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Nach Cohen und Nordkorea-Gipfel: Für Donald Trump beginnt eine heikle Phase


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Post aus Washington
Für Trump beginnt eine heikle Phase

MeinungEine Kolumne von Fabian Reinbold

Aktualisiert am 01.03.2019Lesedauer: 5 Min.
Donald Trump bei der Ankunft in Washington: Der Doppelschlag setzt ihm zuVergrößern des Bildes
Donald Trump bei der Ankunft in Washington: Der Doppelschlag setzt ihm zu (Quelle: Manuel Balce Ceneta/ap)

Ein Doppelschlag in Hanoi und Washington setzt Donald Trump mächtig zu: Dabei war die Aussage von Michael Cohen nur der Auftakt – auch die Trump-Kinder müssen jetzt fürchten.

Donald Trump ist nach einer desaströsen Dienstreise nach Hanoi wieder in Washington gelandet. Bei der Ankunft riss er seine Faust in die Luft, es war eine schiefe Geste.

Schließlich ist sein größtes außenpolitisches Vorhaben, in das er extrem viel investiert hat, vorerst gescheitert. Und daheim haben die Demokraten jetzt wirklich damit begonnen, auf allen Fronten sein Leben zu sezieren – der denkwürdige Auftritt von Trumps langjährigem "Fixer" Michael Cohen ist nur der Anfang.

Für Donald Trump beginnt jetzt eine neue, schwierige Phase seiner Präsidentschaft.

In Washington war Cohen das größere Thema als Kim. Das Interessante beim Auftritt: Noch nie hat jemand aus Trumps innerstem Zirkel öffentlich ausgepackt. Cohen hatte nicht nur hochinteressante Dokumente und ein paar Neuigkeiten im Gepäck, er führte uns vor allem vor Augen, wie das System Trump funktioniert.

Es war einer der spannendsten Termine, die ich in Washington erlebt habe, und einer der chaotischsten. Die Flure im Kongress waren verstopft, von Hunderten Interessierten, alle ohne Aussicht, den kleinen Sitzungssaal betreten zu können. Auch beim Zugang für die Medien gab es regelrechtes Chaos. Am Ende gelang es mir doch noch, einen Platz zu ergattern, als einer von fünf ausländischen Reportern.

Gehen wir einmal in den kleinen Saal 2154, wo ein intensives, fast achtstündiges Kammerspiel geboten wird. Man sitzt eng aufeinander, folgt dem teils giftigen Hin und Her aus nächster Nähe. Immer wieder spricht Cohen knackige Sätze, mit denen er Trumps Charakter vernichtet. Am Schluss weint er, als ihm der Ausschussvorsitzende ins Gewissen redet. Doch er bleibt cool, während die Republikaner Giftpfeil um Giftpfeil abschießen. 20 Fotografen knien permanent vor Cohen, um jede Regung des offenbar geläuterten Sünders einzufangen. Die Republikaner dekorieren ihre Seite des Saals mit Schautafeln, teilweise auf, nun ja, Schulhofniveau. Großes Theater!

Am interessantesten war das Sittengemälde des Trump-Kosmos, das Cohen ganz plastisch malt. Er klingt dabei so beiläufig, wie dieses System eben beiläufig zu Lüge, Verzerrung, Bedrohung anstiftet. Cohen sagt aus, dass einen die Nähe zu Trump "intoxicating" mache, das kann man mit "berauscht" oder "vergiftet" übersetzen, und beides passt. Quasi im Nebensatz sagt er, wenn man morgens in die Trump-Firma kam, wusste man, man müsse für den Boss "bei irgendeiner Sache" lügen.

Laut Cohen musste Trump sie dazu nicht einmal explizit auffordern. Dieser sprach in einem Code, den alle verstanden. Ein Beispiel, es ging darum, dass Cohen für Trump über Geschäfte in Moskau lügen sollte: "He looked me in the eye, and said: There is no Russian business. It was his way of telling me to lie." Sollte heißen: Trump musste seinen Mitarbeitern nur etwas bestimmt sagen, schon wussten alle, was zu tun sei.

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Sprachregeln, die an Mafiaclans erinnern, sind vielleicht der Schlüssel zum System Trump. Der Wille des Paten geschieht, ohne dass er ausdrücklich werden muss. Wenn man das auf die Politik überträgt, wird einem angst und bange. Deshalb fand ich Cohens Schlusswort so eindrücklich:

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Es ist ein Gedanke, der auch mir immer wieder einmal durch den Kopf gegangen ist. Würde Trump es überhaupt akzeptieren, wenn er die Wahl verliert?

In der "Post aus Washington" berichtet unser Korrespondent Fabian Reinbold von der Arbeit im Weißen Haus und seinen Eindrücken aus den USA. Gefällt Ihnen die Kolumne? Sie können sie hier als kostenlosen Newsletter abonnieren, der noch weitere Beobachtungen und Einschätzungen aus Washington enthält und einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

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Die Anhörung war in sich bereits historisch, doch sie wird nicht einzigartig bleiben. Denn sie ist der Auftakt für eine ganze Reihe an Befragungen, mit denen die Demokraten die Daumenschrauben anziehen.

Jetzt zeigt sich, was es bedeutet, dass die Demokraten die Vorsitze in den Ausschüssen haben. Sie nutzten die Cohen-Befragung, um schon die nächsten zu Befragenden zu identifizieren: Jeder, den Cohen namentlich auf Nachfrage erwähnte, darf sich schon einmal darauf einstellen, eine Vorladung zu bekommen. Trumps Finanzchef Allen Weisselberg, Berater Felix Sater, die Kinder Donald Jr., Ivanka und und und.

Ich sprach mit einem langjährigen Korrespondenten aus Kanada, der schon einiges in Washington erlebt hat. Er nahm den Trubel gelassen und sagte mir: "Warte mal ab, bis das Impeachment startet, dann sieht es hier jeden Tag so aus."

Ob es wirklich zu einem Amtsenthebungsverfahren kommt, ist allerdings völlig offen. Die Demokraten werden darüber streiten. Und anders als Cohen, der freiwillig aussagen wollte, werden sich viele Figuren wie Trumps Kinder sicherlich erst einmal widersetzen. Doch klar ist: Eine ganze Handvoll Ausschüsse hat es darauf abgesehen, Trumps Firmen und direktes Umfeld auszuleuchten.

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Nun zu Nordkorea: Trump bekommt für seinen gescheiterten Ausflug nach Hanoi nun gefühlt die Schadenfreude der ganzen Welt ab – einerseits verständlich, weil er sich ja selbst zum Friedensnobelpreiskandidaten hochgejazzt hat. Aber für meinen Geschmack sind das – wieder einmal – verfrühte Abgesänge.

Es gibt viel, das wir über den Ablauf in Hanoi noch gar nicht wissen. Ich halte es aber für wahrscheinlich, dass die Nordkoreaner ganz genau registriert haben, wie sehr Trump einen Erfolg bei diesem Gipfel gebraucht hat und wie laut in Washington vorab gewarnt wurde, der Präsident könne der Gegenseite zu weit entgegenkommen. Das wird sie ermutigt haben, es mit einer Maximalforderung zu versuchen, der Aufhebung aller Sanktionen.

Die Nordkoreaner gehen stets exzellent vorbereitet in Gespräche, bemerkten jede "noch so minimale Änderung in den Sprachregelungen" und seien "geschickt darin, einen einzuwickeln", erzählte mir einmal Laura Rosenberger, die früher selbst für die US-Regierung mit Pjöngjang verhandelt hat. Kim war wohl besser vorbereitet als Trump, fürchte ich. Immerhin: Trump hat sich auf das Manöver nicht eingelassen.

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Der Prozess wird weitergehen, gerade weil nach dem Auseinandergehen sich die Nordkoreaner auf so gut wie gar nichts verpflichtet haben, müssen die Amerikaner weiter verhandeln.

Doch es ist die größte außenpolitische Niederlage Trumps. Er hat enorm viel investiert und riskiert für seine unkonventionelle Umarmungsstrategie. Immer wieder hat er gegen die Warnungen der Berater seine Linie durchgedrückt.

Ausgezahlt hat es sich nicht. Dafür hat er im Alleingang Kim international aufgewertet, auf eine Weise, wie der es sich nicht hätte träumen lassen. Jetzt muss Trump einen anderen Hebel für Nordkorea finden.

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Die Sicht der Anderen: Nach dem Doppelschlag Cohen und Hanoi habe ich am Donnerstagabend besonders neugierig in die Blase der Pro-Trump-Medien geschaut. Tucker Carlson, der Fox-News-Mann um 20 Uhr, pickte sich bei der Cohen-Anhörung nur jene Stellen heraus, an denen dieser Mutmaßungen über Trump zurückwies, denn die gab es auch. Etwa dass es ein "Pee Tape" gebe, also eine Aufnahme einer angeblichen Bettszene in einem Moskauer Hotel. Oder dass Cohen verneinte, er habe Belege für die vielzitierte "collusion" mit Russland (dass Cohen auch sagte, er habe dennoch einen Verdacht, vergaß Carlson zu zeigen…).


Kaum war Trump in Washington gelandet, empfahl er per Tweet prompt den Eröffnungsmonolog Carlsons zu schauen – von dem ich eine gar nicht so untypische Sequenz aufgenommen habe.

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Und Sean Hannity, Fox News um 21 Uhr, holte sich in Hanoi noch ein Interview mit Trump, bevor dieser abflog. Er verglich Trumps Hanoi-Pleite sogleich mit Ronald Reagan, der Gespräche mit den Sowjets auf einem Abrüstungsgipfel 1986 in Reykjavik platzen ließ, nur um später als strahlender Sieger dazustehen. "Bald darauf fiel die Berliner Mauer", erzählte Hannity seinem Millionenpublikum.

Auf Fox News ist die Trump-Welt auch nach dieser desaströsen Woche intakt wie eh und je.

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