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US-Wahl 2024: Noch mal Joe Biden als Präsident? "Der Greis ist heiß"


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Biden startet den Endkampf
Wie soll das nur gut gehen?


Aktualisiert am 26.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Er hat noch einen Auftrag zu erledigen: Joe Biden tritt ein letztes Mal an. (Quelle: Drew Angerer/getty-images-bilder)
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Trotz schlechter Umfragewerte und hohem Alter will Joe Biden 2024 ein letztes Mal US-Präsident werden. Wie soll das nur gut gehen?

Er ist noch nicht fertig. Das in etwa ist die Kernaussage von Joe Bidens Wahlkampagne, die ihn im Jahr 2024 ein zweites und letztes Mal ins Weiße Haus bringen soll. Der US-Präsident wäre dann 82 Jahre alt, und er soll ausgerechnet wiedergewählt werden, weil noch nicht alles erledigt ist.

"Lasst uns den Auftrag erfüllen", heißt es am Ende seines am Dienstag veröffentlichten dreiminütigen Wahlkampfvideos. Kraftvoll oder inspirierend wirkt diese Aussage des sehr alten Mannes nicht.

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Ein mächtiger Gegner als Gewinn

Nicht nur im Ausland, auch in den USA ist die wohl meist gestellte Frage nach Joe Bidens offizieller Verkündigung: Wie soll das nur gut gehen? Ein US-Präsident, der stolpert, der sich verhaspelt und der Dinge sagt, die er lieber nicht gesagt hätte.

Hinzu kommen die miserablen Zustimmungswerte. Laut aktuellen Umfragen liegen diese nur bei rund 41 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Amerikaner geben an, dass sie sich keine zweite Amtszeit von Joe Biden wünschen. Sogar bei den demokratischen Anhängern hegt fast die Hälfte große Skepsis gegenüber einer erneuten Kandidatur Bidens.

Davon scheinbar unbeirrt aber sieht fast alles an Bidens Kampagne nach einer Wiedervorlage von 2020 aus. Sogar seine glücklose Vize-Präsidentin Kamala Harris bleibt offenbar an seiner Seite.

Das Hauptargument für Biden scheint nach wie vor sein republikanischer Endgegner Donald Trump zu sein. Denn der macht alles, um ebenfalls wieder ins Weiße Haus einzuziehen. In der Lesart der potenziellen demokratischen Wähler bedeutet das: Die Gefahr ist noch lange nicht gebannt.

Die Angst vor Trump brachte schon in Bidens erstem Wahlkampf einen entscheidenden Schub. Am Ende war es gewissermaßen Trump, der ihm zum Erfolg verhalf, obwohl Biden schon damals ziemlich klapprig wirkte.

Für die einen ist es Reife, für die anderen ein Risiko

Bidens Alter wird im kommenden Wahlkampf definitiv eine große Rolle spielen. Erstens ist der naturgemäß noch älter geworden. Zweitens werden die Republikaner diese Schwachstelle noch viel aggressiver thematisieren als schon 2020. Trumps Team versucht, den Kontrahenten schon lange lächerlich zu machen. Biden wird als Sicherheitsrisiko dargestellt, der die Nation in den Abgrund führt.

Das Alters-Argument aber erschöpft sich auch relativ schnell. Zumindest, solange Joe Biden in der Lage ist, seine Wahlkampfauftritte wahrzunehmen, nicht dauernd stürzt oder ernsthaft erkrankt. Entscheidend sind für den Präsidenten nicht die begeisterten Trump-Fans, sondern die eigene Basis und vor allem die Unentschiedenen. Sie muss er davon überzeugen, dass er noch immer der Richtige für diesen wichtigen Posten ist.

Wie sehr Joe Biden trotz seines Alters im Wahlkampf von Sympathie getragen wird, hängt zwar auch von seinem Gesundheitszustand ab. Letztendlich wird aber die wirtschaftliche Lage des Landes den Blick auf das Alter dieses Mannes definieren, ganz besonders die anhaltende Rekordinflation. Die einfache Formel: Kann Biden wirtschaftliche Erfolge vermelden, die jeder US-Bürger spürt, wird das Alter eher unwichtig sein. Scheitert er, wird er alt und schwach aussehen.

Kein Popstar, aber die letzte Hoffnung

Wer Joe Biden aus der Nähe betrachtet, kann immer wieder feststellen: Der Greis ist noch immer heiß auf diesen Job, bei dem es auch darum geht, die Herzen der Menschen zu erreichen.

Neulich bei einem Feuerwehr-Kongress etwa, einer vermeintlich unwichtigen Veranstaltung in Washington, wanderte Biden nach seiner Rede mitten ins Publikum und war gar nicht mehr aus dem Saal zu bekommen. Er genoss es, von Menschen umringt zu sein, freundliche Worte zu verteilen und Selfies zu machen.

Joe Biden ist kein junger Popstar und trotzdem drängen sich die Leute um ihn. Was seinem Team in die Hände spielt: Viele Herzen fliegen diesem alten Präsidenten tatsächlich zu. Von nicht wenigen Menschen wird er wie ein Familienmitglied wahrgenommen, als weiser alter und gutmütiger Opa, von dem man sich Rat erhofft, an den man sich wenden kann, wenn man einfach nicht mehr weiter weiß. Joe Biden verkörpert Hoffnung, auch wenn man um seine Gesundheit bangt.

Der Freiheitskampf als Kernthema

Besonders auffällig ist: Joe Biden stellt seiner Kampagne das Wort "Freiheit" voran. Die gelte es zu verteidigen wie nie zuvor. Es ist eine Kampfansage, die weit über seinen wahrscheinlichen Konkurrenten Donald Trump hinausgeht. Sie zielt eindeutig auch auf den anderen möglichen und deutlich jüngeren Kandidaten der Republikaner: Ron DeSantis.

Der Gouverneur von Florida gibt sich seit der Covid-Pandemie als Verfechter der Freiheit, etwa indem er Masken- und Impfpflichten bekämpfte. DeSantis aber hat sich vor allem den Kulturkampf gegen alles vermeintlich Linke auf die Fahnen geschrieben und wurde mit einem Rekordergebnis im Amt bestätigt. Die Sorge in den USA ist groß, dass DeSantis als Präsident eine rechtskonservative Agenda gegen Abtreibung, Transgender und Minderheiten auf das ganze Land ausweiten könnte.

In Wahrheit, so der Tenor der Biden-Kampagne, führen DeSantis, Trump und die Republikaner Amerika in die Unfreiheit. Diese Erzählung soll mobilisieren: Es geht auch bei dieser kommenden Wahl wieder um alles und um die Seele Amerikas. Joe Biden soll dabei für das allumfassende Gute stehen. Sein hohes Alter wirkt für diese Rolle fast maßgeschneidert, zumal Donald Trump nur vier Jahre jünger ist.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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