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Anhörung im Fall Kavanaugh: "Dachte, dass er mich versehentlich töten würde"


Anhörung im Fall Kavanaugh
"Ich dachte, dass Brett mich versehentlich töten würde"

Von dpa
Aktualisiert am 27.09.2018Lesedauer: 3 Min.
Christine Blasey Ford im US-Senat: Nach ihrer Aussage wurde die Professorin befragt.Vergrößern des Bildes
Christine Blasey Ford im US-Senat: Nach ihrer Aussage wurde die Professorin befragt. (Quelle: Saul Loeb/Reuters-bilder)

Der US-Senat hört den Richterkandidaten und dessen mutmaßliches Übergriffsopfer an. Zu Beginn machte Christine Blasey Ford vor laufenden Kameras emotionale Aussagen und erhob schwere Anschuldigungen.

Im Streit um die Nominierung des Supreme-Court-Kandidaten von US-Präsident Donald Trump, Brett Kavanaugh, hat eine entscheidende Anhörung vor dem US-Senat begonnen. Der Justizausschuss des Senats hört Kavanaugh und die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford an. Ford wirft Kavanaugh vor, 1982 versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. Auch andere Frauen haben Missbrauchsvorwürfe gegen den Kandidaten erhoben. Kavanaugh hat die Anschuldigungen pauschal zurückgewiesen.

Zu Beginn ihrer Aussage warf Ford Kavanaugh vor, er sei während einer Teenagerparty in betrunkenem Zustand über sie hergefallen. Als sie um Hilfe habe rufen wollen, habe er ihr den Mund zugehalten. Sie habe gefürchtet, dass er sie ersticken könnte. Schließlich sei es ihr gelungen, zu fliehen.

Ford: "Ich habe große Angst"

Ford hat sich gegen den Verdacht gewehrt, ihre Anschuldigung der versuchten Vergewaltigung gegen den Richterkandidaten könnte politisch motiviert sein. "Ich bin eine unabhängige Person und ich bin niemandes Spielfigur", sagte die 51-Jährige. Ford schilderte, dass sie starke innere Hemmungen habe überwinden müssen, um mit ihrem Vorwurf gegen den Richter an die Öffentlichkeit zu gehen. "Ich bin nicht hier, weil ich mir das wünsche. Ich habe große Angst", sagte sie.

Ford stand während ihrer Aussage unter sichtlich starker Anspannung. Als sie über die angebliche sexuelle Attacke berichtete, atmete sie schwer und schien den Tränen nahe. Das damalige Geschehnis habe sich in ihr Gedächtnis "eingebrannt", sie später immer wieder heimgesucht und ihr Leben "drastisch" verändert, sagte sie. Sie erklärte, sie habe wegen des Vorfalls an Angstzuständen, Platzangst, Panik und Symptomen gelitten, die einer posttraumatischen Belastungsstörung ähnelten.

Nach Fords Eingangsstatement begann eine Befragung der Wissenschaftlerin durch die Senatoren sowie die auf Verfolgung sexueller Gewalttaten spezialisierte Staatsanwältin Rachel Mitchell. Danach sollen Aussage und Befragung Kavanaughs folgen, der die Anschuldigungen energisch zurückweist. Er bezeichnete die Anschuldigungen in einem vorbereiten Statement für seine Aussage als "Last-Minute-Schmierkampagne". Er habe niemals in seinem Leben jemanden sexuell angegriffen.

Senator entschuldigt sich bei Ford – und Kavanaugh

Der Vorsitzende des Justizausschusses, der Republikaner Chuck Grassley, hatte sich zu Beginn der Sitzung bei Ford und Kavanaugh für das entschuldigt, was ihnen widerfahren sei, seit die Vorwürfe bekannt wurden. Grassley holte dann zu einer Kritik an den Demokraten aus.

Er warf der stellvertretenden Ausschussvorsitzenden, der demokratischen Senatorin Dianne Feinstein, vor, der republikanischen Seite einen Brief von Ford mit den Vorwürfen vorenthalten zu haben. Feinstein entgegnete wenig später, sie habe den Brief vertraulich behandelt, bis Ford bereit gewesen sei, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

Trump stand bis zuletzt hinter Kavanaugh

Die Anhörung in Washington wurde landesweit mit großer Spannung erwartet. Vor den Kongresswahlen Anfang November ist die Personalie Gegenstand einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen Trumps Republikanern und den oppositionellen Demokraten geworden. Für diesen Freitag ist eine Abstimmung im Justizausschuss über eine Empfehlung Kavanaughs angesetzt. Danach muss der US-Senat über die Berufung des 53-Jährigen an das höchste US-Gericht abstimmen.

Trump verteidigte Kavanaugh am Mittwochabend zwar nochmals. Angesichts der zunehmenden Missbrauchsvorwürfe schloss der US-Präsident eine Abkehr von der Nominierung des umstrittenen Richters aber nicht generell aus. Trump hatte Kavanaugh im Juli für den hochrangigen Richterposten vorgeschlagen. Kurz vor der geplanten Entscheidung des US-Senats über die Personalie waren Fords Vorwürfe gegen Kavanaugh an die Öffentlichkeit gekommen.

Verwendete Quellen
  • dpa
  • AFP
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