Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Trump und Musk in verstörendem Fox-Interview Die zwei Staatszerstörer

Donald Trump und Elon Musk lassen weiter kein Blatt zwischen sich kommen. In einem Interview loben sich die beiden in den höchsten Tönen – und erregen sich über Unwahrheiten.
US-Präsident Donald Trump und Tech-Milliardär Elon Musk haben sich in einem gemeinsamen Interview beim rechten US-Sender Fox News gegenseitig mit Komplimenten überschüttet und Kritik an ihren radikalen Kürzungsaktionen zurückgewiesen. Während Musk sich als loyaler Partner Trumps präsentierte, lobte der Präsident den Unternehmer als unverzichtbaren Reformer. Außerdem berichteten sie, wie sie zueinander gefunden hätten.
Donald Trump zeigte sich beeindruckt von Musks Intelligenz. "Ich wollte jemanden finden, der klüger ist als er", sagte er in dem Gespräch mit Fox-News-Moderator Sean Hannity. Er habe so jemanden überall gesucht, aber niemanden gefunden, der klüger sei als er. Musk äußerte sich ähnlich positiv über Trump: "Ich habe viel Zeit mit dem Präsidenten verbracht, und nicht ein einziges Mal habe ich ihn etwas tun sehen, das gemein oder grausam oder falsch war."
Musk ging sogar noch weiter und erklärte: "Ich liebe den Präsidenten." Das Attentat auf Donald Trump in Butler, Pennsylvania, habe ihn davon überzeugt, ihn im Wahlkampf zu unterstützen. Er habe davor schon darüber nachgedacht, aber die Schüsse auf Kandidaten hätten den Prozess beschleunigt, erklärte Musk.
Die betonte Herzlichkeit machte offenbar Eindruck auf Sean Hannity. "Ich habe das Gefühl, hier zwei Brüder zu interviewen", sagte er.
Fox-News-Moderator Hannity schwärmt für Trump
Der Moderator stellte in dem im Weißen Haus aufgezeichneten Interview so gut wie keine kritischen Fragen. Stattdessen ließ er wiederholt Bewunderung für Trump durchblicken, mit dem er auch schon Wahlkampfauftritte absolviert hatte. "Ich kenne ihn seit 30 Jahren, und ich habe noch nie jemanden gesehen, der so viel einstecken musste wie er", sagte der 63 Jahre alte Moderator etwa.
Hannity zeigte auch für Musk Bewunderung und kam immer wieder auf dessen erfolgreiche Unternehmen zu sprechen. In dem Interview trug Musk ein T-Shirt, auf dem "Tech-Support" stand. Er leiste Trump technologische Unterstützung, erklärte Musk dazu. Der Präsident räumte jedoch ein, dass sein Berater viel mehr als das tue.
Das Interview fand vor dem Hintergrund von Spekulationen statt, wann Trump und Musk sich zerstreiten würden. Beobachter hatten angemerkt, dass Trump ungern das Rampenlicht teilt. Doch beide bemühten sich um den Eindruck völliger Einigkeit. "Tatsächlich hat Elon mich angerufen und gesagt, dass sie versuchen, uns auseinanderzubringen", behauptete Trump mit Blick auf entsprechende Medienberichte. Sie betonten, dass die Medien es nicht schaffen würden, einen Keil zwischen sie zu treiben.
Musk: Bürokratie widersetzt sich dem Präsidenten
Im Interview ging es auch um Musks umstrittene Rolle in der Regierung. Trump hatte ihn mit der Leitung des sogenannten "Department of Government Efficiency" (Doge) beauftragt, das Staatsausgaben reduzieren und Ineffizienz bekämpfen soll. In den vergangenen Tagen hat Doge zehntausende Beamte gekündigt. Die Massenentlassungen betreffen größtenteils neu angestellte Mitarbeiter in Probezeit, wie die "New York Times" berichtete.
Musk verteidigte sein Vorgehen und verglich die Kritik an seinen radikalen Sparmaßnahmen und Kündigungen mit einer "täglichen proktologischen Untersuchung".
"Es gibt eine riesige Bundesbürokratie, die sich dem Präsidenten und dem Kabinett unerbittlich widersetzt", behauptete Musk weiter. Als Beweis führte er das Wahlergebnis in der Hauptstadt Washington, D.C., an. Dort hätten 92 Prozent für die Demokraten und Kamala Harris gestimmt. Der Widerstand von Regierungsbeamten sei der Grund, warum viele der Exekutivanordnungen des Präsidenten nicht umgesetzt worden seien.
Dazu erklärte Musk: "Wenn der Wille des Präsidenten nicht umgesetzt wird – und der Präsident den Willen des Volkes repräsentiert – bedeutet das, dass der Wille des Volkes nicht umgesetzt wird, und das bedeutet, dass wir nicht in einer Demokratie leben, sondern in einer Bürokratie." Deshalb würde Doge nun die Bürokratie "zerschlagen", um die Demokratie wiederherzustellen.
Diese Aussage ist stark vereinfachend und lässt etwa die Gewaltenteilung außer Acht. Außerdem repräsentiert der US-Präsident nicht allein den Willen des Volkes. Der – anders als der Präsident – direkt vom Volk gewählte Kongress vertritt ebenfalls den Willen der Bürgerinnen und Bürger.
Donald Trump, der bislang den republikanischen Kongress fast vollständig umgangen hat, kündigte nun an, dass einige seiner Anordnungen auch noch in Gesetze umgewandelt werden sollen. Welche Anordnungen er damit meinte und wann das passieren solle, ließ er jedoch offen. "Das Tolle ist doch, wir haben vier Jahre dafür", sagte er.
Auslandshilfe oder Steuerverschwendung
Trump äußerte sich in dem Interview wiederholt abwertend über Regierungsbeamte und prangerte Betrug an. Besonders bezog er sich dabei auf die Arbeit der USAID-Behörde, die Milliarden an amerikanischen Hilfsgeldern in der Welt verteilte. Die beiden Befragten erregten sich gemeinsam mit dem Moderator über die unverschämt hohen Summen an Steuergeldern, die im Ausland verschwendet worden seien.
Auf einer Grafik präsentierten Trump und Musk dazu eine Reihe an Millionenbeträgen, die sie als unsinnig bezeichneten. Darunter befand sich auch eine Diversitäts-Oper in Irland, ein Transgender-Musical in Kolumbien und ein Transgender-Comic in Peru. Nach Recherchen der "Washington Post" sind diese Behauptungen unwahr.

Tatsächlich hat USAID jedoch große Summen ausgeschüttet, die kaum Wirkung hatten oder versandet sind. So finanzierte die Behörde etwa ein 280 Millionen Dollar schweres Programm, das mehr als 70.000 Frauen in Afghanistan bessere Jobs verschaffen sollte. Nachweisen konnte die Behörde am Ende schließlich die Beförderung von weniger als hundert Frauen, berichtete die "New York Times".
Ungeklärte Interessenkonflikte
Trump versicherte, dass Musk sich bei seiner Tätigkeit für Doge im Falle eines Interessenkonflikts heraushalten werde. Wie genau das aussehen und wer das sicherstellen soll, ließ der Republikaner offen. Der Tech-Milliardär profitiert von diversen Regierungsaufträgen – etwa für sein Raumfahrtunternehmen SpaceX.
Trump behauptete, dass Musks Sparmaßnahmen das Defizit der USA um eine Billion Dollar senken könnten. Gleichzeitig stellte er klar, dass Programme wie Sozialversicherung, Medicare und Medicaid unangetastet bleiben würden. Zu diesen Zahlen hat die Regierung bislang noch keine Beweise vorgelegt.
Zum Abschluss des Gesprächs lobte Trump Musk noch einmal in den höchsten Tönen: "Dieser Typ ist ein brillanter Typ. Er ist ein großartiger Typ. Aber er ist auch ein guter Mensch, und er will, dass es dem Land gut geht."
Musk hob hervor, dass die Medien ihn früher gefeiert hätten, bevor er Trump unterstützt habe. Nun sei er zum Ziel von Angriffen geworden. "Es ist unglaublich, wie schnell man vom Helden zum Feind wird, wenn man die falsche Seite unterstützt", sagte er. Dabei verglich er die heftigen Reaktionen von Linken auf Trump mit Tollwut. "Man merkt erst, wie real das ist, wenn man mit den Leuten nicht mehr vernünftig reden kann", sagte er.
- whitehouse.gov: INTERVIEW OF PRESIDENT TRUMP AND ELON MUSK BY SEAN HANNITY (Transkript, Englisch)
- blick.ch: "Trump bei Interview mit Musk: 'Ich wollte einen Schlaueren finden'"
- theguardian.com: "Trump praises Elon Musk as pair repeat familiar criticisms of opponents – as it happened" (Englisch)
- washingtonpost.com: "Tracking Trump - updates on the presidency's first 100 days" (Englisch)
- foxnews.com: "I didn't know that: Musk surprises Trump with revelation about his 2024 endorsement" (Englisch)
- nytimes.com: "Trump and Musk's Plans for Federal Workers: A Deep Dive" (Englisch, kostenpflichtig)
- nytimes.com: "The Daily: USAID Under the Trump Administration" (Englisch, kostenpflichtig)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa