First Lady an Mexiko-Grenze Melania Trump zeigt Herz für Migrantenkinder
Melania Trump setzt ein Zeichen: Nach der Kritik an der Einwanderungspolitik ihres Mannes, reiste die First Lady nun in ein Aufnahmezentrum für Flüchtlingskinder.
Einen Tag nach der Kehrtwende ihres Mannes im Streit um die Trennung von Zuwanderer-Familien hat First Lady Melania Trump demonstrativ ein Aufnahmezentrum für Flüchtlingskinder besucht. Die Minderjährigen müssten so schnell wie möglich wieder zu ihren Familien, sagte Melania Trump am Donnerstag in Texas an der Grenze zu Mexiko. Jüngst hatte sie die Politik ihres Mannes öffentlich kritisiert, illegale Zuwanderer einzusperren und sie von ihren Kindern zu trennen.
Die Reise an die Grenze sei "zu 100 Prozent" die eigene Idee der Präsidentengattin gewesen, sagte deren Sprecherin Stephanie Grisham. "Sie wollte alles mit eigenen Augen sehen." Die First Lady unterstütze die "Wiedervereinigung von Familien" und halte es für wichtig, dass "Kinder bei ihren Familien bleiben". In dem Heim in der texanischen Stadt McAllen, das Melania Trump nun besuchte, sind derzeit rund 60 Minderjährige aus den zentralamerikanischen Ländern El Salvador und Honduras im Alter zwischen fünf und 17 Jahren untergebracht.
Die Präsidentengattin vermied es zugleich, ihrem Mann die Verantwortung für die Familientrennungen zuzuweisen – obwohl dessen Regierung diese rigide Praxis erst forciert hatte. Stattdessen appellierte sie über ihre Sprecherin an die Parteien im Kongress, durch eine Einwanderungsreform ein Ende der Familientrennungen zu ermöglichen.
Mehr als 2300 Kinder von ihren Eltern getrennt
Die US-Behörden behandeln illegal ins Land kommende Menschen seit Monaten systematisch als Straftäter und nehmen sie in Haft. Da Kinder nicht für längere Zeit inhaftiert werden dürfen, wurden die Familien bislang auseinandergerissen: Die Eltern kamen ins Gefängnis, die Kinder in Heime. Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums wurden allein seit Anfang Mai mehr als 2300 Kinder von ihren Eltern getrennt.
Melania Trump hatte vor einigen Tagen viel Aufsehen erregt, als sie öffentlich in die Kritik an den Familientrennungen einstimmte. "Wir müssen uns in den USA an alle Gesetze halten", hatte sie gesagt, "aber wir müssen auch mit Herz regieren."
CNN berichtete am Mittwoch, dass die First Lady hinter den Kulissen auf ihren Mann eingewirkt habe, die Familientrennungen zu stoppen. In mehreren Gesprächen habe sie ihn bedrängt, alles zu tun, um Familien an der Grenze nicht weiter auseinanderzureißen, meldete der Sender unter Berufung auf eine Quelle im Weißen Haus.
Nächste Kehrtwende von Trump?
US-Präsident Trump hatte die Praxis der Familientrennungen am Mittwoch unter großem Druck überraschend beendet. Mit einem vorübergehenden Dekret machte er den Weg frei, Eltern und Kinder nun gemeinsam zu inhaftieren.
Die "Washington Post" berichtete am Donnerstag, die US-Behörden würden bis auf weiteres illegale Einwanderer mit Kindern nicht mehr der Justiz überantworten. Grenzbeamte seien angewiesen worden, Zuwanderer solange nicht mehr der Justiz zu übergeben, bis eine Langzeitlösung gefunden sei.
Sollte sich dies bestätigen, wäre das die zweite gravierende Kehrtwende im Umgang mit Immigrantenfamilien binnen weniger Tage. In US-Medien hieß es am Donnerstag, offener und geballter Protest habe Trump umdenken lassen. Auch Hardlinern in der eigenen Partei seien die Bilder weinender Kinder zu viel gewesen. Trump hat sich eine "Null-Toleranz"-Politik auf die Fahnen geschrieben.
Ringen um Lösung im US-Kongress
Am Rande einer Kabinettssitzung forderte Trump die oppositionellen Demokraten zu Gesprächen und zur Kooperation auf, um die Migrationspolitik voranzubringen. Aufgrund fehlender Mehrheiten ist die Verabschiedung neuer Migrationsgesetze nur überparteilich möglich.
Trump hat wiederholt die Demokraten für das Ausbleiben einer gesetzlichen Regelung verantwortlich gemacht. Allerdings gibt es kein Gesetz, das eine Trennung der Kinder von ihren Eltern vorschriebe.
Im Repräsentantenhaus, wo Trumps Republikaner über eine größere Mehrheit verfügen, waren am Donnerstag mehrere Abstimmungen geplant. Ein Entwurf mit härteren Regelungen erhielt keine Mehrheit. Die Abstimmung über einen Kompromissentwurf wurde auf Freitag verschoben.
- dpa, AFP