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Warum fehlte Donald Trump bei der TV-Debatte der Republikaner? – eine Analyse


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TV-Debatte der Republikaner
Trumps Strategie geht auf


Aktualisiert am 28.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Alleinunterhaltung statt Auseinandersetzung: Donald Trumps Strategie wird in Michigan erkennbar.Vergrößern des Bildes
Alleinunterhaltung statt Auseinandersetzung: Donald Trumps Strategie wird in Michigan erkennbar. (Quelle: IMAGO/Junfu Han)

Eine Strategie von Donald Trump scheint aufzugehen: Ausgerechnet weil er sich den parteiinternen Konkurrenten nicht stellt, wird er für Biden noch gefährlicher.

Wieder hatte Donald Trump Besseres zu tun. Statt sich in Kalifornien seinen republikanischen Konkurrenten um die Präsidentschaftskandidatur bei der zweiten großen TV-Debatte zu stellen, flog er lieber in den Bundesstaat Michigan. Dort, wo fast 20.000 Arbeiter einen Massenstreik in der wichtigen amerikanischen Autoindustrie begonnen haben, glaubt Trump, mehr gewinnen zu können als auf einer Bühne mit sieben anderen Kandidaten.

Trump weiß um seine extrem guten innerparteilichen Umfragewerte. Zuletzt wurde ihm sogar vonseiten der "Washington Post" und von "ABC News" bescheinigt, dass er nicht nur weit vor seinen republikanischen Konkurrenten liegt, sondern auch vor dem amtierenden Präsidenten der Demokraten, Joe Biden. Warum sich also abgeben mit Ron DeSantis, Nikki Haley oder Vivek Ramaswamy, die laut Trump bislang nicht mal das Format für das Amt des Vizepräsidenten mitbringen würden?

Dass seine Strategie aufgeht, hatte schon Joe Bidens Reaktion gezeigt: Er war einen Tag zuvor nach Michigan gereist, um seinerseits zu den streikenden Arbeitern zu sprechen. Es wirkte, als habe der Wahlkampf zwischen ihm und Trump bereits begonnen.

Aufmerksamkeit pur

Am Mittwoch also nutzte Donald Trump den Streik der Autobauer von Michigan geschickt als Momentum, um sich als Vorkämpfer jener Wählergruppe zu inszenieren, die ihm 2016 seinen ersten Wahlsieg gegen Hillary Clinton beschert hatte. Im ganzen Land berichteten die Massenmedien über seinen Auftritt und die Rede, die er in Michigan gehalten hat. Die TV-Debatte selbst lief dagegen live nur bei "Fox News". Was fast nirgends zu lesen ist: Trump hat in Michigan gar nicht vor gewerkschaftlich organisierten Autoarbeitern gesprochen, wie er gerne glauben lässt. Zu Gast war er auf Einladung des Autozulieferers Drake Enterprises, dessen Mitarbeiter in keiner Gewerkschaft organisiert sind.

Das aber spielt für die Botschaft, die er aussenden möchte, auch keine Rolle. "Gebt mir weitere vier Jahre und ich bringe euch das Ende dieses schrecklichen Globalismus, der unser Land tötet", ruft Trump und ermutigt die Amerikaner, sich dem "ultimativen Streik gegen die Globalisten-Klasse" anzuschließen. Joe Biden "liefert unsere Autoindustrie an China aus", so Trump über die Elektroauto-Offensive des US-Präsidenten. Unter seiner Regierung hingegen "werden Benzinmotoren erlaubt sein, aber Geschlechtsumwandlungen bei Kindern werden verboten!" Die Menge jubelt. Trump hat in Michigan wieder einmal demonstriert, dass er ein begnadeter Alleinunterhalter ist.

Ein bedeutungsloser Abend

In der TV-Debatte in Kalifornien hingegen mühten sich drei unbeholfene "Fox News"-Moderatoren und sieben Republikaner ab, ihrem Abend eine Bedeutung zu geben. Die TV-Runde fand in der großen Ronald Reagan Präsidentenbibliothek statt. Von der Decke hängen die Air Force One und die Marine One des ehemaligen Präsidenten, der konservativen Ikone Ronald Reagan. Wen das, was auf der Bühne gesprochen wurde, interessieren soll, bleibt angesichts der miserablen Umfragewerte der Trump-Konkurrenten allerdings offen.

Immerhin Ron DeSantis, Trumps größter Verfolger und Gouverneur aus Florida, wagte dieses Mal eine direkte Attacke gegen den abwesenden Arbeiterkämpfer: "Donald Trump sollte hier heute Abend auf der Bühne stehen", sagte Ron DeSantis und bekam dafür Applaus. Doch über zwei Stunden hinweg ergingen er und die anderen Mitbewerber sich vor allem in politischen Plattitüden, gegenseitigen Angriffen und darin, ihre eigenen Verdienste zu betonen.

Zunehmend provinziell wirkt es etwa, wenn etwa Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota, von seinen Erfolgen spricht. Sein Bundesstaat hat gerade mal 775.000 Einwohner. Chris Christie versucht, mit seiner Vergangenheit als früherer Gouverneur in New Jersey zu punkten. Nikki Haley und Tim Scott, beide aus South Carolina, bekriegen sich, wer in der eigenen politischen Karriere mehr erreicht hat. Selbst Mike Pence, einst Vizepräsident, führt immer wieder seinen Heimatbundesstaat Indiana an.

Kaum Trump, viel Biden

Echte Attacken gegen ihren Hauptkonkurrenten Donald Trump aber haben die meisten Kandidaten auch dieses Mal vermieden. Sogar sein schärfster Kritiker Chris Christie ist nicht mehr als ein müder Witz eingefallen. Er lautete: Die Leute sollten Donald Trump lieber Donald Duck nennen. Wie beim ersten Mal versuchte es der neue Super-Populist Vivek Ramaswamy mit einer Umarmung: Donald Trump sei der beste Präsident gewesen. Die "America-First-Agenda" aber gehöre nicht nur einer Person, so Ramaswamy. Es gehe jetzt darum, sie "auf das nächste Level zu heben".

Erkenntnis dieser zweiten Debatte ist daher: Wie jemand Trump innerparteilich auch nur annähernd gefährlich werden soll, ist völlig unklar. Ablesen lässt sich allenfalls, was Joe Biden im Wahlkampf an Kritik erwarten muss: Inflation und Migration sind die Hauptthemen, die über zwei Stunden immer wieder angesprochen werden. "Eine Nation ohne Grenzen ist keine Nation", sagt etwa Mike Pence, und dass Bidens Wirtschaftspolitik, die Bidenomics, versagt hätten.

Ein Vorteil gegen Biden

Am Ende sagte Trumps Erzfeind Chris Christie einen vielsagenden Satz. Er würde jeden seiner Konkurrenten auf der Bühne an diesem Abend achten. "Denn sie alle sind hier und nehmen die republikanischen Wähler ernst", so Christie. Ob die potenziellen Wähler allerdings dieses Format ohne Trump ernst nehmen, ist die eigentlich entscheidende Frage.

Trump in Michigan witzelte derweil nur davon, dass er sich später womöglich einige Ausschnitte der Debatte seiner Herausforderer ansehen werde. Von einem Moderator gefragt, was er denn wenigstens von seinem stärksten Verfolger Ron DeSantis halte, antwortete er: "Wir führen mit mehr als 54 Prozent vor DeSanctimonious. Er fällt vom Himmel, wie ein verletzter Vogel."

Solange ihm in den Umfragen keiner gefährlicher wird als der Gouverneur aus Florida, muss er sich diesen TV-Diskussionen womöglich auch in Zukunft nicht stellen. Dann würde Trump die Vorwahlen gewinnen, ohne dabei öffentlich Schaden von dem internen Republikaner-Wahlkampf zu nehmen. Im Kampf gegen Biden könnte das ein wichtiger Vorteil sein.

Verwendete Quellen
  • Livestream der TV-Debatte (Englisch)
  • Übertragung der Trump-Rede in Clinton, Michigan (Englisch)
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