Zollkrieg eskaliert US-Börsen stürzen noch weiter ab – China will nicht nachgeben

Kein Aufatmen, im Gegenteil: Die US-Börsianer sind äußerst besorgt über den sich immer weiter zuspitzenden Zollkonflikt, und sie reagieren entsprechend.
Die US-Aktienmärkte haben am Dienstag ihren Erholungsversuch aus dem frühen Handel abgebrochen und sind deutlich ins Minus abgerutscht. Grund dafür war das Zollpaket der Vereinigten Staaten gegen nahezu alle Länder, das wenigen Stunden darauf in Kraft trat, ohne dass sich eine Entspannung im weltweiten Handelskonflikt abzeichnete.
Der Dow Jones Industrial büßte seinen Gewinn aus dem frühen Handel von fast 4 Prozent ein und drehte im späten Geschäft ins Minus. Letztlich verlor der US-Leitindex 0,84 Prozent auf einen Stand von 37.645,59 Punkten.
Den anderen wichtigen Börsenbarometern erging es ähnlich: Der marktbreite S&P 500 schloss 1,57 Prozent tiefer bei 4.982,77 Zählern. Der von den großen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 büßte am Ende 1,95 Prozent auf 17.090,40 Punkte ein.
73 Prozent der Amerikaner rechnen einer Umfrage von Reuters/Ipsos in den nächsten sechs Monaten mit höheren Preisen in Folge der von US-Präsident Trump verhängten Zölle. Lediglich vier Prozent gehen von sinkenden Preisen aus. 57 Prozent gaben bei der dreitägigen Befragung, die am Sonntag endete, an, dass sie gegen die Zölle sind. 39 Prozent befürworteten die Abgaben. 52 Prozent stimmten Trumps Argumentation zu, dass die USA im internationalen Handel benachteiligt würden.
China will nicht nachgeben
Das Weiße Haus schloss nochmals aus, dass die höheren Abgaben ausgesetzt werden könnten. Präsident Trump denke nicht an eine Aussetzung oder einen Aufschub der Zölle, sagte seine Regierungssprecherin Karoline Leavitt. Sie würden demnach in der Nacht zum Mittwoch um 0:01 Uhr Ortszeit (6.01 MESZ) in Kraft treten. Das gelte auch für Sonderzölle gegen China, die dann insgesamt 104 Prozent betragen würden.
Trump will China mit zusätzlichen Zöllen von noch einmal 50 Prozent belegen, falls Peking die verkündeten Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent nicht zurücknimmt. Die EU-Kommission berät über Gegenmaßnahmen auf die neuen US-Zölle.
China ließ am Dienstag eine vom US-Präsidenten gesetzte Frist zur Rücknahme von Gegenzöllen verstreichen. Somit belegen die USA China insgesamt mit zusätzlichen Abgaben von 104 Prozent. Während China hart blieb, haben fast 70 Staaten laut dem Präsidialamt Verhandlungen angeboten. Eine südkoreanische Delegation sei auf dem Weg in die USA. Trump zeigte sich optimistisch, dass es ein Abkommen geben werde. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, eine Sympathisantin Trumps, will nächste Woche in die USA reisen. Die EU hat für Mittwoch einen Beschluss zu Gegenzöllen ins Auge gefasst. Dann sollen auch die US-Importzölle gegen die EU greifen.
Sonderzölle treten am Mittwoch in Kraft
Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte, China werde in einem Handelskrieg "bis zum Ende kämpfen". Die Regierung werde weiter energische Maßnahmen ergreifen. Das Handelsministerium sprach von Erpressung aus Washington und einem Fehler, der auf einen Fehler folge. Die Führung in Peking hatte zuletzt angekündigt, die verhängten Zölle von 34 Prozent in gleicher Höhe auf US-Produkte kontern zu wollen. Dies hatte an den internationalen Finanzmärkten zu massiver Verunsicherung geführt. Zuvor hatte China vergleichsweise moderat auf den von Trump ausgelösten Handelsstreit reagiert.
Am Mittwoch treten neue US-Sonderzölle gegen zahlreiche Handelspartner in Kraft. Im Fall der EU betragen sie 20 Prozent, einige Branchen wurden mit 25 Prozent versehen. Italiens Ministerpräsidentin Meloni will am 17. April in die USA reisen und Trump treffen. Das Verhältnis zwischen Meloni und Trump gilt als gut, die verhängten Zölle bezeichnete aber auch sie als Fehler. Zugleich warnte sie die EU vor Gegenzöllen und rief zu Gesprächen auf. Die EU erklärte zwar, sie sei dafür offen, will diese Woche aber dennoch Gegenmaßnahmen beschließen. Für Gespräche über den Zollkonflikt wäre eigentlich der EU-Handelskommissar zuständig. Italien hat derzeit auch nicht die EU-Ratspräsidentschaft inne, Italien kann also keine offizielle Rolle als Vermittler oder Sprecher der EU in diesem Konflikt übernehmen. Nach Deutschland und Irland hat Italien in der EU den drittgrößten Handelsüberschuss mit den USA.
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa