Trump gegen die Medien Das Fake-Spektakel des Präsidenten
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mit seinen „Fake News Awards“ wollte Donald Trump die Medien demütigen – doch einer der Preise könnte dem Präsidenten selbst noch auf die Füße fallen.
Alle haben sie mal wieder nach seiner Pfeife getanzt. Donald Trump hat mit seiner Ankündigung, sogenannte „Fake News Awards“ für aus seiner Sicht unehrenhafte Berichterstattung zu verleihen, viele Medien durch die Manege geführt.
Mehrfach kündigte er die Schmähpreise an, verschob sie, bald gab es keine Informationen mehr – und Journalisten fragten Tag für Tag in der Pressekonferenz des Weißen Hauses tatsächlich, in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt der Präsident denn nun gedenke, den eigenen Berufsstand zu demütigen.
Am Mittwochabend um Punkt 20 Uhr Ortszeit (2 Uhr deutscher Zeit) war es so weit. Trump schickte auf Twitter einen schnöden Link hinaus in die Welt. Die fragliche Website, auf dem Server der Republikanischen Partei, brach unter dem Ansturm zusammen und war die erste Stunde lang nicht erreichbar.
Berichte von Russland-Affäre bis zum Fischefüttern
Erst dann waren die Schmähpreisträger sichtbar. Während Trump sonst jegliche Berichterstattung, die ihm nicht passt, als "Fake News" diskreditiert, ließ er nun zehn Artikel aus den vergangenen 15 Monaten auflisten, die sich tatsächlich als Falschmeldungen oder als falsche Prognosen herausstellten. Viermal wurde der Nachrichtensender CNN erwähnt.
Es ging um große Themen wie Falschmeldungen zur Russland-Affäre, aber auch um einen für Trump erwähnenswerten Bericht, er habe auf Staatsbesuch in Japan einen Fehler beim Koi-Karpfen-Füttern mit Premier Shinzo Abe gemacht.
Die fraglichen Berichte wurden umgehend korrigiert, in einigen Fällen wurden Journalisten auch suspendiert oder entlassen.
Die Auflistung selbst war unspektakulärer als die Aktion an sich. Denn schließlich führt hier das Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten mit der Macht des Amtes eine Kampagne gegen die Pressefreiheit. Die war Amerikas Gründervätern offenbar so wichtig, dass sie sie einst als erstes Grundrecht in den Verfassungszusätzen verbrieften. Dem 45. Präsidenten scheint das egal zu sein. (Hier lesen Sie einen Hintergrundbericht zu Trumps Angriffen auf die Medien.)
Dieser Umstand stieß auch zwei innerparteilichen Gegnern auf, die den Tag der Preisverleihung für zwei Abrechnungen nutzten. Senator Jeff Flake warf in einer selten deutlichen Rede im Senat Trump vor, die Wahrheit zu missbrauchen. Und John McCain forderte in einem Meinungsbeitrag in der „Washington Post“ seinen Präsidenten auf, die Attacken einzustellen, die Diktatoren weltweit als Vorbild für Vorgehen gegen die Presse dienten.
Am Ende blitzt Trumps wahres Bild von "Fake News" auf
Neben den zehn Falschberichten führte Trump noch zehn Punkte auf, wie hervorragend er und das Land in Wahrheit gerade dastünden – sowie noch einen elften Punkt auf der "Fake News"-Seite. Es war kein Artikel, sondern die allgemeine Diskreditierung von Berichten über die Russland-Affäre, denn diese sei ein einziges Veräppeln des amerikanischen Volkes. Hier zeigte sich wieder Trumps wahres Verständnis von "Fake News" als unliebsamer Berichterstattung.
Denn die Sonderuntersuchung zu Russland rückt immer stärker in seinen engsten Kreis vor, auch dank zahlreicher Enthüllungen eben jener Medien, die Trump so attackiert. Zuletzt mehrten sich die Anzeichen, dass die Affäre für Trump sehr gefährlich werden kann.
Die Verleihung lässt sich somit auch als erneutes Ablenkungsmanöver von dieser Affäre interpretieren.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass den zehn falschen Presseberichten übrigens mehr als 2.000 Falschaussagen gegenüberstehen, die der Präsident selbst seit Amtsantritt getätigt hat. Die tapferen Factchecker der „Washington Post“ zählen trotz aller Angriffe weiter mit.
Und damit zurück zu den Nachrichten.
Quellen und weiterführende Informationen:
- Eigene Beobachtungen
- Trumps Auflistung der Falschmeldungen (und der eigenen Leistungen)