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Trump mit Gaza-Plänen: Was wie Wahnsinn klingt, hat Methode


Trumps Pläne für Gaza
Das sind Mafia-Methoden

MeinungVon Heike Vowinkel

05.02.2025 - 12:53 UhrLesedauer: 3 Min.
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Donald Trump verkündete für den Gazastreifen Pläne, die die Welt schockieren. (Quelle: Alex Brandon/dpa)
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Donald Trump will aus dem Gazastreifen die "Riviera des Nahen Ostens" machen. Ernsthaft? Was wie Wahnsinn klingt, hat Methode – eine gefährliche.

Es ist nicht bekannt, ob Donald Trump jemals Shakespeare gelesen hat. Doch es zeigt sich immer mehr: Einen der berühmtesten Sätze aus dessen "Hamlet" hat der US-Präsident offenbar zum Motto seiner zweiten Amtszeit erhoben: "Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode."

Was Donald Trump in den knapp zwei Wochen seiner Regierungszeit an innen- wie außenpolitischer Unruhe gestiftet hat, ist beispiellos. Erst drohte er Dänemark, es solle Grönland an die USA verkaufen, andernfalls müsse es mit Zöllen oder gar militärischen Schritten rechnen. Dann verhängte er Strafzölle gegen Waren aus Mexiko und Kanada und kündigte damit handstreichartig bestehende Handelsabkommen. Nur durch rasches Entgegenkommen der betroffenen Staaten gewährte er beiden Ländern dann gnädig einen Aufschub – vom Tisch sind die Zölle damit aber noch nicht. Auch gegen China verhängte er gleich noch welche.

Nun also will er den Gazastreifen übernehmen. "Wir werden ihn besitzen", kündigte Trump in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu am Dienstagabend vor der versammelten Hauptstadtpresse in Washington an.

Als wäre Gaza eine heruntergewirtschaftete Immobilie

"Eine Riviera des Nahen Ostens" will er aus dem in Schutt und Asche gebombten Streifen Land machen. Gerade so, als sei es eine heruntergewirtschaftete Immobilie, die lediglich einer Generalsanierung bedürfe. Und die Bewohner? Kann man rausschmeißen. Trump hat als Immobilienbesitzer mit so etwas Erfahrung. Man muss es nur als humanitären Akt verkaufen: Die Palästinenser leben ja in der Schrottimmobilie Gaza schließlich "wie in der Hölle". Der Mann, der dafür unter anderem verantwortlich ist, stand, als Trump dies sagte, neben ihm. "Gutes, ein frisches, schönes Stück Land" will Trump den Palästinensern stattdessen geben. In Ägypten, in Jordanien … Wer weiß das schon. Jedenfalls irgendwo anders.

Was Ägypten, was Jordanien davon halten? Egal.

Ja, es ist Wahnsinn, was Trump in diesen ersten Tagen tut: Errungenschaften des 20. Jahrhunderts wie das Völkerrecht, multilaterale Organisationen wie die Welthandelsorganisation, die Weltgesundheitsorganisation, den UN-Menschenrechtsrat, Handelsabkommen, Vereinbarungen mit Partnerländern – nichts, so scheint es, hat für Trump noch Bestand. Trump stellt nun alles auf den Prüfstand. Läuft es seinen Interessen zuwider, landet es kurzerhand auf dem Müllhaufen der US-Geschichte.

All das hat Methode

Und doch hat all das auch Methode. Trump will Verwirrung stiften, verunsichern, Angst verbreiten. Wer verwirrt und eingeschüchtert ist, mit dem verhandelt es sich leichter, so sein Kalkül. Mit der Pistole an der Schläfe unterzeichnet man jeden noch so miesen Vertrag. Das sind Mafia-Methoden. Es zählt nur noch das Recht des Stärkeren.

In manchen Fällen mag diese Methode sogar aufgehen. Kanada und Mexiko machten Trump Zugeständnisse bei seinem Anliegen, den Drogenhandel entschiedener zu bekämpfen. Sie hoffen, Trump so zu besänftigen. Ob diese Strategie langfristig funktioniert oder Trump nur kurzfristig besänftigt, ist noch unklar.

Autokraten und Diktatoren wie Putin oder Xi Jinping mag Trumps Starker-Mann-Gehabe zudem kurzfristig beeindrucken. Doch es ist ein gefährliches Kräftemessen. In einer Welt, in der Muskelstärke an die Stelle von Regeln und verbindlichen Vereinbarungen tritt, kann sich das Machtverhältnis schnell wenden. Und: In einer Welt der Massenvernichtungswaffen sollte zudem nie vergessen werden, was die Länder einst dazu bewog, eine regel- und rechtsbasierte Ordnung zu erschaffen: Es waren die Lehren aus Kriegen, die die Menschheit in den Abgrund schauen ließen.

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