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"Super Tuesday": Stunde der Wahrheit für die Herausforderer bei US-Vorwahlen


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"Super Tuesday" in den USA
Der Tag, der US-Präsidenten macht

Von Fabian Reinbold, Los Angeles

Aktualisiert am 03.03.2020Lesedauer: 4 Min.
Bernie Sanders, Joe Biden: Wer wird den "Super Tuesday" gewinnen?Vergrößern des Bildes
Bernie Sanders, Joe Biden: Wer wird den "Super Tuesday" gewinnen? (Quelle: Jonathan Ernst/reuters)
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Die US-Demokraten suchen den Gegenkandidaten für Trump. Kurz vor dem "Super Tuesday" wird das Rennen durcheinandergewirbelt. Was auf dem Spiel steht – und wer die besten Chancen hat.

Auf den letzten Metern ist es richtig dramatisch geworden: Das Feld der demokratischen Präsidentenkandidaten hat sich kurz vor dem wichtigen "Super Tuesday" ruckartig neu sortiert. Einst aussichtsreiche Bewerber haben aufgegeben und versammeln sich hinter einem der Favoriten.

Die Karten im Spiel darum, wer der Herausforderer von US-Präsident Donald Trump wird, sind also noch einmal neu gemischt, pünktlich zur möglichen Vorentscheidung im Präsidentschaftsrennen.

Warum ist der "Super Tuesday" so entscheidend? Wer hat die besten Chancen? Der Überblick.

Worum geht’s überhaupt? Am "Super Tuesday" wählen die Demokraten in 14 Bundesstaaten ihren Präsidentschaftskandidaten. Es werden auf einen Schlag mehr als ein Drittel der Delegiertenstimmen für den Parteitag im Juli vergeben, an dem die Demokraten ihren Trump-Herausforderer offiziell küren.

Anders als in Deutschland üblich, bestimmen in den USA die registrierten Wähler im gesamten Land den Kandidaten ihrer Partei. Die am Dienstag mit Abstand wichtigsten, weil bevölkerungsreichsten Staaten sind Kalifornien (415 Delegierte) und Texas (228).

Warum ist das wichtig? Zu keinem anderen Moment im langen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur sind so viele Stimmen zu holen. Der Wahlabend kann die Vorentscheidung oder gar schon die faktische Entscheidung über den demokratischen Präsidentschaftsbewerber bringen, also zutage fördern, wer derjenige ist, der letztlich verhindern soll, dass Donald Trump eine zweite Amtszeit absolviert.

Der dramatische Endspurt: Kurz vor dem Dienstag ist das Bewerberfeld in hektische Bewegung geraten. Pete Buttigieg, der noch die erste Vorwahl in Iowa vor einem Monat gewonnen hatte, gab auf – er fand so gut wie keine Unterstützung bei den Wählergruppen der Latinos und der Afroamerikaner. Ähnlich erging es Amy Klobuchar, die am Montag aufgab. Am Samstag hatte bereits der Milliardär Tom Steyer die Segel gestrichen. Wer bekommt die Stimmen ihrer Unterstützer?

Der Favorit: Geht es nach den Zahlen, dann liegt Bernie Sanders vorn. Er führt in den Umfragen in Kalifornien und in Texas. Zudem hat er bei den ersten vier Vorwahlen im Februar am besten abgeschnitten und liegt derzeit im Rennen um die Delegiertenstimmen vorn. Der selbst ernannte "demokratische Sozialist" wäre der radikalste Kandidat der Demokraten seit Jahrzehnten. Er hat eine leidenschaftliche Anhängerbasis – Amtsinhaber Trump nicht ganz unähnlich. Das Ziel des 78-Jährigen ist es, sich am "Super Tuesday" so viele Delegiertenstimmen zu sichern, dass er kaum noch eingeholt werden kann.

Interessieren Sie sich für die US-Wahl 2020? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Das große Comeback: Joe Biden startete als Spitzenreiter in das Rennen, musste dann herbe Niederlagen in den ersten Vorwahlen einstecken – und hat plötzlich wieder Rückenwind. Der frühere Vizepräsident gewann die Vorwahl in South Carolina am Sonnabend mit großem Vorsprung und heimst seitdem ganz wichtige Unterstützer ein. Die ausgeschiedenen Kandidaten Pete Buttigieg und Amy Klobuchar sprachen Biden offiziell ihre Unterstützung aus – sie traten am Montagabend sogar gemeinsam mit Biden auf. Dessen Wahlkampf war von vielen Zweifeln überschattet: Der 77-Jährige wirkt oft fahrig, seinem Wahlkampfteam fehlte es bislang an Durchschlagskraft. Doch das Establishment der Partei vereinigt sich nun hinter ihm, um eine Kandidatur von Sanders zu verhindern.

Die große Unbekannte: Als Biden im vergangenen Herbst schwächelte, stieg der frühere New Yorker Bürgermeister Mike Bloomberg spät ins Rennen ein – er sah sich als einzige Alternative zu Sanders. Seitdem hat der Multimilliardär knapp 500 Millionen Dollar aus eigener Tasche in seinen Wahlkampf investiert: Dabei setzte er die ersten vier Vorwahlen aus und konzentrierte sich auf die Staaten des "Super Tuesday". Diese hat er mit Werbung förmlich geflutet, teils mit schamlosen Mitteln. Doch Bloomberg, der einst Republikaner war, steht wegen Rassismus- und Sexismusvorwürfen an der Wählerbasis auch in der Kritik. Der Dienstag wird zeigen, ob Bloombergs Übermacht in der Werbung ihm auch die nötigen Wählerstimmen einbringt, um Sanders und Biden gefährlich zu werden.

Wer ist sonst noch im Rennen? Neben der krassen Außenseiterin Tulsi Gabbard, einer Abgeordneten aus Hawaii, ist nur noch die linke Senatorin Elizabeth Warren dabei. Im vergangenen Herbst hatte sie Sanders in den Umfragen sogar überflügelt, doch fiel seitdem immer weiter ab. Alle anderen der zwischenzeitlich knapp 30 Bewerber haben aufgegeben.

Die wichtige Fußnote: Ja, der "Super Tuesday" kann eine Entscheidung fällen, und aufgrund der Umfragen erwarten das auch viele Beobachter. Doch Vorsicht ist geboten: Die Umfragen lagen schon in den frühen Vorwahlen teilweise weit daneben. Schon in der kommenden Woche gibt es weitere Vorwahlen, große Staaten wie New York und Pennsylvania stimmen erst im April ab und es wird noch bis Anfang Juni dauern, bis der allerletzte Staat seine Vorwahlen abgehalten hat. Es ist also möglich, dass das Rennen der Demokraten noch lange offen bleibt.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
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