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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gates gegen Musk Diese Begegnung machte aus den Milliardären Feinde
Elon Musk hat Bill Gates von der Spitze der reichsten Menschen der Welt verdrängt. Doch die beiden Superreichen haben noch mehr Gründe, sich nicht zu mögen.
Es klingt beinahe wie Majestätsbeleidigung, was Microsoft-Gründer Bill Gates da über den Trump-Vertrauten Elon Musk vom Stapel lässt. "Populistische Hetze" wirft der ehedem reichste Mann der Welt der aktuellen Nummer eins vor. Musks Einsatz für die AfD sei Wahnsinn und: "Es ist wirklich wahnsinnig, dass er die politische Situation in Ländern destabilisieren kann", so Gates über Musk in einem Interview mit der britischen "Times". Doch überraschend kommt Gates' harsche Kritik nicht.
Die beiden Männer pflegen schon seit Jahren ein eher spezielles Verhältnis. Dass es ausgerechnet Musk war, der Gates im November 2020 von der Spitze der Milliardärs-Charts verdrängte, dürfte dabei nur eine Nebenrolle spielen. Gates hatte Platz eins auf der Liste der Superreichen 2011 schon einmal freiwillig geräumt, als er im Zuge seiner Initiative "The Giving Pledge" (Das Versprechen, zu geben) knapp 28 Milliarden Dollar an seine Bill & Melinda Gates Stiftung überwies. Die größte private Stiftung der Welt hat sich vor allem der Bekämpfung von Krankheiten wie Aids und Malaria verschrieben.
Das fatale Treffen zwischen Musk und Gates
Das war auch der Hintergrund, als Gates und Musk im März 2022 zum ersten Mal aufeinandertrafen. Gates wollte Musk davon überzeugen, ebenfalls einen Großteil seines Vermögens noch zu Lebzeiten zu spenden, so wie Investorenlegende Warren Buffett oder Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
- Vier Wochen vor Bundestagswahl: Elon Musk tritt bei AfD-Wahlkampfauftakt auf
Doch das Treffen auf dem Gelände von Musks Tesla Gigafactory im texanischen Austin verlief alles anderes als harmonisch, wie dessen Biograf Walter Isaacson später kolportierte. Und dabei waren ihre unterschiedlichen Ansichten zur Zukunft der Menschheit nicht das größte Problem.
So stellte Gates bei dem Treffen offenbar infrage, dass sich große Lkw mit Batterien antreiben lassen und dass Solarenergie tatsächlich ein Teil der Lösung im Kampf gegen die Klimakrise sei – für den Elektrowagenpionier Elon Musk zwei unverrückbare Glaubenssätze, während Bill Gates zuletzt eine Milliarde Dollar in ein neuartiges Atomkraftwerk im Bundesstaat Wyoming investiert hat.
"Falls du mal schnell einen Ständer loswerden musst"
Gates wiederum nannte es nach dem Treffen "bizarr", dass Musk die Menschheit retten wolle, indem er eine Handvoll Leute auf dem Mars ansiedle, wenn die Erde nicht mehr bewohnbar sei. Doch das Zerwürfnis zwischen beiden ging wohl von Musk aus – und dabei spielte Geld eine Rolle.
Denn Gates hatte zum Zeitpunkt des Treffens gut anderthalb Milliarden Dollar verloren – mit einer spekulativen Anlage, die auf fallende Tesla-Aktien setzte. Als Musk ihn bei dem Treffen auf diese Investition gegen seine eigene Firma ansprach, entschuldigte sich Gates und sagte, er habe halt auf eine gute Rendite gehofft. Nach dem Treffen fragte Musk Gates per Textnachricht, ob dieser noch immer Geld gegen Tesla setze. Als Gates das einräumte, schrieb Musk zurück: "Tut mir leid, aber ich kann Ihr Engagement gegen den Klimawandel nicht ernst nehmen" und verweigerte damit auch eine Spende an die Gates-Stiftung.
In Gegenwart seines Biografen Isaacson nannte Musk Gates später einen Klima-Heuchler, weil dieser Geld mit dem Scheitern einer nachhaltigen Autofirma verdienen wolle. Wie sehr Musk Gates nach dem Treffen verachtete, zeigt ein Foto des Microsoft-Gründers, das Musk ein paar Wochen später auf Twitter verbreitete. Es zeigt Gates mit einem Bäuchlein, daneben ein Emoji mit einem schwangeren Mann, und dazu schrieb Musk: "Falls du mal schnell einen Ständer loswerden musst".
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Gates bleibt sachlich
In der Folge kritisierte auch Gates Musk immer wieder, beispielsweise für dessen Äußerungen während der Corona-Pandemie, als Musk die Wirksamkeit von Impfstoffen bezweifelte oder die Verschwörungserzählung verbreitete, das Virus stamme aus einem chinesischen Labor. Auch Musks Übernahme von Twitter (inzwischen X) im Oktober 2022 und dessen radikale Auslegung von Meinungsfreiheit fand Gates zweifelhaft. Doch so abfällig wie Musk über ihn sprach, äußerte sich Gates nie – im Gegenteil.
Als andere Gäste Elon Musk bei einem Dinner in Washington, D.C., kritisierten, nahm Gates ihn in Schutz und sagte: "In unserer Zeit hat niemand mehr als er geleistet für Wissenschaft und Erfindergeist." Auch für den US-Präsidenten ist Gates voll des Lobes – trotz der Tatsache, dass Elon Musk ihn mit 250 Millionen Dollar unterstützt hat und jetzt eine wichtige Rolle im Weißen Haus spielt.
So berichtete Gates kürzlich dem "Wall Street Journal" über ein Treffen mit Donald Trump und wie beeindruckt er von diesem sei. Trump sei regelrecht aus dem Häuschen gewesen über die Möglichkeit, einen Impfstoff gegen das HI-Virus zu entwickeln, woran die Gates-Stiftung arbeitet. Während seiner ersten Amtszeit in der Corona-Pandemie habe Trump die Entwicklung von Impfstoffen schließlich vorangetrieben. "Ich war wirklich beeindruckt, wie viel Interesse er an diesem Thema zeigte", so Gates.
- cnn.com: The origin of Elon Musk’s feud with Bill Gates, according to Musk’s new biography
- yahoo.com: Krieg der Tech-Giganten: Warum bekämpfen sich Bill Gates und Elon Musk eigentlich?
- dailymail.com: Billionaire Bill Gates to miss out on top spot in Forbes rich list after giving away $28bn
- npr.org: Bill Gates is going nuclear: How his latest project could power U.S. homes and AI
- wsj.com: Bill Gates ‘Impressed’ With Trump’s Interest in Global Health During Three-Hour Dinner (Bezahlangebot)
- bbc.com: Bill Gates on Elon Musk feud and Jeffrey Epstein meetings
- cnn.com: Bill Gates doubts Musk’s Twitter buy, says draft SCOTUS decision overturning Roe is ‘pretty disappointing’
- welt.de: "BEFREIT AMERIKA JETZT" – Elon Musks merkwürdiger Corona-Kurs