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Schicksale: Wie John McCain im Vietnam-Krieg abgeschossen wurde


Abgeschossen und gefoltert
Wie John McCain zum Freund Vietnams wurde

Von dpa, pdi

25.10.2017Lesedauer: 3 Min.
John McCain nach dem Abschuss seiner Maschine in einem nordvietnamesischen Krankenhaus.Vergrößern des Bildes
John McCain nach dem Abschuss seiner Maschine in einem nordvietnamesischen Krankenhaus. (Quelle: dpa)

Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass John McCain im Vietnamkrieg abgeschossen wurde. Auf den Gegner von damals halten sie in dem kommunistischen Ein-Parteien-Staat große Stücke. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet jetzt kommt Donald Trump nach Hanoi.

An den letzten Donnerstag des Oktobers 1967 erinnert sich Dao Thi Tiec noch genau. Zwar waren Angriffe von US-Bombern damals im Vietnam-Krieg Routine. Aber dass über Hanoi, der Hauptstadt des kommunistischen Nordens, eine amerikanische Maschine vom Himmel geholt wurde, kam nicht jeden Tag vor. Die A-4-Skyhawk stürzte in ein Wasserkraftwerk, wo sie in Flammen aufging. Der Pilot rettete sich mit dem Fallschirm. Er ging in einem See namens Truc Bach nieder.

Tiec, heute eine alte Frau von 85 Jahren, damals Beamtin mit einem Büro in der Nähe, rannte mit vielen anderen sofort zum Ufer. "Ich habe gesehen, wie ein sehr großer und schwer verletzter Mann aus dem Wasser gezogen wurde", berichtet sie. Sein Name: John McCain, heute als republikanischer US-Senator einer der prominentesten Widersacher von Donald Trump, früher einmal selbst Präsidentschaftskandidat.

Haft und Folter

Am 26. Oktober ist es genau ein halbes Jahrhundert her, dass McCain aus dem Himmel über Hanoi in den See stürzte. Anfangs sagte der Name den Nordvietnamesen nicht viel. Aber dann fanden die schnell heraus, dass es sich bei dem 31-Jährigen um den Sohn von Admiral John MCain handelte, den Kommandanten der amerikanischen Pazifikflotte.

"Ich war so glücklich damals", sagt Tiec, die heute noch am Truc-Bach-See wohnt, in einem dicht besiedelten Viertel Hanois, das nach dem Abzug der Amerikaner 1975 Hauptstadt ganz Vietnams wurde. Der Abschuss des "berühmten Luftpiraten Tschan Ma Can" war für die Vietnamesen ein großer Propagandaerfolg. Erst nach fast fünfeinhalb Jahren Haft und Folter kam McCain frei. Die Arme kann er seit der Kriegsgefangenschaft nur bis zur Schulter heben.

Ein halbes Jahrhundert nach dem Absturz haben die Leute in dem kommunistischen Ein-Parteien-Staat von ihm ein ganz anderes Bild. Viele in dem 95-Millionen-Einwohner-Land halten McCain für einen wahren Freund. Am See erinnert inzwischen ein Denkmal an die Ereignisse von damals. Vor allem US-Touristen lassen sich dort gern fotografieren. Mit der Geschichte machen auch viele Souvenirbuden ein gutes Geschäft. Sogar "McCain-Touren" gibt es.

Gute Beziehungen

Der Geschichtswissenschaftler Duong Trung Quoc, der als Abgeordneter auch in der Nationalversammlung sitzt, sagt: "Es ist paradox: Die, die im Krieg dabei waren, sind Pioniere der Aussöhnung geworden." McCain habe einen "großen Beitrag" geleistet. Seine Landsleute hätten ihm längst verziehen. Der Abgeordnete sagt: "Er ist amerikanischer Staatsbürger. Er war Teil in einem kriegerischen System. Er musste seine Pflicht erfüllen."

Als Politiker kehrte McCain 1985 zum ersten Mal nach Hanoi zurück - zehn Jahre vor Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Seither kam er immer wieder - zuletzt im Juni, kurz bevor die schwere Krebserkrankung des heute 81-Jährigen bekannt wurde. Damals besuchte er auf einem Zwischenstopp in einem vietnamesischen Hafen den Zerstörer "USS John McCain", der den Namen seines Vaters trägt (und in gewisser Weise auch seinen eigenen).

McCain lobt Vietnam, das nach seiner wirtschaftlichen Öffnung zu den Ländern mit den höchsten Wachstumsraten in Südostasien gehört, als wichtigen Sicherheitspartner der USA. Diese Einschätzung wird in Hanoi geteilt. Auch in der Sorge vor dem wachsenden Einfluss der Volksrepublik China ist man sich einig: Vietnam liegt, wie andere Staaten in der Region, mit China wegen Territorialansprüchen im Südchinesischen Meer über Kreuz.

Trump macht sich lustig

Immer noch wird der Senator aus Arizona gefragt, wie er die Gefangenschaft überstehen konnte. "Drei Dinge haben mich aufrecht gehalten", sagt er dann. "Der Glaube an Gott, der Glaube an meine mitgefangenen Kameraden und der Glaube an mein Land."

Zur Ironie des Schicksals gehört, dass fast auf den Tag genau 50 Jahre später Donald Trump nach Vietnam kommt: In der zweiten Novemberwoche wird er zunächst in Hanoi erwartet, dann bei einem Asien-Pazifik-Gipfel im Badeort Da Nang. Trump hat selbst nie gedient, was ihn aber nicht daran hinderte, sich 2015 über McCain lustig zu machen. "Er ist zum Kriegshelden geworden, weil er gefangen genommen wurde", sagte er. "Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen wurden."

Von all diesen Dingen hat die alte Vietnamesin Tiec, die damals zusah, wie McCain aus dem See gefischt wurde, nichts mitbekommen. Sie wusste lange Zeit nicht einmal, dass aus dem abgestürzten Piloten ein so bekannter Politiker wurde. Ihre Weisheit dazu: "Alles und jeder hat seine Zeit: manchmal unten, manchmal oben."

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