houston gereist und traf die Familie Floyds. "Ich denke, was hier passiert ist, ist einer dieser großen Wendepunkte in der amerikanischen Geschichte, was bürgerliche Freiheiten, Bürgerrechte und die gerechte Behandlung von Menschen mit Würde betrifft", sagte er später dem TV-Sender CBS. Der 77-Jährige würde gerne der politische Anführer dieser Bewegung werden, der Heiler einer gespaltenen Nation. In der Gruppe der Afroamerikaner sieht er seinen stärksten Rückhalt für die Wahl im November.

Diese Polizeigewalt trifft überproportional häufig Schwarze, wie aus Zahlen der "Washington Post" hervorgeht. Das ist nicht der einzige Beleg dafür, dass die USA systematischen Rassismus noch lange nicht überwunden haben. Schwarze werden Studien zufolge häufiger von der Polizei kontrolliert und werden bei gleichen Straftaten zu höheren Haftstrafen als Weiße verurteilt. Schwarze stellen mehr als ein Drittel aller Häftlinge in US-Gefängnissen, obwohl sie nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Nicht nur im Bereich der Justiz sind Afroamerikaner benachteiligt gegenüber Weißen: Das gilt beispielsweise auch auf dem Arbeitsmarkt und beim Einkommen.

Die Wut über diese Verhältnisse bricht sich nun auf der Straße Bahn. Immer mehr Kritiker werfen Trump vor, das Land inmitten der Proteste zu spalten - darunter auch Trumps Ex-Verteidigungsminister James Mattis und sein früherer Stabschef John Kelly. Auch viele Bürger folgen dem Kurs des Staatsoberhauptes neuen Umfragen zufolge nicht. Seine Zustimmung sinkt, das Verständnis für friedliche Proteste ist demnach hoch.

Am Tag der Beerdigung: Trump verbreitet Verschwörungstheorie

Trump dürfte es am liebsten sein, wenn die Demonstrationen nach Floyds Beisetzung schnell wieder abebben und der Druck auf ihn wieder nachlässt. Die Demokraten wollen genau das verhindern – sie hoffen für ihre Reformen und strukturellen Änderungen auf die Unterstützung von der Straße.

Am Donnerstag will der Präsident selbst nach Texas reisen – aber nicht, um Floyds Familie persönlich seine Anteilnahme auszudrücken. In Dallas will er ein Essen veranstalten, um Spenden für seine Wiederwahl im November einzusammeln. Laut "Dallas Morning News" kostet die Teilnahme pro Paar mehr als 500.000 Euro. Am Tag der Trauerfeier in Houston machte Trump indessen Schlagzeilen mit einer Verschwörungstheorie, dass ein 75-Jähriger, der von der Polizei bei einer Demonstration geschubst und verletzt wurde, ein linker Provokateur sein könnte.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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