Gegen sexuelle Belästigung US-Abgeordnete müssen Training absolvieren

In den USA werden immer mehr Vorwürfe sexueller Belästigung laut. Jetzt sollen sogar die Parlamentsabgeordneten ein vorbeugendes Training absolvieren.
Alle Mitglieder des US-Repräsentantenhauses sowie deren Mitarbeiter werden ein Training zur Vorbeugung von sexueller Belästigung und Diskriminierung absolvieren. Das kündigte der republikanische Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, am Dienstag an. Wenige Stunden zuvor hatten zwei Politikerinnen über sexuelles Fehlverhalten von aktuellen Kongressmitgliedern berichtet.
Belästigung jeglicher Art hat keinen Platz in der Politik
"Unser Ziel ist nicht nur, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, sondern auch eindeutig klar zu machen, dass Belästigung jeglicher Art keinen Platz in dieser Institution hat", sagte Ryan. Im Repräsentantenhaus werden für das Vorhaben spezielle Richtlinien geändert. Einen Tag zuvor hatte bereits der Senat einstimmig beschlossen, dass alle Senatoren und deren Mitarbeiter ein entsprechendes Training absolvieren müssen.
Bei einer Sitzung im Repräsentantenhaus hatte die republikanische Abgeordnete Barbara Comstock von einer Mitarbeiterin erzählt, die Opfer sexueller Belästigung geworden sei. Sie habe Arbeitsmaterial in das Haus eines Politikers bringen sollen, wo dieser sich offenbar vor ihr entblößte. Danach habe die Betroffene ihren Job gekündigt, so Comstock. Die Abgeordnete Jackie Speier sagte, es gebe zwei amtierende Kongressmitglieder – den Demokraten und Republikanern angehörend –, die in sexuelle Belästigungsfälle verwickelt seien. Namen gab sie nicht preis.
Speier hatte jüngst öffentlich gemacht, selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs durch einen Mann in Führungsposition geworden zu sein. Anschließend brachte sie die Trainingsidee in die Abgeordnetenkammer. Dazu gehört auch eine Befragung über die aktuelle Lage im Kongress und eine Überarbeitung der bisher möglichen Anträge, mit denen Beschwerden über Belästigungen gemeldet werden können. Ihr Vorhaben wurde von Politikern beider Parteien unterstützt.