Umzug nach Ungarn? Trump soll massiven Truppenabzug aus Deutschland erwägen

US-Präsident Donald Trump soll mit dem Gedanken spielen, US-Soldaten in ein anderes EU-Land zu verlegen. Es gilt als Putin-freundlich.
Etwa 35.000 US-Soldaten sind derzeit in Deutschland stationiert. Sie sind unter anderem Teil der Nato-Verbände und bewachen die amerikanischen Atomraketen. Doch nach Informationen des britischen "Telegraph" soll US-Präsident Donald Trump erwägen, sie zu verlegen.
Als möglicher neuer Stationierungsort wird ausgerechnet Ungarn genannt. Dessen Ministerpräsident Viktor Orbán gilt als ausgesprochen freundlich gegenüber dem russischen Diktator Wladimir Putin. Am Donnerstag hatte sich Orbán gegen eine Absichtserklärung der EU-Länder zum Ukraine-Krieg gestellt. In der Vergangenheit hatte er immer wieder versucht, Sanktionen gegen Russland zu blockieren. Ungarn unterhält mit Russland vor allem im Energiebereich enge Wirtschaftsbeziehungen.
Vom Weißen Haus gab es keine direkte Bestätigung über eine mögliche Verlegung. Brian Hughes, ein Sprecher der nationalen Sicherheitsbehörde der USA, sagte jedoch dem "Telegraph": "Auch wenn keine konkrete Ankündigung unmittelbar bevorsteht, erwägt das US-Militär stets die Verlegung von Truppen weltweit, um aktuellen Bedrohungen unserer Interessen bestmöglich zu begegnen."
Trump stellt Verteidigungspakt erneut infrage
Trump hatte am Donnerstag bereits Nato-Länder gewarnt. "Wenn sie nicht zahlen, werde ich sie nicht verteidigen", antwortete der Republikaner auf eine Frage eines Journalisten zum Nato-Beistandsartikel. Bereits zuvor hatte Trump diese Haltung vertreten – und dafür, wie er nun anmerkte, "eine Menge Ärger bekommen". Der Nato-Artikel besagt, dass wenn ein Mitglied des Bündnisses angegriffen wird, dies automatisch als Angriff auf alle gewertet wird und die Mitglieder sich demnach beistehen müssen.
Laut einem Bericht von NBC News erwägt die Trump-Regierung zudem, militärische Übungen mit jenen Nato-Staaten zu priorisieren, die das Ausgabenziel erreichen. Die USA haben Europa bereits signalisiert, dass sie eine Reduzierung der Truppenpräsenz anstreben.
Hegseth soll Nato-Partner auf Reduzierung vorbereitet haben
Nach dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf die Ukraine hatte der damalige US-Präsident Joe Biden 20.000 Soldaten nach Europa geschickt. "Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Truppen irgendwann zu ihrem Heimatstützpunkt in Amerika zurückkehren", sagte ein Nato-Diplomat der "Washington Post", wobei er darauf hinwies, dass diese Truppen auf dem Höhepunkt einer Notsituation nach Europa entsandt wurden und ihr Abzug sozusagen eine Rückkehr zur Normalität wäre.
Viele Nato-Verbündete verließen letzten Monat ein Treffen mit US-Verteidigungsminister Pete Hegseth in dem Glauben, dass Washington in den kommenden Jahren Tausende von Truppen aus Europa abziehen könnte, so Beamte im Gespräch mit der "Post". Hegseth habe seinen europäischen Gesprächspartnern vermittelt, dass sie mit einer Überprüfung und eventuellen Reduzierung der amerikanischen Militärpräsenz rechnen sollten.
In Deutschland befindet sich das größte Kontingent an US-Truppen. Das liegt auch an Kommandozentren, die sich hier befinden. So sitzt das EUCOM in Stuttgart, die amerikanische Kommandozentrale. Von hier aus werden aber auch Militäraktionen in Afrika überwacht. In der Luftwaffenbasis von Büchel sollen sich amerikanische Atomwaffen befinden, die Teil der Abschreckungsstrategie gegenüber Russland sind.
Das Training ukrainischer Soldaten durch US-Truppen fand auch weitgehend in Deutschland statt. Und in Ramstein befindet sich nicht nur eine wichtige Luftwaffenbasis, sondern auch eines der Übersee-Militärkrankenhäuser. Es spielt eine bedeutende Rolle bei der Versorgung verletzter US-Soldaten, bevor sie in die USA transportiert werden können. Diese Strukturen aufzulösen und zu verlegen, dürfte nicht in kurzer Zeit geschehen.
Trump nutzt Ankündigungen als Druckmittel
Donald Trump hat in der Vergangenheit immer wieder mit einem Rückzug gedroht. Doch wie auch bei Zöllen geht es ihm oft nicht um die tatsächliche Umsetzung, sondern darum, sein Gegenüber zu Zugeständnissen zu bewegen. Im Fall der Nato-Partner, also auch Deutschland, verlangt der US-Präsident schon seit seiner ersten Amtszeit eine stärkere finanzielle Beteiligung am Bündnis.
Am Donnerstag hatten jedoch alle 27 EU-Länder beschlossen, ihre Militärausgaben zu erhöhen. Bei den Sondierungsgesprächen zwischen Union und SPD ist auch unstrittig, dass der Verteidigungsetat ausgebaut werden soll. Dafür sollen noch vom alten Bundestag Sonderausgaben in Höhe von 200 Milliarden Euro beschlossen werden.
- washingtonpost.com: "U.S. troops in Europe face uncertain future as Trump weighs Russia policy" (englisch, kostenpflichtig)
- cfr.org: "Where Are U.S. Forces Deployed in Europe" (englisch)
- telegraph.co.uk: "Donald Trump considers pulling troops out of Germany" (englisch)