Verschwörungsglaube in den USA Darum will Trump die Kennedy-Akten veröffentlichen
Donald Trump will die letzten Geheimakten zum Mord an John F. Kennedy veröffentlichen. Damit nutzt er das Misstrauen vieler Amerikaner gegen den Staat für seine Zwecke.
Der Mord an US-Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 im texanischen Dallas durch mehrere Gewehrschüsse erschütterte die USA – und fasziniert das Land bis heute. 65 Prozent der Menschen in den USA glauben nicht an die offizielle Version, wonach der Todesschütze Lee Harvey Oswald allein handelte.
So ist der Mord an Kennedy noch immer Grundlage für Verschwörungserzählungen, denen zufolge die USA von einem "tiefen Staat" gelenkt werden – geheimen Netzwerken im Staatsapparat. Weit verbreitet ist zum Beispiel die These, dass Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson in Verbindung mit dem Geheimdienst CIA die Strippen bei dem Attentat gezogen habe. Auch über eine Verwicklung Kubas in den Anschlag wird häufig geraunt.
Darum will Trump die Kennedy-Akten veröffentlichen
Befeuert hat die Verschwörungserzählungen um den Kennedy-Mord zuletzt auch dessen Neffe, Robert F. Kennedy Jr. Auch er verbreitet die Annahme, die CIA sei an dem Anschlag auf seinen Onkel beteiligt gewesen. In der Regierung von Donald Trump soll Robert F. Kennedy Jr. Gesundheitsminister werden. Auch Trump selbst hat immer wieder behauptet, der "tiefe Staat" wolle ihn als US-Präsidenten verhindern.
Sollte Trump nun wie angekündigt die letzten Geheimakten zum Mordfall Kennedy veröffentlichen, kann er sich damit vor seinen Anhängern als Kämpfer gegen geheime Machenschaften in den USA inszenieren. Auch die restlichen Akten zu den Mordanschlägen auf Robert F. Kennedy und dem Bürgerrechtler Martin Luther King im Jahr 1968 will Trump veröffentlichen. Trump ließ allerdings offen, welche Dokumente genau er veröffentlichen will – und von einer generellen Öffnung des geheimen Bestandes war keine Rede.
Welche Dokumente sind bereits öffentlich?
Fraglich ist auch, welche neuen Erkenntnisse die bislang unter Verschluss gehaltenen Dokumente noch liefern können – die allermeisten sind in den vergangenen Jahren bereits veröffentlicht worden.
Nach Angaben des US-Nationalarchivs ist ein Großteil der Akten zum Kennedy-Mord schon seit den 1990er-Jahren öffentlich zugänglich. Insgesamt rund fünf Millionen Schriftstücke, Fotos, Videos, Audio-Aufnahmen und Artefakte hat das Archiv in Verbindung mit dem Attentat gespeichert.
Welche Dokumente hat Trump veröffentlicht?
Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit versprochen, die letzten geheimen Akten zum Kennedy-Mord zu veröffentlichen. 2017 wurde ein Teil der bis dahin noch unter Verschluss gehaltenen Unterlagen publik gemacht – insgesamt Zehntausende Dokumente. Aber der damalige Präsident Trump entschied – hauptsächlich auf Betreiben der CIA und der Bundespolizei FBI –, manche Akten weiter unter Verschluss zu lassen, nachdem diese Behörden Sicherheitsbedenken geäußert hatten.
- Streit zwischen Trump und Deutschland: Es beginnt mit einem Knall
Trumps Nachfolger Joe Biden ließ Tausende weitere Dokumente im Zusammenhang mit der Kennedy-Ermordung veröffentlichen – aber auch nicht alle. Mit der jüngsten Veröffentlichung von 2023 sind nach US-Medienberichten 99 Prozent der Dokumente öffentlich zugänglich. Auf der Internetseite des US-Nationalarchivs sind die jeweils veröffentlichten Dokumente entsprechend dem Jahr ihrer Veröffentlichung aufgelistet.
Warum sind noch immer nicht alle Kennedy-Akten öffentlich?
Die Tatsache, dass noch immer nicht alle Dokumente zum Kennedy-Mord öffentlich sind, nährt bis heute den Verdacht, dass die US-Sicherheitsbehörden in dem Fall etwas zu verbergen haben. Eine Recherche des US-Magazins "Politico" aus dem Jahr 2022 kommt allerdings zu anderen Schlüssen, was die Motive hinter der Geheimniskrämerei angeht.
So berichtete "Politico" über die bis dahin ebenfalls geheime Korrespondenz des US-Nationalarchivs mit Vertretern von CIA und FBI. Die Korrespondenz hatte das Magazin erhalten, nachdem es das Archiv unter Berufung auf das US-Gesetz zur Informationsfreiheit auf die Herausgabe verklagt hatte. "Politico" zufolge zeigte die Korrespondenz zwischen den Behörden, dass das Nationalarchiv immer wieder auf die Veröffentlichung möglichst vieler Dokumente drängte, damit aber auf Widerstand bei CIA und FBI stieß.
Der Geheimdienst und die Bundespolizei wollten der Korrespondenz zufolge aber nicht ihre Beteiligung am Kennedy-Mord vertuschen, sondern ihre Mitarbeiter schützen. So drängten CIA und FBI darauf, Dokumente zurückzuhalten, die detaillierte Angaben zu Mitarbeitern enthielten, die noch am Leben sind. So fürchteten die beiden Behörden, dass frühere Mitarbeiter eingeschüchtert oder gar Opfer von Gewalt werden könnten, wenn ihre Namen und Funktionen öffentlich würden. Besondere Sorge galt gegenüber Mitarbeitern im Ausland, die nicht von US-Behörden beschützt werden könnten.
- news.gallup.com: Decades Later, Most Americans Doubt Lone Gunman Killed JFK
- bbc.com: RFK Jr's conspiracy theories and Republican supporters
- reuters.com: Trump says he will quickly release JFK, Robert Kennedy, MLK assassination files
- archives.gov: The President John F. Kennedy Assassination Records Collection
- edition.cnn.com: National Archives concludes review of JFK assassination documents with 99% made public
- politico.com: Why We Still Don’t Have the JFK Assassination Files
- Material der Nachrichtenagentur dpa