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Donald Trump und Emmanuel Macron: Fünf wichtige Szenen vom Staatsbesuch


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Macron und Trump
Fünf Szenen – fünf Erkenntnisse

Von Fabian Reinbold, Washington

25.04.2018Lesedauer: 5 Min.
Zweiter Akt: Trump will Macron von Schuppen befreien, sagt erVergrößern des Bildes
Zweiter Akt: Trump will Macron von Schuppen befreien, sagt er. (Quelle: Pablo Martinez Monsivais/ap)

Der Staatsbesuch von Emmanuel Macron in Washington gerät pompös – und ist mit Symbolik überladen. Was das alles bedeutet? Eine Interpretation der wichtigsten Momente.

Bei diesem Besuch jagt eine besondere Szene die nächste. Donald Trump und Emmanuel Macron beim Händeschütteln, das immer wieder wie eine Art Ringen darum aussieht, wer am Ende die Oberhand behält. Beim ungelenken Versuch, Küsschen auszutauschen. Die Staatschefs bei großen Gesten und vielen kleinen Machtdemonstrationen.

Das Verhältnis der beiden ist ambivalent. Sie inszenieren bei Macrons Visite in Washington, die gleichzeitig der erste offizielle Staatsbesuch der Präsidentschaft Trumps ist, ihre Nähe, weil sie beide hoffen, dass es ihnen nutzt. Sie wissen aber beide, dass sie bei vielen Themen über Kreuz liegen und bemühen sich sehr, wie der stärkere auszusehen. So sehr, dass es in manchen Momenten fast schon lächerlich wirkt.

Diese fünf Szenen vom Dienstag im Weißen Haus verraten uns etwas über Trump und Macron, über ihr etwas seltsames Verhältnis und den Umgang mit Streitpunkten.

9.23 Uhr, Empfangszeremonie, Südrasen

Bei der Ankunftszeremonie geht es strikt nach Protokoll. Trump stellt Macron hier auf dessen vorgezeichnete Position, es ist die erste vieler Gesten, mit denen der US-Präsident Macron seinen Platz zuweist. Der 40 Jahre alte Franzose wirkt dabei manchmal wie ein Schuljunge. In den Reden überhäufen sich Macron und Trump mit Höflichkeiten und Schmeicheleien: Sie beschwören immer wieder die amerikanisch-französische Freundschaft. Beide lesen vom Blatt ab – bei Trump haben diese vorgetragenen Reden nicht viel gemeinsam mit seinen spontanen Äußerungen. Neben dem körperlichen wird der inhaltliche Konflikt sichtbar: Macron macht deutlich, dass er für Multilateralismus stehe, mit dem Trump nichts anfangen kann. Und er spricht über Klima, Meere, Artenvielfalt, den Kampf gegen Umweltverschmutzung, wohlwissend, dass sein Gastgeber in den USA gerade zahlreiche Umweltschutzverordnungen streichen lässt. Er wisse, so Macron, man sei dabei nicht einer Meinung, aber das sei in Familien und Freundschaften nun einmal so. Macron setzt also seine Punkte und bleibt gleichzeitig betont herzlich. Das bleibt seine Strategie für die kommenden Stunden.

10.15 Uhr, Oval Office

Im Oval Office ist Trump in seinem Element. Er eröffnet die Begegnung dort folgendermaßen: "Alle sagen, dass wir eine großartige Beziehung haben, das sind endlich einmal keine Fake News", ruft er den Journalisten zu, die kurz mit hinein dürfen. "Wir haben eine großartige Beziehung und lassen Sie mich hier mal ein paar Schuppen entfernen", sagt Trump und tut genau das: Er bürstet Macron über die Schulter und spricht: "Wir müssen ihn perfekt machen, er ist perfekt." Es ist ein Affront, eine Machtdemonstration. Die Szene geht binnen Stunden um die Welt. Macron kann nur lachen und langt seinerseits beim anschließenden Händeschütteln extra hart zu. Und es folgt eine zweite Machtdemonstration: Trump wettert wie eh und je gegen das Atomabkommen mit dem Iran, für das Macron bei seinem Besuch eine Lanze brechen will. Schrecklich, verrückt, lächerlich, hätte niemals abgeschlossen werden dürfen, das alles sagt Trump. Aber gut, man werde über das Thema reden.

11.37 Uhr, Kabinettssaal

Auch dieses Setting liebt Trump. Im Kabinettssaal, im Kreise seiner Minister, lässt er oft vor laufenden Kameras einen Minister die Arbeit der eigenen Regierung loben. Jetzt sitzt er mit seinen Beratern auf der einen Seite, Macron und seine Leute auf der anderen des großen Tisches in einem viel zu kleinen Raum. Es geht um den Handelsstreit, wichtiges Thema bei diesem Besuch. Die EU ist nur bis zum 1. Mai von Trumps Stahlzöllen befreit. Trump sagt, die Wirtschaftsbeziehungen zu Frankreich seien gut, nur der Handel mit der EU sei unfair. Dann erteilt er Macron das Wort, in dessen Rücken sich die Kameras aufgebaut haben und ihn von hinten filmen. Macron spricht auf Englisch und wiederholt Trumps Aussage, dass die bilateralen Handelsbeziehungen ausgeglichen sind. Aber er vertritt auch die EU-Position, dass die Übeltäter auf dem Stahlmarkt nicht in Europa säßen und man sich bitte an die WTO-Regeln halten müsse. Macron schafft den Spagat: Frankreich ist erst einmal fein raus, aber er bleibt auf der europäischen Linie. Auf der Gegenseite machen sich Verteidigungsminister James Mattis und Sicherheitsberater John Bolton mit dem Stift eifrig Notizen. Trump will hier das letzte Wort haben. Er sagt, als Macron fertig ist, noch einmal: Der Handel mit Frankreich ist fair, der mit der EU ist unfair. Eine Bürde für Deutschland, dessen Handelsüberschuss so groß ist, dass Trump alles unfair findet. Aber das wird er der Kanzlerin am Freitag selbst sagen.

13.34 Uhr, East Room, Pressekonferenz

Alle Dynamiken brechen bei der Pressekonferenz voll durch: Es wird getätschelt, gelobt, die eigene Position klargemacht. Am Ende, nach 49 Minuten, kommt es zu dieser Szene. Macron wirkt geschlaucht vom Hin und Her, aber er hat seine Punkte gemacht: Plötzlich wird deutlich, wohin die Entwicklung bei der großen Streitfrage Iran-Deal gehen kann. Macron stellt das Atomabkommen, das Trump so verabscheut, als nur einen von mehreren Bausteinen für eine neue Nahost-Politik dar. Er verknüpft das Thema direkt mit Syrien und sagt zu, man müsse an einem neuen Iran-Deal arbeiten. Trump schaut zufrieden. So zeichnet sich ein Kompromiss ab. Trump bleibt zwar bei seiner sehr harten Rhetorik gegenüber dem Iran, doch das muss nicht viel bedeuten, siehe Nordkorea. An diesem Dienstag bezeichnete Trump den von ihm so hart verspotteten Kim Jong Un plötzlich als "sehr offen und sehr ehrenhaft".

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19.21 Uhr, Nordportal

Die Macrons fahren gerade zum Staatsbankett vor, da haben Donald und Melania Trump ein paar Augenblicke lang die ungeteilte Aufmerksamkeit. Kennern fällt sofort auf: Die Trumps halten sich an der Hand. Was für andere Ehepaare normal ist, hat beim First Couple Ausnahmecharakter. Zumindest seit frühere angebliche Affären Trumps Schlagzeilen machen, gab es eine solche Geste in der Öffentlichkeit nicht zu sehen. Dann kommen schon die Macrons. Wieder gibt es Küsschen, auch zwischen den Präsidenten, dann geht es abgeschirmt von der Öffentlichkeit hinein. Sie haben noch knapp 30 Minuten zu viert, bis ihr Einzug beim Staatsbankett (wieder Händchen haltend) gemeldet wird. Es ist das erste Staatsbankett der Amtszeit Trumps. Anders als üblich sind keine Medienvertreter und keine Abgeordneten der Demokraten eingeladen. Es ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass es bei dem Spektakel weniger um die USA und Frankreich im Ganzen, sondern vielmehr um das besondere persönliche Verhältnis von Trump und Macron geht.

Verwendete Quellen
  • eigene Beobachtungen
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