"Wir brauchen dich im Weißen Haus" Bernie Sanders stellt sich offiziell hinter Joe Biden
Der linke Senator Bernie Sanders hat dem einzigen verbliebenen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden offiziell seine Unterstützung zugesichert. Er rufe alle Amerikaner dazu auf, eine Präsidentschaftskandidatur Bidens zu unterstützen – so wie er es tue, sagte Sanders bei einer öffentlichen Online-Videoschalte mit seinem bisherigen Kontrahenten Biden. Trump sei der gefährlichste Präsident in der jüngeren Geschichte der USA. Es sei wichtig, dafür zu sorgen, dass Trump nur eine Amtszeit habe. "Wir brauchen dich im Weißen Haus", sagte Sanders an Bidens Adresse. "Ich werde alles tun, was ich kann, damit das gelingt."
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Sanders war in der vergangenen Woche aus dem Präsidentschaftsrennen der US-Demokraten ausgestiegen und hatte damit den Weg frei gemacht für eine Kandidatur des Ex-US-Vizepräsidenten Biden. Dieser ist nun der einzige verbleibende Präsidentschaftsanwärter seiner Partei und steht so quasi schon als Herausforderer für Amtsinhaber Trump bei der Präsidentschaftswahl Anfang November fest – lange vor dem Ende der Vorwahlen. Die offizielle Kür des Kandidaten soll bei einem Nominierungsparteitag der Demokraten im Sommer folgen.
Biden zu Sanders: "Deine Unterstützung bedeutet mir viel"
Bei der Verkündung seines Rückzugs vor einigen Tagen hatte Sanders zunächst auf eine vollmundige Unterstützung seines bisherigen Konkurrenten verzichtet und zugleich angekündigt, bei den restlichen Vorwahlen auf den Wahlzetteln zu bleiben, um weiter Delegiertenstimmen zu sammeln und sich so zumindest noch inhaltlichen Einfluss beim Parteitag der Demokraten im August zu sichern.
Nun aber stellte sich Sanders voll hinter Biden, der ihm und dessen Anhängern wiederum ein inhaltliches Entgegenkommen versprach – in der Hoffnung, dass sich auch Sanders' Anhängerschaft hinter Biden als Präsidentschaftskandidat versammelt.
Biden und Sanders schalteten sich jeweils aus ihrem Zuhause zu der gemeinsamen Online-Botschaft zusammen, bemühten sich bei dem Auftritt um ein Signal größtmöglicher Harmonie und bedachten einander mit allerlei warmen Worten. "Deine Unterstützung bedeutet mir viel", sagte Biden. "Danke, dass du so ein Gentleman bist." Der 77-Jährige sagte mit Blick auf Sanders: "Wenn ich der Kandidat werde, wonach es aussieht (...), dann werde ich dich brauchen –nicht nur, um die Kampagne zu gewinnen, sondern um zu regieren." Und weiter: "Ich verspreche, dass ich dich nicht enttäuschen werde."
Biden und Sanders wollen auch inhaltlich zusammenarbeiten
Gemeinsam sei es möglich, die fortschrittlichste Regierung in der Geschichte des Landes auf die Beine zu stellen, sagte Biden. "Wir können diese Nation umwandeln." An Sanders' Anhänger gerichtet sagte er: "Ich sehe euch, ich höre euch." Er werde ihre Anliegen aufgreifen und hoffe auf ihre Unterstützung, um Trump zu besiegen.
Biden und Sanders kündigten an, ihrer Mitarbeiter sollten in gemischten Arbeitsgruppen an gemeinsamen inhaltlichen Konzepten für die Zukunft arbeiten zu den Themen Wirtschaft, Bildung, Klimawandel, Justizsystem und Krankenversicherung.
Biden gehört dem moderaten Flügel der Partei an. Sanders dagegen vertritt seit Jahrzehnten eine klar linke Agenda. Der 78 Jahre alte Senator aus Vermont kämpft unter anderem für eine Krankenversicherung für alle und für eine stärkere Besteuerung von Reichen. Einige seiner Positionen waren bei den Demokraten anfangs verschrien, sind dort inzwischen aber etabliert. Kritiker werfen ihm dennoch vor, zu radikal zu sein. Der Plan, die Positionen der beiden zu kombinieren, ist der Versuch, die Partei in einem kritischen Moment zu einen und alle Kräfte zu bündeln, um Trump zu schlagen.
Sanders hatte sich bereits bei der Wahl 2016 um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bemüht, unterlag damals bei den Vorwahlen aber seiner internen Konkurrentin Hillary Clinton. Der Kampf zwischen Sanders und Clinton war erbittert und zäh und hinterließ innerhalb der Partei viel böses Blut. Manche sahen Trumps Wahlsieg 2016 dadurch begünstigt. Ein ähnliches Drama wollen viele Demokraten – und offensichtlich auch Biden und Sanders – diesmal wohl mit aller Macht vermeiden.
- Nachrichtenagentur dpa